Eine stuermische Braut
seinem Kopf formierte.
Er glaubte nicht, dass er verheiratet war. Und er fing an, seinen Reaktionen mehr und mehr zu vertrauen; es war also kaum möglich zu glauben, dass er es doch war. Andernfalls hätte seine calvinistische Erziehung dafür gesorgt, dass die Schuld ihn innerlich zerriss, ungeachtet dessen, ob er sich nun erinnern konnte oder nicht.
Logan war also beinahe überzeugt, dass er keine Ehefrau hatte; beinahe überzeugt, dass er Linnet bitten konnte, die Rolle zu übernehmen.
Und noch mehr war er überzeugt, dass er, wenn die Zeit gekommen war, sie würde überzeugen können, seinen Antrag anzunehmen.
Es gab einen Charakterzug, der ihm Tag für Tag deutlicher vor Augen trat - dass er nämlich nicht zu den Männern gehörte, die jemals aufgaben. Nicht wenn er es sich in den Kopf gesetzt hatte, etwas zu bekommen oder etwas zu erreichen.
Und er wollte Linnet bekommen, wollte es mit einer Leidenschaft, die größer war als alles andere, was er jemals zuvor gefühlt hatte.
In wenigen kurzen Tagen hatte sie ihn dazu gebracht -dazu gezwungen - seiner Zukunft entgegenzusehen, zu begreifen und zu akzeptieren, dass er ohne sie und ihr Heim nicht mehr sein konnte. Dass sie ihn auf eine Art erfüllte und in einer Tiefe, die er früher niemals für möglich gehalten hatte. Dass sein Platz hier - und ihn zu beschützen - überlebensnotwendig war - und dass ihm daher keine Wahl blieb, sie und alles, was ihr gehörte, in sein Leben aufzunehmen - sich Mon Coeur gewissermaßen einzuverleiben.
Linnet war der Magnet, um den der Rest seines Lebens kreisen würde.
Aber wie sollte er ihr das klarmachen? Wie sie überzeugen, die unausweichlichen Konsequenzen zu akzeptieren ... er konnte es nicht sagen.
Logan schlug die Decken zurück, stand auf und reckte sich, er fühlte sich lebendiger, energiegeladener als je zuvor. Er senkte die Arme und blickte zur Tür. Ungeachtet dessen, was Linnet wohl denken mochte, hatte er sich schon einen Platz in ihrem Leben erobert - denjenigen, den er gegenwärtig ausfüllte. Gleichgültig, wie sie darüber denken mochte - er würde diesen Platz nicht aufgeben, ihn nicht freimachen.
Nein, er würde sie nicht gehen lassen.
Als Logan an den Frühstückstisch kam, beschloss er, dass er ebenso gut so weitermachen konnte, wie er es sich vorgenommen hatte. Nachdem er seinen üblichen Platz links neben ihr eingenommen, Molly mit einem Lächeln begrüßt und sich bei ihr für den Teller mit Würstchen und Schinken bedankt hatte, fing er Linnets Blick auf.
»Nun, was machen wir heute?«
Sie starrte zurück.
»Ich habe noch nicht entschieden, was ich heute erledigen will«, erwiderte sie mit belegter Stimme.
»Was auch immer du beschließt, ich komme mit dir.«
»Ich dachte, dass es vielleicht besser für dich ist, wenn du dich nach deiner unruhigen Nacht ein wenig ausruhst -vielleicht Buttons mit den Kindern hilfst.«
Er hielt ihren Blick noch eine Sekunde lang fest, richtete ihn dann aufs Fenster und auf den grauen Tag draußen.
»Da braut sich etwas zusammen. Die Kinder werden höchstwahrscheinlich drinnen bleiben. Ich glaube, dass es mir vielleicht mehr hilft, mit dir zu kommen.«
Logan schaute sie wieder an, schaufelte sich eine Gabel voll Schinken in den Mund und kaute - während er sie unentwegt anblickte.
Linnet kniff die Augen zusammen.
»Und ich glaube«, hielt sie unverblümt dagegen, »dass wir alles tun sollten, was in unserer Macht steht, deinen Gedächtnis wieder auf die Sprünge zu helfen. Aber ich weiß nicht recht, was wir sonst noch tun könnten.«
Er nickte und richtete seine Aufmerksamkeit endlich auf den Teller.
»Es muss noch mehr geben. Ich denke darüber nach.«
Linnet biss sich auf die Zunge, um der Versuchung zu widerstehen, ihm zu antworten. Denn wenn er beschlossen hatte, keine weiteren Köder auszuwerfen - und sie war ziemlich sicher, dass er genau das getan hatte -, dann wäre es klug, die schlafenden Hunde nicht zu wecken.
Von der anderen Seite des Tisches aus fragte Vincent ihn über Kavalleriepferde und Stallhaltung aus. Während Logan antwortete, ließ Linnet den Blick über den Tisch schweifen und vergewisserte sich, dass keiner der Anwesenden registriert hatte, dass gerade eben ein starker Wille auf einen zweiten starken Willen geprallt war.
Mit gesenktem Kopf beendete sie ihre Mahlzeit und lauschte den Unterhaltungen rund um den Tisch, wobei sie allerdings mehr Geräusche als Worte hörte. Ganz am anderen Ende plauderten Buttons und Muriel
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