Eine stuermische Braut
Rahsegeln vorn und an den Mittelmasten und einem Stagsegel am Besanmast. Das Schiff war so gemalt, dass es förmlich über die aufschäumenden Wellen zu fliegen schien; einen Moment lang dachte er über das Bild nach und schritt dann zum nächsten.
Unwiderstehlich angezogen wurde Logan von einem Porträt, das an dem hervorgehobenen Platz hinter Linnets Stuhl hing. Als er hinter ihr vorbeikam, griff sie gerade nach einem Stift, prüfte die Feder, schraubte ein Tintenfass auf und unterschrieb die Papiere, die sie überflogen hatte.
Reeder bei der Arbeit, dachte Logan trocken. Seine Passage nach Plymouth würde noch eine Sache sein, für die er ihr etwas schuldig war. Er blieb an einer Seite an ihrem Stuhl stehen, kehrte dem Zimmer den Rücken zu und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Porträt - auf den Mann, der in die Länge des Zimmers blickte. Um seine Lippen spielte ein humorvolles Lächeln, in seinen grünen Augen blitzte ein unbekümmertes Lächeln, und das Haar glänzte rotgolden.
Logan las den Namen des Bildes unten am Rahmen und war wenig überrascht, dass es sich bei dem Mann um Thomas Trevission handelte, den Kapitän der Esperance.
»Dein Vater?«, murmelte er, ohne sich umzudrehen.
»Ja.«
Er warf einen Blick auf Linnet, die immer noch über ihre Papiere gebeugt war. Logan drehte sich wieder zu dem Porträt um und hatte das Gefühl, dass eine Menge Puzzlestücke, sie und ihren Haushalt betreffend, an ihren Platz fielen. Dass sie Waisen aufnahm, deren Väter Matrosen gewesen waren und vermutlich auf Trevission-Schiffen gefahren waren. Und wenn er genau darüber nachdachte, besaßen all die Männer, die an ihren Haushalt gebunden waren, eingeschlossen Vincent, Bright und sogar die jüngeren Burschen, diesen wiegenden Gang der Seeleute.
Die Tür wurde geöffnet, Dodds kehrte zurück. Er hatte die Nase in ein Kontobuch gesteckt.
»Bei Cummins wartet eine Ladung für die Esperance, die er noch vor Weihnachten nach Plymouth schaffen will«, verkündete er, »und ich glaube, dafür würde er sogar noch extra zahlen.«
Linnet schaute auf.
»Das ist genau die Ladung, nach der ich Ausschau halte. Schicken Sie Cummins eine Nachricht, dass wir seine Fracht mitnehmen, sofern er bereit ist, unseren Preis zu zahlen und die Sachen aufs Schiff schaffen kann, bevor wir ablegen. Sie können auch gern die Nachricht in Umlauf bringen, dass wir bis zur Flut morgen früh noch kleinere Frachten aufnehmen, die nach Plymouth gelangen müssen. Die Leute können sich direkt an Griffiths wenden.«
»In der Tat, Ma’am.« Lächelnd bemerkte Dodds, dass sie die Papiere unterschrieben hatte. »Ausgezeichnet. Es gibt nur noch drei Anfragen, die in der Schwebe sind.« Er reichte ihr einen Stapel Unterlagen. »Wenn Sie mir sagen, wie wir damit umgehen sollen, kann ich mich darum kümmern. «
Rasch überflog Linnet die Papiere und gab sie ihm zurück.
»Wie üblich sind wir nicht daran interessiert, unsere Schiffe oder Lagerhäuser zu verkaufen. An niemanden. Bitte richten Sie den Herren Cartwright und Collins unseren Dank für die Anfrage aus und lehnen Sie höflich ab. Und was die Anfrage der Falmouth-Werft betrifft ...« Sie hielt kurz inne. »Sagen Sie ihnen, dass wir an einem Gespräch über die Barke interessiert sind, aber vor März des nächsten Jahres keine neue Flotte kommissionieren werden. Das wäre der früheste Termin.«
Kopfschüttelnd erhob sie sich.
»Ich staune immer wieder, dass die Leute glauben, wir würden ein neues Schiff kaufen, wenn die Saison zu Ende ist. Sonst noch was?«
»Nein, Ma’am.« Dodds schloss das Kontobuch. »Das ist alles.«
»Gut.« Linnet zeigte auf das Buch. »Sorgen Sie zuerst dafür, dass die Esperance ihre Fracht bekommt. Der Rest kann warten.«
»In der Tat, Ma’am. Sofort.« Dodds verbeugte sich, wirbelte herum und verschwand.
Linnet wandte sich an Logan.
»Unsere Beutel können wir für den Moment hier lassen. Ich muss noch woanders hingehen, bevor ich dich zum Schiff bringen kann.«
Er nickte und schloss sich ihr an, als sie den Tisch umrundete und zur Tür hinausging.
Draußen auf dem Kai bog Linnet nach rechts. Ihr Umhang wehte in der auffrischenden Brise hin und her, sodass sie ihn fester zog, als sie in Richtung Schloss eilte. Logan beschleunigte seinen Schritt, bis er sich neben ihr befand.
Als sie auf die lange Auffahrt einbog, die hinüber zum Schlosstor führte, wurde er langsamer.
»Mach dir keine Sorgen«, murmelte sie und wechselte ein Kopfnicken mit
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