Eine Stuermische Nacht
ohnehin zwecklos gewesen. Sie achtete also nicht weiter darauf, dass ihr bittere Galle in die Kehle stieg. Während er ihre Brust betastete, verriet sie außer durch das verächtliche Funkeln ihrer Augen durch nichts ihre Gefühle. Als er mit einer Hand über ihren Oberschenkel abwärtsfuhr, brauchte sie ihre ganze Willenskraft, nicht vor seiner Berührung zurückzuzucken.
Seine Finger kehrten zu ihrer Brust zurück, und Ainsworth lächelte.
»Oh, bleib ruhig wie ein Holzklotz liegen, wenn du willst, mir macht das nichts aus«, erklärte er. Etwas Hässliches trat in seine grauen Augen.
»Weil ich, mein Liebchen, dich dazu bringen kann, dich zu bewegen, wenn ich will.« Seine Finger packten ihre Brust, er beugte sich mit einer raschen Bewegung vor und biss sie in die Brustspitze.
Schmerz und Entsetzen tosten durch ihren Körper, sie bäumte sich auf und schrie.
Draußen im Flur durchbohrte Emilys Schrei Barnaby wie ein Dolchstoß. Wut und Furcht trieben ihn an, er machte einen Satz nach vorn und drückte die Türklinke, stellte fest, dass abgeschlossen war, und benutzte seine Schulter als Rammbock. Er warf sich gegen die Tür, und unter dem Aufprall splitterte das Holz am Türrahmen. Die Tür wurde aufgestoßen und prallte mit einem lauten Knall gegen die Wand.
Barnaby stürmte ins Zimmer, das Messer in der Hand. Er benötigte nur eine Sekunde, um die Sachlage zu erfassen – Emily war nackt ans Bett gefesselt, und Ainsworth stand in seinem blauen Morgenrock neben ihr.
Bei dem Krach, als Barnaby die Tür aufbrach, hatte Ainsworth sich aufgerichtet, aber seine Hand hielt immer noch Emilys Brust. Er starrte Barnaby mit offenem Mund und vollkommen verdutzt an. Sein Blick fiel auf die Klinge in Barnabys Hand und zuckte wieder fort.
Nach dem ersten verzweifelten Blick auf Emily blieb Barnaby kurz vor dem Bettende stehen und konzentrierte sich ganz auf Ainsworth. Grimmig betrachteten die beiden Männer einander – die Bereitschaft, sich aufeinander zu stürzen, war beinahe greifbar.
Trotz seiner nahezu aussichtslosen Lage suchte Ainsworth nach irgendetwas, das ihm helfen würde, ungeschoren davon zu kommen, am Ende doch den Sieg davonzutragen. Joslyn unternahm keine Anstalten, ihn anzugreifen, und Ainsworth setzte darauf, dass er den Spieß doch noch irgendwie umdrehen und alles zu seinen Gunsten wenden, ja, den anderen Mann vertreiben konnte. Also erklärte er gedehnt:
»Ich fürchte, Sie sind zu spät.« Er lächelte.
»Es ist vollbracht – sie gehört mir.«
»Er lügt«, schrie Emily und bäumte sich in den Fesseln auf; Wut trat an die Stelle der süßen Erleichterung, die sie erfasst hatte, als Joslyn in den Raum gestürmt war. Die beiden Männer ließen sich gegenseitig nicht aus den Augen, sie beachteten sie nicht weiter. Verzweifelt rief sie noch einmal:
»Er lügt, glauben Sie mir. Er ist eine falsche Schlange.«
Mit einem wachsamen Ausdruck in den kalten Augen sagte Ainsworth:
»Nun, das muss sie wohl sagen.« Barnaby starrte ihn an, ohne zu blinzeln, wie ein Raubtier seine Beute, und Ainsworth fügte hinzu:
»Ich bin sicher, sie zieht einen Viscount einem einfachen Mister vor und Ihr Vermögen dem meinen, aber sie wird sich damit abfinden müssen, schlicht Mrs Ainsworth zu sein, und sich mit dem zu bescheiden, was ich ihr bieten kann.«
»Ich denke nicht«, wandte Barnaby leise ein. »Wenn sie heute Nacht mit mir von hier fortgeht, wird sie das als meine Verlobte tun.«
Ainsworth erstickte beinahe an der Wut, die sich in ihm aufstaute. So dicht vor seinem Ziel angekommen zu sein, nur um in letzter Sekunde zu scheitern … Es war unerträglich. Sein Blick zuckte zu seinen Kleidern auf dem Stuhl, nur ein kleines Stück entfernt. Er hatte immer eine kleine Pistole bei sich, geschickt in einer Tasche seines Rockes versteckt, und wenn er sie zu fassen bekäme … Er machte einen Schritt zum Stuhl hin und sagte gleichgültig:
»Sie haben die Wahl … wenn Sie unbedingt das wollen, was ein anderer übrig gelassen hat.«
»Ich glaube Ihnen nicht – und selbst wenn, würde es keinen Unterschied machen«, erwiderte Barnaby kühl. »Ich werde sie heiraten.«
Emily starrte ihn an. Joslyn wollte sie heiraten? Wie absurd! Seine ungeheuerliche Erklärung musste ein Trick sein, um Ainsworth zu überraschen. Joslyn konnte sie nicht heiraten wollen! Oder doch? Ihr Herz klopfte wild, und ihre Gedanken wirbelten durcheinander, während sie den Blick nicht von seinem dunklen Gesicht losreißen konnte.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher