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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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gegangen.«
    »Allein?« Das Wort hallte wie ein Peitschenschlag durch die Küche.
    »Äh, nein … ihr Freund ist bei ihr.«
    »In welcher Richtung geht es zu den Ställen?«, fragte Barnaby scharf.
    »Folgen Sie mir«, antwortete Walker nervös.
    Sie traten nach draußen, und Walker deutete in Richtung der Ställe.
    »Es ist nicht mehr als ein paar Hundert Schritt von der Wegbiegung an.«
    Barnaby entfernte sich mit langen Schritten in die angegebene Richtung. Er war erst ein Stück weit gekommen, als das Geräusch eines nahenden Gespanns ihn herumfahren ließ. Seine Kutsche war eingetroffen.
    Wenigstens ist dieses Problem erledigt , überlegte er, während er weiter zu den Ställen eilte. Er näherte sich der zweiten Kurve, als er etwas am Wegesrand auf dem Boden liegen sah, das er sogleich wiedererkannte. Vor seinem geistigen Auge sah er wieder, wie Emily ihr Retikül nahm, bevor sie den Salon verließ, um sich mit ihrem Besucher zu treffen. Das Blut schien ihm in den Adern zu Eis zu erstarren, dann begann er zu rennen, blieb vor dem Stoffbeutel stehen und hob ihn auf. Es war Emilys, und er konnte sich keinen guten Grund denken, warum sie ihn hier hatte fallen lassen.
    Da er ein guter Fährtenleser war, betrachtete er prüfend den Boden und konnte die Abdrücke von zwei Pferden ausmachen. Anhand der Spuren war leicht zu sehen, dass die Reiter aus dem Wald gekommen waren und dass es so etwas wie ein Handgemenge gegeben hatte. Allerdings waren so viele Hufabdrücke da, dass man das nicht mit letzter Sicherheit sagen konnte. Die Spuren verschwanden auf der anderen Seite des Weges im Wald.
    Unfähig, sich ein klares Bild von den Vorfällen zu machen, aber in der Furcht, dass es nichts Gutes für Emily verhieß, rannte er, ihr Retikül fest umklammernd, zu den Ställen. Er betete, dass sie dort mit Jeb irgendwo stand und ihm eine logische Erklärung liefern konnte, warum ihr Retikül am Wegesrand gelegen hatte, aber tief innerlich wusste er, dass er sie dort nicht finden würde.
    Er lief an den beiden draußen angebundenen Pferden vorbei, seinem und Lambs, wie er erkannte, und in den Stall. Er konnte weder Emily noch Jeb entdecken, nur einen vielleicht zwölfjährigen Jungen, offenbar ein Stallbursche, der den Mittelgang fegte. Scharf fragte er ihn:
    »Wo ist sie?« Als der Junge ihn nur verständnislos anstarrte, fügte er hinzu.
    »Miss Emily und Jeb Brown, meine ich. Wo sind sie?«
    Derart von einem Fremden angefahren, der aussah, als sei er bereit, einen Mord zu begehen, schluckte der Bursche mehrmals, antwortete dann aber tapfer:
    »Und wer sind Sie, dass Sie nach Miss Emily fragen?«
    »Ich bin Lord Joslyn«, knurrte Barnaby praktisch.
    Der Junge erbleichte und stammelte:
    »L-Lord J-J-Joslyn? Verzeihen Sie, Mylord, aber ich hatte nicht …«
    Barnaby winkte seine Entschuldigung beiseite.
    »Kümmere dich nicht weiter darum.« In freundlicherem Ton erkundigte er sich dann:
    »Ist Jeb Brown hier gewesen?«
    Der Junge nickte.
    »Er war hier, vor vielleicht zwanzig Minuten. Er hat sein Pferd genommen und gesagt, er wollte jetzt ins Dorf reiten.«
    Barnabys Herz zog sich zusammen.
    »Und Miss Emily? Hast du sie gesehen?«
    »Nein, Mylord, nur Jeb.«
    Barnaby machte auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Stall, dabei rief er über seine Schulter:
    »Ich nehme die Pferde gleich mit.«
    Nachdem er sich in den Sattel seines Pferdes geschwungen hatte, galoppierte er mit Lambs Pferd am Zügel hinter sich her zum Haus. Lamb und Walker erwarteten ihn an der Eingangstür. Er warf Lamb die Zügel seines Tieres zu und erklärte:
    »Emily wird vermisst. Wir müssen sie finden.«
    Walker schnappte nach Luft, und seine Miene spiegelte sein Entsetzen wider.
    »Aber sie war doch mit Jeb zusammen«, rief er.
    Barnaby blickte ihn kühl an und zeigte ihm das blau-weiße Retikül, das er in seine Jacke gesteckt hatte, nachdem er aufgesessen war.
    »Ich habe das hier auf der Straße gefunden. Von Emily ist weit und breit nichts zu sehen, und der Stallbursche hat gesagt, dass Jeb vor etwa zwanzig Minuten aufgebrochen sei.«
    »Diese Teufel!«, platzte Walker heraus, erbost, aber auch verängstigt.
    »Sie haben sie entführt!«
    »Wenn ›diese Teufel‹ Jeffery und Ainsworth sind, dann stimme ich zu, aber solange wir ihr Ziel nicht kennen, nützt uns diese Information nur wenig. Wir wissen nicht, wo sie sie hingeschafft haben«, erwiderte Barnaby aufgebracht und versuchte die hilflose Wut zu bezwingen, die in ihm wütete.
    Walkers Augen

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