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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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leuchteten auf.
    »Der alte Bauernhof der Godarts!«, rief er. Beinahe übermütig vor Erleichterung fuhr er fort:
    »Jeb hat uns erzählt, dass der Squire und Ainsworth gelogen haben, als sie behaupteten, sie wollten nach Newhaven. Sam, der Junge vom Schmied, hat gesagt, er habe sie heute Nachmittag gesehen – auf dem alten Godart-Anwesen. Dorthin müssen sie sie gebracht haben.«
    Barnaby verfluchte seine Unkenntnis der Gegend und fragte scharf:
    »Wo ist das, zur Hölle?«
    Walker kam die Wegbeschreibung schneller über die Lippen als Wasser durch einen gebrochenen Damm. Als ihr Ziel klar war, wendeten Barnaby und Lamb die Pferde und galoppierten über die Auffahrt davon.
    Während er von The Birches fortritt, erlaubte sich Barnaby nicht, daran zu denken, was vielleicht gerade mit Emily geschah – das würde ihn nur in den Wahnsinn treiben. Sein einziger Gedanke war einfach, sie zu erreichen, bevor … Fluchend und inbrünstiger betend als je zuvor in seinem Leben, konzentrierte er sich grimmig auf die Straße vor ihm. Wie ein Leuchtfeuer rief ihn das Wissen, dass Emily in Gefahr war, weiter und weiter.
    Die Dämmerung war angebrochen, aber sie fanden dennoch ohne Mühe die Abzweigung, die zu dem verlassenen Hof führte, und fast ohne ihr halsbrecherisches Tempo zurückzunehmen, bogen sie auf den halb überwucherten gewundenen Fahrweg ein. Etwa nach einer halben Meile auf dem kurvigen Weg flackerte vor ihnen Licht auf, verschwand aber wieder nach der nächsten Wegbiegung. Obwohl es ihnen gegen den Strich ging, aber in dem Wissen, dass sie sich dem Haus näherten, zügelten sie ihre Pferde, denn sie wollten die Schurken ja nicht auf ihre Ankunft aufmerksam machen.
    Als sie schließlich vor dem schäbig aussehenden einstöckigen Bauernhaus ankamen, hielten sie ihre Pferde an und sprangen beinahe gleichzeitig aus dem Sattel. In der aufziehenden Dunkelheit betrachtete Barnaby den dunklen Gebäudeumriss, lauschte angestrengt und suchte nach einem Schimmer des Lichts, das sie vorhin auf dem Weg zum Haus gesehen hatten.
    Von vorn wirkte das Haus verlassen und leer, aber als er zur Ostseite blickte, konnte er das flackernde Licht wieder ausmachen. Es kam aus einem Zimmer etwa in der Mitte des Gebäudes. Sein Herz klopfte heftig. Instinktiv wusste er, dass Emily in diesem Raum war.
    Er kehrte zur Vorderseite des Hauses zurück und flüsterte Lamb zu:
    »Ich nehme vorn, du hinten.«
    Lamb nickte und verschmolz wie ein Schatten mit der zunehmenden Dunkelheit.
    Barnaby zog sein Messer aus seinem Stiefel und schlich zum Eingang. Die massive Holztür öffnete sich lautlos, und er trat mit gezücktem Messer ein, dann wartete er einen Moment, bis seine Augen sich an das Dunkel innen gewöhnt hatten. Es roch modrig. Dank des schwachen Lichtes von draußen konnte Barnaby sehen, dass der Raum, in dem er stand, leer war. Er durchquerte ihn und bewegte sich auf die Schatten ihm gegenüber zu. Wie er es sich gedacht hatte, schloss sich ein enger Flur daran an, vermutlich gelangte man darüber zur Küche. Unter einer Tür zu seiner Linken schimmerte Licht – und bannte seine Aufmerksamkeit.
    Emily wachte orientierungslos auf; ihr Kinn schmerzte. Benommen wollte sie die Stelle berühren, aber sie konnte ihre Hand nicht bewegen. Sie benötigte einen Moment, um zu begreifen, weshalb sie es nicht konnte: Sie war an ein Bett gefesselt – die Hände an je einem der Bettpfosten am Kopfende und die Füße an denen am Fußende. Jäh war sie ganz wach und machte die beunruhigende Entdeckung, dass ihr Kleid und ihr Unterhemd in der Mitte aufgeschlitzt worden waren und in Fetzen zu beiden Seiten von ihr lagen, sodass ihr Busen und ihre Beine nackt waren.
    Panik erfasste sie, und sie begann sich zu winden und gegen die Fesseln zu stemmen, als die Erinnerung an ihre Entführung zurückkehrte. Was für eine alberne Närrin war ich nur , wütete sie gegen sich selbst, dass ich nicht mehr auf Cornelias Warnung gehört habe . Aber warum ich? , fragte sie sich. Es war doch Anne, die Ainsworth wollte, und wenn er den ganzen Tag in Newhaven gewesen war, hatte er nie im Leben erfahren können, dass Anne ihm entwischt war …
    Sie drängte das lähmende Entsetzen zurück, das sie zu überwältigen drohte, und versuchte sich einen Reim auf das alles hier zu machen. Sich auf etwas anderes zu konzentrieren half dabei, sie zu beruhigen … nicht immer nur zu überlegen, was wohl ihr Schicksal war … Ihr fiel wieder ein, dass Walker ihr irgendetwas gesagt

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