Eine Stuermische Nacht
und sagen es ihm. Das Aufgebot kann gleich am Sonntag zum ersten Mal verlesen werden, und wir können die Hochzeit für die zweite Woche im Februar planen.« Nachdenklich murmelte sie vor sich hin:
»Ich muss Anne schreiben und sie über das Vorgefallene unterrichten. Selbstverständlich wird sie an der Hochzeit teilnehmen wollen – und Hugh und seine Mutter auch. Das lässt uns auch Zeit, Kleider in London zu bestellen.« Sie schenkte Barnaby ein Lächeln.
»Sie werden den Unsinn einfach aushalten müssen, fürchte ich – ich kann nicht zulassen, dass Ihre Braut und ihre Familie in Lumpen erscheinen. Sobald das Aufgebot verlesen ist, sollten Sie eine kleine Gesellschaft geben, vielleicht sogar einen kleinen Ball, und die Nachbarn einladen, zum Beispiel Lord und Lady Broadfoot, Sir Michael und Mrs Featherstone und ihre Kinder. Oh, und den Vikar selbst mit seiner Familie. Es ist nur gut, dass Mathew und seine Brüder hier sind – dann ist das Verhältnis Damen und Herren ausgeglichener.« Sie lächelte boshaft.
»Ihre Cousins können gewissermaßen als Trostpreis für die Mädchen von Mrs Featherstone und Broadfoots drei Töchtern dienen.«
Sie entschieden dann noch, dass Emily und Cornelia noch eine weitere Nacht auf Windmere bleiben würden.
»Morgen früh wird früh genug sein, um nach The Birches zurückzukehren«, erklärte Cornelia. Sie klopfte sich mit einem Finger auf die Lippen und sagte:
»Wissen Sie, wenn Sie heute Vormittag mit dem Vikar gesprochen haben, wäre es vielleicht klug, ihn und seine Familie für den Abend zum Dinner einzuladen. Seine Gattin Penelope ist eine freundliche Dame, wie man sie selten trifft, und obwohl sie selbst drei Töchter unter die Haube zu bringen hat, wird sie Emily ihr Glück nicht neiden. Wenn wir Penelope auf unserer Seite haben, wird sie uns helfen können, etwaige Klippen zu umschiffen.« Cornelias Augen funkelten.
»Und obgleich sie Christin ist, wird sie es doch genießen, die einzige Dame in der Gegend zu sein – außer uns beiden –, die Sie kennt. Darauf wird sie stolz sein.«
Amüsiert antwortete Barnaby:
»Da ich meinen Marschbefehl habe, lasse ich die Damen nun allein. Wenn noch irgendetwas benötigt wird, einfach nach Peckham läuten.«
Die kleine hastig arrangierte Dinnergesellschaft am selben Abend verlief nach Plan. Mathew stellte sich trotz seiner vorher zum Ausdruck gebrachten Unzufriedenheit mit der Verlobung hinter seinen amerikanischen Cousin und gab sich den Anschein eines Mannes, der mit Barnabys Wahl seiner zukünftigen Braut vollauf zufrieden war. Wenig überraschend ahmte Thomas das Verhalten seines älteren Bruders nach; und Simon hatte ja ohnehin keine Einwände gehabt.
Zu der genannten Zeit trafen der Vikar und Mrs Smythe mit ihren drei Töchtern und dem ältesten Sohn ein. Da Mrs Smythe Emily und Cornelia aufrichtig gern hatte und nie mit dem Gedanken gespielt hatte, dass eine ihrer Töchter sich den Viscount würde angeln können, war sie, nachdem ihre anfängliche Überraschung überwunden war, wie Cornelia vorausgesagt hatte, entzückt, den Viscount kennenzulernen und dem frischverlobten Paar zu gratulieren.
Nach dem Dinner versammelten sich alle in dem prächtigen Empfangssalon in Gold- und Bronzetönen. Die Smythe-Mädchen, ihr Bruder und die Joslyn-Cousins lachten und unterhielten sich ein Stück entfernt, der Vikar, Barnaby und Emily waren in einem der beiden Alkoven, die durch die zwei Erkerfenster gebildet wurden, in ein vertrauliches Gespräch vertieft. Den Blick auf das Trio vor dem Fenster gerichtet stellte Mrs Smythe an Cornelia gewandt fest:
»Sie geben ein ganz reizendes Paar ab.« Sie schaute Cornelia mit hochgezogenen Brauen an und sagte halblaut:
»Ich nehme an, es muss nicht eigens erwähnt werden, dass dich die Verbindung freut.«
Cornelia nickte.
»Das kann ich nicht leugnen.« Sie blickte Penelope bedeutungsvoll an.
»Aber du weißt sicher auch, wenn die Nachricht von der Verlobung die Runde macht, wird es eine Menge Gerede geben.«
Die seit mehr als drei Jahrzehnten mit dem Vikar verheiratete Dame war groß und schlank, hatte rotes Haar und wirkte jünger als ihre achtundvierzig Jahre, obwohl sie sechs Kinder geboren hatte, noch bevor sie fünfundzwanzig war. In ihrer Jugend schon war sie nur passabel hübsch gewesen, aber sie hatte freundliche braune Augen und auf der Nase Sommersprossen, die ihr einen elfenhaften Charme verliehen, dazu ein lebhaftes, ansteckendes Lächeln. Penelope Smythe war nicht
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