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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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bogen sich nach unten. Aber wenn sie keinen guten Grund finden konnte, weshalb ein Mann wie Lord Joslyn sie heiraten wollte, konnte sie sich einen sehr guten Grund denken, warum eine Heirat mit ihr einem Mann wie ihm ein Gräuel wäre: der Schmuggel.
    Aber dennoch, so unglaublich es war, hatte er sie gebeten, ihn zu heiraten. Sie setzte sich auf und schlang die Arme um die angezogenen Knie. Genau genommen, gestand sie sich ein, hatte er verwirrt ausgesehen, aber erfreut, entschieden, sie zu heiraten. Wer wusste schon, was er dachte? Sie schüttelte den Kopf. Es war alles zu kompliziert, sie gab es auf, Joslyns Gründe verstehen zu wollen und kuschelte sich unter die Decke. Ein wehmütiges Lächeln spielte um ihre Lippen. War es am Ende möglich, fragte sie sich, dass er von ihr ebenso fasziniert war wie sie von ihm?
    Als er in seinem Bett lag, viel später an dem Abend, war Barnaby alles in allem zufrieden mit den Ereignissen des Tages. Emily hatte eingewilligt, ihn zu heiraten, und die Abendgesellschaft war gut verlaufen. Er mochte den Vikar und dessen Frau, fand, dass die Töchter und der Sohn ein gutes Licht auf ihre Eltern warfen. Ein kurzes Gespräch mit Cornelia, ehe sie sich in ihre Zimmer zurückgezogen hatte, hatte ihm zu der willkommenen Information verholfen, dass Mrs Smythe am nächsten Tag die Nachricht von der Verlobung in Umlauf bringen würde. Er lächelte in der Dunkelheit. Und er wusste von Lamb, dass die Nachrichtenübermittlung der Dienstboten natürlich bereits in vollem Gange war. Zu dieser Zeit am nächsten Abend würde es, daran zweifelte er nicht, niemanden im Umkreis von mehreren Meilen geben, egal welchen gesellschaftlichen Standes, der nicht wüsste, dass Lord Joslyn Anfang Februar Miss Emily Townsend heiraten wollte.
    Eine Sekunde lang dachte Barnaby an seine jüngere Schwester Bethany, die auf der anderen Seite des Ozeans war. Sie würde Emily gern haben, entschied er, und da die Hochzeit bald schon stattfinden würde, wünschte er sich nicht zum ersten Mal, dass er Bethanys Bitten nicht nachgegeben hätte, ihr zu erlauben, in Virginia zu bleiben, beim Bruder ihrer Mutter und dessen Frau als Anstandsdame. Seine Lippen zuckten. Es gab eine Menge an seiner Schwester und seiner Braut, das sich glich. Sie waren beide stur und temperamentvoll, und er fürchtete sehr, dass er in ihren kleinen entschlossenen Händen so weich wie Butter war.
    Sein Lächeln verblasste, als er an die unheilvollen Wolken dachte, die noch am Horizont dräuten. Jemand hatte versucht, ihn zu töten, nicht nur einmal, sondern zwei Mal, und er hatte keine Ahnung, wer der oder die Angreifer waren. Er rieb sich die verheilende Wunde unter seinem dichten schwarzen Haar. Man konnte jetzt einwenden, dass der letzte Versuch ein versehentlicher Schuss eines Wilderers gewesen sein könnte, aber die Idee verwarf er ohne Zögern. Er glaubte nicht an Zufälle, und dass er dem Tod zwei Mal in weniger als einem Monat aus Zufall knapp entronnen war, war wenig glaubwürdig. Es wäre tröstend gewesen, sich vorzustellen, dass wer auch immer versucht hatte, ihn zu töten, einfach aufstecken und sich nach zwei vereitelten Anschlägen geschlagen geben würde, aber das bezweifelte Barnaby.
    Es war möglich, räumte er ein, dass die Anschläge auf sein Leben nichts mit seinem Erbe zu tun hatten, aber es war schwierig, sich einen anderen überzeugenden Grund zu denken, weshalb sich sonst jemand seinen Tod wünschen sollte. Er konnte nicht behaupten, dass ihn alle mochten, die ihn kennenlernten, aber ebenso wenig konnte er sich anders als mit dem Joslyn-Vermögen erklären, was jemanden dazu verleiten sollte, ihn zu ermorden. Was wiederum zu einer sehr kurzen Liste mit Verdächtigen führte …
    Mathew, Thomas, Simon. In verschiedener Weise würde jeder von ihnen durch seinen Tod gewinnen. Mathew würde alles erben, was er immer schon als ihm zustehend angesehen hatte; Thomas würde der nächste Erbe werden, was zwar, wie Barnaby zugeben musste, ein wenig überzeugendes Motiv für einen Mord, aber auch nicht einfach von der Hand zu weisen war – was war schon ein Mord mehr, wenn ein Vermögen auf dem Spiel stand? Und Simon … Barnaby runzelte die Stirn. Was würde Simon gewinnen? Ihm wollte kein Vorteil für Simon einfallen, außer, dass er dadurch dem Titel eine Stufe näher rücken würde, aber das war ein noch schwächerer Grund als bei Thomas. Drei Personen zu töten, um erben zu können, schien ein bisschen weit hergeholt, aber wenn er

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