Eine Stuermische Nacht
gehört?«
Lamb schüttelte den Kopf.
»Alles, worüber unten geredet wird, ist deine Verlobung. Alle, außer vielleicht Peckham, sind hellauf begeistert wegen deiner Wahl. Deine Miss Emily ist überaus beliebt und genießt höchstes Ansehen; die meisten freuen sich für sie.« Er grinste.
»Du bist in der Meinung deiner Leute aufgestiegen, weil du genug Verstand bewiesen hast, dir Miss Emily als Braut zu erwählen, sodass du, obgleich Amerikaner, schließlich doch ein guter Kerl sein musst.«
Barnaby schmunzelte.
»Nun, man tut doch alles, damit die Dienerschaft zufrieden ist.«
»Und du selbst?«, fragte Lamb und schaute Barnaby forschend an, »bist du glücklich?«
Barnaby klopfte ihm auf die Schulter.
»Ja, mein Alter, ich bin glücklich.« Als Lamb ihn weiter mit hochgezogenen Brauen anschaute, fragte er:
»Sag jetzt aber nicht, dass du in Mathews Lager gewechselt bist und meine Entscheidung nicht gutheißt?«
Lamb lächelte.
»Nein. Wenn sie die Braut ist, die du dir ausgesucht hast, dann kann ich dir nur Glück wünschen.«
Es war nicht die glühende Begeisterung, die Barnaby sich gewünscht hätte, aber es würde reichen. Er vermutete, dass Lambs Vorbehalte mehr mit Jeffery zu tun hatten als mit Emily, was ihn wieder an das Jeffery-Ainsworth-Problem erinnerte. Er runzelte die Stirn.
Beinahe, als hätte er Barnabys Gedanken gelesen, sagte Lamb langsam:
»Ich denke, es wäre nicht verkehrt, wenn ich kurz ins Dorf reiten würde, um herauszufinden, ob es etwas zu Ainsworth zu erfahren gibt. Wie du schon gesagt hast, irgendetwas hätte inzwischen zu uns dringen müssen.« Er schnitt eine Grimasse.
»Es sei denn, Jeffery hat Ainsworths Leichnam bei dem anderen Kerl verscharrt und behauptet einfach, Ainsworth sei davongeritten, ohne irgendjemandem etwas zu sagen.«
»Sicherlich ist er nicht so dumm!«
Jeffery war überhaupt nicht dumm, wie sie bald genug herausfanden.
Mit Barnabys Segen war Lamb ins Dorf geritten, um eine Stunde oder zwei in der Krone bei Mrs Gilbert und der einen oder anderen ihrer hübschen Töchter zu verbringen. Schließlich, so sagte er sich, als er sein Pferd vor dem Gasthof festband, gab es keinen Grund, warum man nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden sollte. Er betrat die Schankstube und blickte sich um; es war Samstagnachmittag, und außer ein paar alten Fischern an einem der Tische und zwei Töchtern der Wirtin hinter der langen Theke befand sich niemand sonst dort. Kaum hatte er in einer ruhigen Ecke Platz genommen und war von der lächelnden Flora mit einem Krug Ale versorgt worden, als auch schon Mrs Gilbert erschien und sich ihm gegenüber setzte.
»Schlimme Neuigkeiten, das mit dem armen Mr Ainsworth, nicht wahr?«
Er hatte gerade von seinem Krug trinken wollen, aber nun stellte Lamb das Ale ab und fragte vorsichtig:
»Und was für Neuigkeiten sind das?«
»Nun, wie es scheint, haben er und der Squire am Donnerstag in Newhaven zu tief ins Glas geschaut und haben sich auf dem Heimweg verirrt. Gemäß dem, was der Squire erzählt hat, hat er im Dunkeln und so betrunken, wie er war, die Abzweigung nach The Birches verpasst. Allem Anschein nach sind sie in der Nähe der Klippen von den Sieben Schwestern gelandet. Da Mr Ainsworth sich erleichtern musste, ist er vom Pferd gestiegen und trotz der Warnung des Squire zu dicht an den Rand der Klippen geraten.« Mit ausdrucksloser Stimme fuhr sie fort:
»Der arme Mann ist von der Klippe gestürzt und ins Meer gespült worden. Die Leute im Dorf sagen, es sei drei Uhr morgens am Freitag gewesen, als der Squire es endlich bis zum Haus des Dorfpolizisten geschafft hatte, um den Unfall zu melden. Natürlich wurde sogleich eine Suche eingeleitet, aber … der Konstabler denkt, der Mann ist bei dem Sturz umgekommen. Selbst wenn man ihn gleich gefunden hätte, hätte man ihm nicht helfen können.« Sie erschauerte.
»Ainsworths Leichnam wurde heute Morgen erst auf einem Stück Kiesstrand nicht weit von hier gefunden – sie sagen, die See und die Felsen hätten ihn übel zugerichtet … so hört man wenigstens.«
Lambs Augen erwiderten ihren Blick ohne Blinzeln.
»Nun, das ist aber wirklich eine tragische Entwicklung«, erklärte er bedächtig, und dachte insgeheim, dass Jeffery zwar nicht besser als Schweinemist war, aber immerhin geistesgegenwärtig. Unter Berücksichtigung der Lage entschied Lamb, dass es seinen Zweck erfüllte und zudem einen plausiblen Grund lieferte, warum Emilys Cousin gestern Abend nicht auf
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