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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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bereit war zu akzeptieren, dass Thomas zwei Menschen töten würde, warum Simon dann nicht drei … Das Einzige, was Barnaby sicher wusste, war, dass irgendjemand seinen Tod wollte.
    Gedanken an den Tod lenkten seine Gedanken zu seinem Halbbruder Lucien. Emilys Entführung am Tag zuvor hatte vorübergehend alle ernsthaften Überlegungen zu Luciens Schicksal verhindert, aber nachdem er seine Angelegenheiten soweit geklärt hatte, hatte Barnaby nun auch die Zeit, über Luciens Lage nachzudenken. Bei dem Chaos und der Rohheit, die in Frankreich momentan entfesselt waren, fragte er sich nicht ohne Sorge, ob Lucien denn überhaupt noch am Leben war. Barnaby hatte seinen Halbbruder gewarnt, dass diese Reise nach Frankreich Torheit sei, aber Luc hatte nicht auf ihn hören wollen – oder auf Lamb – und war unbekümmert nach Europa aufgebrochen, entschlossen, etwaige Überlebende der Familie seiner Mutter zu finden.
    Die Nachricht vom Tod König Ludwigs XVI . hatte Barnaby erschüttert – Frankreich war ein Land, das kurz davor stand, in noch mehr Gewalttätigkeit zu versinken, und Luc steckte irgendwo in der Mitte des Wahnsinns. Müde fuhr sich Barnaby mit einer Hand übers Gesicht und gestand sich schließlich ein, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als selbst nach Frankreich zu reisen und seinen Halbbruder zu suchen.
    Am nächsten Morgen würde er mit Lamb über Luc sprechen; wenn er an Emily und sein eigenes Glück dachte, kamen ihm Schuldgefühle. Wie sollte er glücklich sein, wenn er wusste, dass Luc ihn brauchte? Wie sollte er in einer Zeit wie dieser Emily allein lassen? Aber welche Wahl blieb ihm? Er konnte Lucs Schwierigkeiten so wenig ignorieren, wie er Emily Ainsworths boshaften Plänen hatte ausliefern können. Er holte tief Luft und wusste, was er tun musste: Sobald Jeb heimkehrte, würde er mit ihm darüber reden müssen, noch einmal nach Frankreich zu segeln, dieses Mal aber mit einem Passagier an Bord, den er dort lassen musste …
    Barnaby schnitt eine Grimasse und gestand sich ein, dass Mathew am Ende doch Titel und Vermögen wesentlich früher erben würde, als zu erwarten war – vor allem, wenn er in Frankreich sein Leben ließe bei einer Mission, die sich am Ende sehr wohl als vergeblich erweisen konnte: einen undankbaren Taugenichts aufzuspüren und zu retten. Sein Herz tat weh, wenn er nur daran dachte, Emily zu verlassen, aber er konnte Luc nicht einfach im Stich lassen. Verflixt!
    Nachdem er sich mehrmals im Bett von der einen auf die andere Seite gewälzt hatte, gab er es schließlich auf, Schlaf zu finden; er stand auf, streifte sich seinen dunkelblauen Morgenmantel über und durchquerte das Zimmer. Vor dem riesigen Kamin standen ein paar weich gepolsterte Stühle an einem Mahagonitisch, und auf einen davon ließ er sich fallen. Das Feuer glühte noch, und so saß er da und starrte in die orangen und gelben Kohlestückchen, während er seine unangenehmen Gedanken unter Kontrolle zu bekommen versuchte.
    Aber vergebens. Sobald er die schmerzlichen Bilder von Lucs leblosem Körper oder Emily an seinem eigenen Grab beiseitegeschoben hatte, musste er wieder an Ainsworth denken, wie er tot zu seinen Füßen gelegen hatte. Er zog die Brauen zusammen und überlegte, was er anders hätte machen können, wie er mit der Situation anders hätte umgehen sollen. Jeffery mit Ainsworths Leiche allein zu lassen, war vermutlich nicht das Klügste gewesen, aber er hatte Emily von dort wegschaffen und sicher nach Windmere bringen müssen; wenigstens war das seine größte Sorge gewesen. Rückblickend erkannte er, dass die Entscheidung, die Aufgabe, die Leiche loszuwerden, in Jefferys Hände zu legen, sich rächen könnte.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass er morgen früh aufwachen würde und wegen des Mordes an Ainsworth verhaftet würde, war gering, aber Barnaby traute dem rückgratlosen Cousin von Emily durchaus zu, alles gründlich zu verpfuschen. Auf der anderen Seite, erinnerte er sich mürrisch, verfügte Jeffery über einen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb …
    Barnaby dachte immer noch über das Jeffery-Ainsworth-Problem nach, als er am nächsten Morgen aufstand. Als Lamb ihm beim Anziehen seines rostroten Rockes aus feinster Wolle behilflich war, sagte Barnaby:
    »Wir hätten doch inzwischen irgendetwas wegen Ainsworth hören müssen, oder? Ein Todesfall auf dem Land, besonders unter so verdächtigen Umständen, muss Gerede nach sich ziehen.« Er blickte Lamb an:
    »Du hast in der Küche nichts

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