Eine Stuermische Nacht
sagen.«
Barnaby lachte.
»Lass uns hoffen, dass es früher sein wird.«
Mit dem Anflug eines Lächelns in den blauen Augen verließ Mathew den Raum, sagte halblaut: »Darauf würde ich nicht mit angehaltenem Atem warten.«
Barnaby stand nachdenklich da, nachdem Mathew das Zimmer verlassen hatte. Er hatte nichts gegen den Besuch von seinen Cousins gehabt, aber es würde ihn auch nicht betrüben, sie abreisen zu sehen – besonders Mathew und Thomas. Ihre kaum verhohlene Feindseligkeit war ermüdend. Simon schien es nicht zu stören, dass sein älterer Bruder den Titel und ein Vermögen verloren hatte. Allerdings wunderte sich Barnaby darüber. War Simon so, wie er zu sein schien? Er mochte Simon gerne, aber sein Wunsch, hier zu bleiben, weckte ein paar Fragen in ihm. Blieb er hier, um ein Auge auf ihn zu haben? Oder um einen erneuten Anschlag auf ihn zu verüben? Oder nur um Mathew zu ärgern? Barnaby lächelte. Vermutlich Letzteres.
Später an dem Abend, während sie allein in seinem Ankleidezimmer waren, fragte Barnaby Lamb:
»Hast du schon gehört, dass Mathew und Thomas morgen nach der Kirche nach Monks Abbey zurückkehren? Und dass Simon hierbleibt?«
Lamb, der gerade Barnabys pflaumenblauen Rock in einen der massiven Mahagoni-Schränke hängte, blickte über seine Schulter und antwortete.
»Ja. In der Küche wurde heute Abend davon gesprochen.«
Barnaby hatte das erwartet – die Dienstboten hatten vermutlich noch vor ihm selbst von Mathews und Toms Plänen gewusst, überlegte er leicht amüsiert.
»Warum, glaubst du, bleibt Simon?«, wollte er wissen und lockerte den Knoten seines Halstuches.
»Ich würde mein Geld darauf setzen, dass er seine Brüder ärgern will«, antwortete Lamb.
»Genau, was ich denke«, sagte Barnaby mit einem Lachen. Dann erkundigte er sich beiläufig:
»Denkst du, dass Simon hinter den Anschlägen auf mich stecken könnte?«
»Du etwa?«, wollte Lamb wissen und zog die Brauen zusammen.
»Nein, es scheint mir ziemlich weit hergeholt. Aber es wundert mich, dass er nicht mit nach Monks Abbey geht. Mir kam es sonst immer so vor, als ob die Brüder dazu neigten, alles gemeinsam zu machen.«
»Da irrst du dich«, bemerkte Lamb. »Laut Gerede der Dienstboten hält sich Simon nur selten auf Monks Abbey auf, und er ist nur ab und zu in Gesellschaft seiner beiden Brüder.« Lamb zögerte.
»Sein Kammerdiener Leighton ist ein netter junger Mann«, teilte er Barnaby schließlich mit, »dessen Hauptschwäche ein Hang zur Flasche ist und eine lockere Zunge. Seinen Aussagen nach ist die Abneigung zwischen Thomas und Simon echt – sie können einander nicht ausstehen.«
»Also bleibt Simon vermutlich wirklich, um Tom und Mathew gleichermaßen zu ärgern«, sagte Barnaby.
»Das würde ich auch so sehen.«
Barnaby stimmte zu, schlüpfte aus seiner Seidenweste und reichte das Kleidungsstück an Lamb weiter. Sein Tag war voll gewesen, und wenn er auch lieber über Emilys Reize nachgesonnen hätte, so hatte er immer wieder an Luc denken müssen. Er knöpfte sein Hemd auf und sagte vorsichtig:
»Ich habe überlegt, was wegen Luc unternommen werden kann.«
Lamb fuhr herum und schaute ihn an, dann kniff er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
»Warum nur habe ich den Eindruck, dass mir nicht gefallen wird, was du zu sagen hast?«
Es war witzlos, lange um den heißen Brei herumzureden.
»Ich habe vor, ihn suchen zu gehen. Wenn Jeb heimkommt, werde ich ihn fragen, ob er mich nach Frankreich bringen kann.«
Mit zusammengebissenen Zähnen erklärte Lamb:
»Das ist die bei Weitem idiotischste Idee, die du je hattest. Du musst den jungen Teufel nicht vor Gefahren retten, in die er sich freiwillig und gegen den Rat aller begeben hat. Er hat sich aus freiem Willen entschieden, trotz des Risikos nach Frankreich zu gehen. Es ist nicht deine Sache, seinen Hals zu retten.«
»Du würdest ihn seinem Schicksal überlassen?«
»Nicht wenn ich glauben würde, dass ich ihn retten könnte«, erwiderte Lamb knapp. »Aber wir haben keine Ahnung, wo in Frankreich er sich aufhält oder ob er überhaupt noch am Leben ist. Soweit wir wissen, kann er genauso gut seinen hübschen Kopf bereits auf der Guillotine verloren haben.«
Barnaby zuckte zusammen.
»Danke«, erklärte er, »ich versuche dann mal, Schlaf zu finden, nachdem du so ein reizendes Bild für mich heraufbeschworen hast.«
»Ich möchte dich daran erinnern, dass du noch andere Verpflichtungen hast«, sagte Lamb.
»Andere Menschen
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