Eine Stuermische Nacht
Gewändern für jede nur denkbare Gelegenheit zu füllen. Die Liste von Sachen, die Cornelia für absolut notwendig für Emilys hohe Stellung und ihre eigene erachtete, schien endlos.
»Schließlich«, bemerkte Cornelia mit einem listigen Lächeln, »bin ich praktisch die Brautmutter und komme damit so etwas wie einer Schwiegermutter für ihn recht nah. Der Viscount würde nicht wollen, dass ich in Lumpen gehe.« Dann kam ihr ein Gedanke.
»Oh ja, Anne! Anne muss auch bis zur Hochzeit ein paar neue Kleider bekommen.«
Während der vergangenen Woche hatte ein reger Briefwechsel zwischen The Birches und Parkham House geherrscht. Nach Ainsworths Tod gab es keinen zwingenden Grund mehr für Anne, auf Parkham House zu bleiben, aber da Hugh und seine Mutter an der Hochzeit teilnehmen würden, einigte man sich darauf, dass sie warten und dann mit ihnen kommen würde. Hughs Mutter löste das Problem mit den neuen Kleidern, indem sie vorschlug, Anne könne ihre Näherin nehmen. Von Cornelia darüber unterrichtet, kümmerte sich Barnaby darum, dass Anne eine großzügige Summe Geld zur Verfügung stand.
Mit einem belustigten Funkeln in den Augen fragte er Cornelia, als er die Anweisung für die Geldsendung schrieb:
»Und, macht es Spaß, mein Geld auszugeben?«
Cornelia erwiderte augenzwinkernd:
»Ungemein!«
Auf ihre dringende Bitte hin war eine namhafte Modistin aus London auf The Birches eingetroffen – zusammen mit einer Kutschenladung Stoffe und anderer Materialien. Martha Webber bat trotz ihrer von der Gicht gekrümmten Finger darum, beim Anfertigen der Garderobe für die liebe Miss Emily helfen zu dürfen, und Emily konnte sich nicht dazu durchringen, das Flehen in den verblassten Augen zu ignorieren. So kam es, dass die alte Dame und ihre Schwester in einem der Zimmer in der Nähe der Modistin untergebracht wurden. Die Ankunft von zwei jungen Näherinnen aus London ließ die Zahl der Frauen, die mit der Garderobe befasst waren, weiter anschwellen.
Zu den neugierigen Besucherinnen und den Anproben, dem Umstand, dass die Hochzeit selbst unaufhörlich näher rückte und Emily mit den alltäglichen Arbeiten auf The Birches alle Hände voll zu tun hatte – und vom Schmuggel ganz zu schweigen –, kam noch die Tatsache, dass das Ablammen unmittelbar bevorstand. Sie hatte schon zwei Nächte bis in die frühen Morgenstunden mit dem alten Schäfer Loren im Stall verbracht. Ein älteres Mutterschaf und ihre Steißgeburt, einen recht großen Schafbock, hatten sie retten können, aber in einer stürmischen Nacht am letzten Tag des Januars verloren sie ein junges Schaf und die beiden Lämmer, mit denen es trächtig gewesen war. Dann war da auch noch die Dinnergesellschaft und der Ball von Joslyn, die für den folgenden Samstag geplant waren; das würde ihr erster offizieller Auftritt auf Windmere als seine Braut sein.
Emily hatte eigentlich gehofft, dass nach dem zweiten Verlesen des Aufgebotes das Interesse an ihrer Verlobung nachlassen würde, aber das war nicht der Fall. Wenn überhaupt, dann rückte die in zehn Tagen anstehende Vermählung eher nur mehr in den Mittelpunkt. So gut wie jede Nacht der nächsten Woche waren sie und Joslyn zu irgendeiner Abendgesellschaft oder einem Ball eingeladen, der von den führenden Gastgeberinnen der Gegend gehalten wurde und die einander zu übertrumpfen suchten.
Am Freitagabend, nachdem er die Damen von einem Ball, den Lord und Lady Broadfoot gegeben hatten, durch heftigen Regen und Wind heimgefahren hatte, stahl sich Barnaby einen ungestörten Augenblick mit Emily, nachdem Cornelia sich auf ihre Zimmer zurückgezogen hatte. Er bemerkte die Schatten unter ihren Augen und ihre Geistesabwesenheit. Entschlossen, den Grund dafür zu erfahren, zog er sie in den Grünen Salon und wollte von ihr wissen: »Was macht dir Sorgen? Jeffery?«
Emily seufzte und sank auf das Sofa. Sie erwog kurz, alles abzustreiten, sagte dann jedoch schlicht:
»Mittlerweile müsste Jeb längst zurück sein. Er ist schon zwei Wochen fort.« Sie biss sich auf die Lippe.
»Er hat nie länger als eine Woche gebraucht, und das eine Mal lag es an einem Segel, das er nach einem Sturm ersetzen musste.«
Barnaby zog die Brauen zusammen.
»Gibt es einen Weg, wie du herausfinden kannst, ob er noch sicher in Calais ist oder ob es Schwierigkeiten mit seinem Boot auf dem Kanal gegeben hat?«
»Nicht ohne jemanden eigens hinzuschicken, der nach ihm sucht«, erklärte sie betrübt.
»Jeb und seine Mannschaft sind
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