Eine Stuermische Nacht
Mordes bezichtigt. Es war einfach nicht fair.
»Ah, Jeffery«, begrüßte ihn Cornelia mit trügerisch weicher Stimme und unterbrach damit seine Überlegungen, »wie freundlich von dir, uns Gesellschaft zu leisten.« Mit leuchtenden Augen verkündete sie:
»Wir haben Neuigkeiten für dich.«
Misstrauisch betrachtete Jeffery sie.
»Oh? Und, welche wären das?«
»Ach, nur«, antwortete Barnaby, »dass Ihre Cousine mir die Ehre erwiesen hat, meinen Heiratsantrag anzunehmen.«
»In drei Wochen schon ist Hochzeit – sobald das Aufgebot verlesen ist«, erklärte Cornelia fröhlich.
Jeffery starrte sie verdutzt an. Emily heiratete Joslyn! Sein Wunsch hatte sich erfüllt. Mit Visionen von Joslyns Gold vor seinem geistigen Auge hob sich seine Stimmung sogleich.
»Bei Zeus!«, rief er lächelnd, »das sind wahrhaft gute Neuigkeiten. Meinen Glückwunsch, euch beiden.«
Emily drohte er spielerisch mit dem Finger.
»Was für ein listiges kleines Kätzchen du bist«, bemerkte er schelmisch.
»Wenn ich auch nur die geringste Ahnung gehabt hätte, dass du und Joslyn … dann hätte ich nie …« Er brach ab, erkannte, wie gefährlich es war, diesen Weg weiterzuverfolgen.
»Nun«, sprach er etwas lahmer weiter, »das schreit förmlich nach einer Feier.«
Wie aufs Stichwort klopfte Walker und kam mit einem Silbertablett ins Zimmer, auf dem zwei entkorkte Champagnerflaschen standen und mehrere schlanke Kristallkelche. Er stellte das Tablett auf einem kleinen Seidenholztischchen unweit der Tür ab und ging wieder.
Der Champagner wurde eingegossen, und Jeffery und Cornelia stießen auf die Verlobten an. Sobald sie getrunken hatten, senkte sich eine unbehagliche Stille über den Salon. Obwohl man höflich blieb, war doch klar, dass Jefferys Anwesenheit bestenfalls geduldet wurde.
Aber Jeffery ließ sich nicht durch kaltes Schweigen vertreiben – nicht ohne zuvor mit Joslyn gesprochen zu haben. Donnerlüttchen noch einmal, der Mann stand in seiner Schuld. Und er war entschlossen, diese Schuld zu kassieren.
Er stellte seinen leeren Champagnerkelch ab und sagte beherzt:
»Und nun, Mylord, wenn ich Sie kurz unter vier Augen sprechen dürfte?«
Barnaby schaute ihn kurz an.
»Warum? Ich glaube nicht, dass Sie und ich einander irgendetwas zu sagen haben, das nicht auch vor den Damen besprochen werden könnte.«
Das war kein vielversprechender Auftakt, aber Jeffery ließ sich nicht so leicht abspeisen. Nicht, wenn es um Geld ging. Mutig erklärte er:
»Nachdem Sie und meine Cousine nunmehr verlobt sind, gibt es Geschäftliches zu regeln. Vermögensanlagen und Nadelgeld und solche Sachen.«
»Das wird nicht nötig sein«, entgegnete Barnaby. »Ihre Großtante und ich haben das alles zu unserer gegenseitigen Zufriedenheit schon ausgemacht.«
Jeffery verschluckte sich fast. Von der breit lächelnden Cornelia zu Barnaby blickend, der mit versteinerter Miene dastand, erwiderte er:
»Aber … aber, das ist unmöglich! Ich bin das Oberhaupt der Familie!« Er deutete auf Cornelia und erklärte:
»Sie ist nur eine alte Frau . Was weiß sie schon über Finanzen?«
»Als Frau weiß ich ganz genau, was nötig ist, um Emilys Zukunft abzusichern – und ihr Geld vor dir und deinesgleichen in Sicherheit zu bringen«, erwiderte Cornelia mit zuckersüßer Stimme.
»Seine Lordschaft und ich haben uns heute Vormittag bereits getroffen und sind uns mit Emilys Zustimmung einig geworden.« Mit eiskalten Augen fügte sie hinzu:
»Emily wird sich nie Sorgen machen müssen, dass sie sich wieder hilflos und mittellos wiederfindet – und du wirst niemals deine Hände auf irgendeinen Teil von dem Geld legen können, das Joslyn für sie anlegt.«
Jefferys Gesicht war weiß vor Wut, als er von Barnaby zu wissen verlangte:
»Stimmt das, Mylord?«
»Ja.«
Jefferys Hände ballten sich zu Fäusten, und wutbebend erklärte er:
»Nun gut. Dann wollen wir einmal offen miteinander reden. Ich denke, ihr vergesst, dass ich weiß, wer Ainsworth getötet hat.« Er kicherte gehässig. »Ich frage mich, was der Konstabler wohl sagen würde, wenn ich zu ihm ginge und ihm erzählte, was sich wirklich am Donnerstagabend auf dem Godart-Anwesen zugetragen hat.«
Barnaby wirkte erstaunt.
»Auf dem Godart-Anwesen? Ich glaube, ich kenne den Ort gar nicht.« Er sah zu Emily und Cornelia.
»Haben die Damen je davon gehört?«
Aalglatt erwiderte Emily:
»Ja, ich denke, es ist ein verlassener Bauernhof auf dem Landsitz.« Sie blickte Jeffery an, und ihre Augen
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