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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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das der lahmende Hengst problemlos bewältigen konnte.
    Auf The Birches angekommen wurde Barnaby wieder in das Zimmer gebracht, das er bereits bewohnt hatte, nachdem er vor zwei Wochen »versehentlich« angeschossen worden war. Die Wunde war gerade erst verheilt, und jetzt hatte er schon wieder eine neue Blessur – eine schwer zu übersehende Platzwunde auf der Stirn. Die Wunde war nicht tief, es war im Wesentlichen nur die Haut aufgeplatzt, aber der blaue Fleck würde beeindruckend sein. Er würde, räumte er ein, bei seiner Hochzeit in drei Tagen wunderbar aussehen.
    Eine Nachricht an Lamb zusammen mit der Bitte, ihm die Kutsche zu schicken, wurde über Alice, die Spülmagd, nach Windmere geschickt. Während sie warteten, ließ Barnaby, der sich geweigert hatte, die Dienste eines Arztes in Anspruch zu nehmen, seine Verletzung von Emily versorgen. Sie war, stellte er fest, ebenso fähig wie Lamb.
    Sobald die Wunde zu ihrer Zufriedenheit gesäubert worden war, lehnte sich Emily in ihrem Stuhl zurück und betrachtete Barnaby eindringlich. Cornelia saß in der Nähe und runzelte die Stirn.
    »Du beharrst weiter darauf, dass du vom Pferd gestürzt bist, ja?«, erkundigte sie sich zum bestimmt sechsten Mal.
    »Ja«, antwortete Barnaby, wie er es auch die fünf Mal zuvor getan hatte. Er zog eine Braue hoch.
    »Ist dir das noch nie passiert? Das stößt doch den besten Reitern zu!«
    »Sie scheinen mir eine bedenkliche Veranlagung zu Missgeschicken und Unfällen zu haben, nicht wahr?«, bemerkte Cornelia, die ihre scharf blickenden haselnussbraunen Augen nicht von ihm wandte.
    »Sie werden halb ertrunken aus dem Ärmelkanal gefischt – irgendein Segelunfall; dann schießt Sie ein Wilderer ›versehentlich‹ an, und jetzt sind Sie ganz ›zufällig‹ vom Pferd gestürzt. Seltsam – oder etwa nicht?«
    Barnaby zog eine Schulter hoch.
    »Ach was. Das war einfach eine Pechsträhne.«
    Emily nahm den Blick nicht von seinem Gesicht:
    »Jemand versucht dich umzubringen, nicht wahr?«
    Warum eigentlich, fragte er sich, hatte er sich in eine intelligente Frau verlieben müssen? Was würde er im Augenblick nicht dafür geben, wenn Emily ein fügsames Frauenzimmer wäre, das nichts im Kopf hatte als frivole Gedanken, die sich um Kleider und anderen Schnickschnack drehten. Und Cornelia auch, fügte er hinzu, als er in ihre nachdenklichen Augen sah. Natürlich, wenn sie nicht so klug wären, hätten sie ihn mittlerweile schon zu Tode gelangweilt … und er hätte sich auch nicht Hals über Kopf in Emily verliebt. Und in ihre formidable Großtante.
    Er rang sich ein Lachen ab und sagte:
    »Ach komm schon – sei nicht albern. Ich bin vom Pferd gefallen. Nichts sonst. Niemand will meinen Tod. Niemand versucht, mich zu töten. Warum auch?« Er wackelte mit den Augenbrauen.
    »Du weißt doch besser als alle anderen, wie charmant ich bin.«
    Emily hätte ihn schlagen können; mit zusammengebissenen Zähnen sagte sie:
    »Und wie aufreizend! Das hier ist kein Spaß. Jemand hat dreimal versucht, dich umzubringen.«
    »So oft?«, neckte er sie.
    »Wenn das wahr ist, dann ist es jedenfalls ein bemerkenswert unfähiger Mörder, nicht wahr?«
    So wütend, dass sie kaum geradeaus sehen konnte, sprang Emily von ihrem Stuhl und lief zu dem Schränkchen mit der Marmorplatte, in dem die Utensilien untergebracht waren, die sie zum Säubern und Versorgen der Wunde benutzt hatte. Sie warf das feuchte Tuch darauf. Vielleicht war dieser Möchtegern-Mörder unfähig, überlegte sie wütend, aber dieser Mensch war mindestens ebenso hartnäckig, und früher oder später …
    Barnaby war kein, entschied sie langsam, dummer Mensch. Er musste wissen, dass jemand ihn umzubringen versuchte. Dass sein Leben in Gefahr war. Warum also spielte er dann den Ahnungslosen? Ihr stockte der Atem. Natürlich – der Idiot schützte sie. Ein warmes Gefühl erfasste sie. Es war so lange her, seit irgendjemand versucht hatte, sie vor irgendetwas zu schützen, dass sie gerührt war … aber auch wütend. Er sagte ihr wahrscheinlich deswegen nicht die Wahrheit, entschied sie bissig, weil er nicht wollte, dass sie sich Sorgen machte. Ihr Herz zog sich zusammen. Wusste er nicht, dass die Wahrheit nicht zu kennen viel schlimmer war?
    Ein kämpferisches Glitzern in den Augen fuhr sie herum. Selbst mit der Schramme auf der Stirn, die langsam eine interessante lila Farbe annahm, war er ihr so lieb und teuer, wie er dasaß, dass ihr Ärger verflog und sie nur daran denken konnte,

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