Eine Stuermische Nacht
ins Zeug und befreite mit einem kraftvollen Ruck das Rad, dann zog er den Wagen auf die Straße.
Emily entfuhr ein Ausruf, als Barnabys Hände sich unvermittelt um ihre Mitte legten und er sie in den Einspänner neben Anne hob. Atemlos und verlegen stieß sie hervor:
»Danke.«
Er grinste, sodass seine Zähne im Dämmerlicht weiß leuchteten.
»Es ist mir ein Vergnügen.«
Nachdem er wieder im Sattel seines Pferdes saß und Sunny am Zügel hielt, blickte er die beiden Frauen in dem Wagen an und sagte:
»Sie fahren voraus und sagen meinem Butler, dass ich kurz nach Ihnen ankommen werde.« Er blickte zu der Stute.
»Ihre … Sunny und ich werden etwas langsamer reisen.«
Seine Umsicht und Rücksichtnahme auf Sunny rührten Emily, und ihre Stimme war wesentlich wärmer als eben noch, als sie sagte:
»Danke, Mylord. Es tut mir sehr leid, dass wir Ihnen solche Umstände machen.«
»Es ist mir ein Vergnügen, Miss Townsend, wie ich eben schon sagte. Und jetzt fahren Sie los. Ich folge dicht hinter Ihnen.«
Barnaby kam etwa zehn Minuten nach den Damen mit Sunny im Schlepptau auf Windmere an. Als Barnaby aus dem Dunkel in das flackernde Licht der Fackeln am Eingang ritt, waren beide Frauen bereits von Peckham hereingebeten worden. Weder von Blazer noch von dem Einspänner war irgendetwas zu sehen, woraus er zu Recht schloss, dass sie bereits in die Ställe gebracht worden waren. Ein paar Stallburschen warteten unter dem prachtvollen Vorbau auf ihn und kamen zu ihm in den Regen gelaufen, um ihm beide Pferde abzunehmen, sobald er abgesessen war.
Innen im Foyer empfingen ihn Peckham und Tilden, sie schwärmten wie Glühwürmchen um ihn herum.
»Die Damen sind oben im Blauen Gästezimmer«, unterrichtete ihn Peckham, während er Barnaby den durchweichten Mantel abnahm.
»Mrs Bartlett kümmert sich um sie.« Er zögerte.
»Ich dachte, vielleicht wäre es einfacher, wenn wir ihnen die Mahlzeit im Frühstückszimmer statt im Speisesalon servieren.«
Barnaby nickte.
»Eine ausgezeichnete Wahl. Wenn sie vor mir unten sind, sagen Sie ihnen, sie sollten nicht auf mich warten. Ich bezweifle, dass irgendjemand von uns heute Wert auf Zeremoniell legt.«
»Ich habe Lamb vorgewarnt, dass Sie jeden Augenblick eintreffen würden und Kleidung zum Wechseln brauchten«, schaltete sich Tilden ein. Er hüstelte hinter seiner Hand.
»Ich habe mir die Freiheit herausgenommen, einen der Lakaien mit einer Nachricht nach The Birches zu schicken, in der erklärt wird, weshalb die Damen aufgehalten wurden. Und dem Kutscher habe ich ausrichten lassen, dass er die kleinere Kutsche für eine Fahrt heute Abend vorbereitet.«
Barnaby nickte zustimmend und nahm immer zwei Marmorstufen auf einmal auf seinem Weg nach oben; als er seine Räume erreichte, begann er, sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sich die nassen Sachen auszuziehen. Sein Halstuch, den Rock und das Hemd hatte er nicht länger an, als er das Ankleidezimmer betrat.
Lamb wartete schon auf ihn, und während er sich weiter entkleidete, berichtete Barnaby ihm die Ereignisse des Nachmittags. Nachdem er sich mit einem Handtuch abgerieben hatte, stieg er in das Paar Hosen, das Lamb ihm reichte, und kurz darauf in ein frisches Hemd aus feinstem Leinen – beides wunderbar trocken und warm.
»Ich habe die beiden Damen gesehen, als sie die Treppe hochkamen«, sagte Lamb beiläufig, aber der Ausdruck seiner blauen Augen war alles andere als beiläufig.
»Eine Elfe und eine Amazone«, bemerkte er; »welche von beiden hat dein Interesse geweckt?«
»Keine«, erwiderte Barnaby und steckte sich sein Hemd in die Hosen.
»Unter Berücksichtigung der Umstände schien es schlicht die Ritterlichkeit zu gebieten, ihnen Unterschlupf zu gewähren.«
»Und das ist alles, was dich dazu verleitet hat? Ritterlichkeit?«
Barnaby grinste. »Himmel, was sonst könnte es gewesen sein?«
Lamb schnaubte und reichte ihm ein sauberes, frisch gebügeltes Halstuch.
»Auf jeden Fall gibt es in letzter Zeit einen Haufen Frauen in deinem Leben. Erst die Gilbert-Frauen und nun diese zwei Jungfern in Nöten.«
»Zufall. Aber vergiss nicht, ich verdanke den Gilberts sehr viel. Nicht nur, weil sie mich gepflegt haben, sondern auch, weil sie nun geholfen haben, Blazer zurückzubekommen.«
Während Lamb mit kritischem Blick verfolgte, wie Barnaby sich rasch das Halstuch zu einem schlichten Knoten band, fragte er:
»Glaubst du die Geschichte dieser Faith? Dass sie dein Pferd zufällig bei einem
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