Eine Stuermische Nacht
wiedersehen würden, und auch wenn sie nicht viel Zeit darauf verschwendet hatte, an ihn zu denken, so hatte sie doch gehofft, dass ihr nächstes Zusammentreffen unter Bedingungen stattfand, die sie in einem besseren Licht erscheinen ließen. Aber nein, überlegte sie bitter, sie musste natürlich ihre ältesten Kleider tragen, die inzwischen voller Schlammspritzer nach ihrem Kampf mit dem sturen Rad waren, und sie war durchnässt bis auf die Haut.
In der Hoffnung, er würde sie nicht mit dem jungen Burschen aus dem Gasthof in Verbindung bringen, sagte Emily kühl:
»Ich bin Emily Townsend. Mein Cousin Jeffery Townsend ist der örtliche Squire.« Mit einer Bewegung ihres Armes deutete sie auf die Gestalt im Einspänner.
»Das ist meine Stiefmutter Mrs Anne Townsend.« Ein Kobold trieb sie zu der Frage:
»Und Sie sind?«
Barnaby bekämpfte den Drang zu lachen und antwortete:
»Wie ich eben Ihrer Stiefmutter schon mitgeteilt habe, bin ich Lord Joslyn.« Ein spöttisches Funkeln in den schwarzen Augen, fügte er hinzu:
»Und ich bin sicher, Sie wissen, dass ich auf Windmere lebe.«
»Es ist ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mylord«, warf Anne hastig ein und lächelte schüchtern, »selbst unter so unangenehmen Umständen.«
Barnaby schwang sich aus dem Sattel und erklärte:
»Ich denke, die Umstände sind durchaus günstig, finden Sie nicht?« Er hielt Blazers Zügel weiter in der Hand, als er sich bückte, um die Stute zu untersuchen, die vor den Wagen gespannt war. Aus einem langen zackigen Riss an ihrem Hinterlauf sickerte Blut, aber die Verletzung wirkte weder tief noch gefährlich. Eine gründliche Säuberung, ein oder zwei Stiche, um die Wunde zu nähen, und ein wenig Ruhe, und bald würde es der kastanienbraunen Stute wieder gut gehen. Aber sie war eindeutig lahm, und soweit er es beurteilen konnte, würde sie heute bestimmt nicht den Einspänner aus dem Graben ziehen.
Sich nicht um den Regen kümmernd, fragte er Emily:
»Wie weit haben Sie es noch?«
»Ach, etwa vier Meilen.« Knapp fügte sie hinzu:
»Wenn Sie uns helfen, das Rad zu befreien, können wir uns gleich auf den Weg machen.«
Er schaute zu dem Pferd, zu der durchweichten und verstimmten Frau vor ihm, dann zu der zierlichen Frau mit den Zügeln in der Hand, die im Einspänner kauerte, und traf eine Entscheidung.
» Windmere liegt weniger als eine Meile entfernt. Es wird viel besser sein, wenn Sie fürs Erste dort Zuflucht suchen.« Er dachte einen Moment nach und fügte mit Rücksicht auf die unsicheren Straßen hinzu:
»Sobald Sie wieder warm und trocken sind, lasse ich Sie in einer meiner Kutschen nach Hause bringen. Inzwischen kann Ihre Stute in meinen Ställen untergebracht und versorgt werden. Sie kann gerne dort bleiben, bis sie nicht mehr lahm ist.«
»Oh, danke, Mylord!«, rief Anne, ehe Emily etwas sagen konnte.
»Sunny ist eine liebe kleine Stute und würde ihr Bestes geben, uns nach Hause zu bringen, aber ich fürchte, dabei würde sie weiter Schaden nehmen. Sie sind zu gütig, uns nicht nur Schutz vor dem Wetter zu bieten, sondern auch an die liebe Sunny zu denken.« Und als Emily weiter schwieg, hakte sie vorsichtig nach:
»Bist du nicht auch der Ansicht, Emily, dass Seine Lordschaft überaus freundlich ist?«
Emily wusste nicht, warum es ihr so widerstrebte, sein Angebot anzunehmen, oder warum er in ihr den Wunsch weckte, genau das Gegenteil dessen zu tun, was er vorschlug. Es war eine vernünftige Lösung für ihr Dilemma, und wenn es irgendjemand anders gewesen wäre als Lord Joslyn, hätte sie nicht lange nachgedacht, sondern dankbar seine Gastfreundschaft angenommen. Beschämt und ein wenig überrascht von dem trotzigen Verlangen, ihm zu widersprechen, einfach weil er war, wer er war, sagte Emily halblaut:
»Ja, das ist überaus freundlich.«
»Nachdem das entschieden ist«, erklärte Barnaby, »denke ich, wäre es zum Wohl Ihrer Stute besser, wenn Blazer vor Ihren Wagen gespannt würde. Er lässt sich ausgezeichnet kutschieren, und ich nehme an, er schafft es allein, das Rad aus dem Schlamm zu ziehen.«
Dagegen hatte Emily keine Einwände. Sie kannte Blazer schon ewig und machte sich zudem mehr Sorgen wegen Sunny, als sie wahrhaben wollte. Da sie ein gemeinsames Ziel hatten, arbeiteten Emily und Barnaby zusammen, und binnen Minuten war Blazer angespannt, und Sunny stand mit hängendem Kopf am Straßenrand und trug Blazers Zaumzeug und seine Führungszügel.
Auf Annes Befehl hin legte sich Blazer
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