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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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verblüfft über seine unwillkürliche Reaktion auf seinen ersten klaren Blick, den er auf Emily Townsend werfen konnte. Ihr Haar hatte die Farbe von Mondschein und umrahmte ein ansprechendes Gesicht, das sein Herz wie eine Kriegstrommel dröhnen ließ. Sie war nicht direkt hübsch, das musste er zugeben, aber – Himmel – er konnte schwören, dass sie die attraktivste Frau war, die er je in seinem Leben gesehen hatte. Ihre Züge waren ganz weiblich, aber dabei stark und lebhaft, ihr Kinn trotzig und ihr Mund ein wenig zu groß und zu voll, als dass man sie als Schönheit hätte bezeichnen können, aber er war sich deutlich bewusst, dass er vermutlich töten würde, um zu spüren, wie diese Lippen unter seinen weich und nachgiebig wurden. Und dieses Lächeln … dieses Lächeln erweckte in ihm den leidenschaftlichen Wunsch, alles zu tun, was auch immer es war, um zu erreichen, dass sie ihn immer genauso anschaute wie eben jetzt.
    Als die Sekunden verstrichen, verblasste Emilys Lächeln, und ihre grauen Augen richteten sich auf ihn, weiteten sich leicht, und etwas Machtvolles erwachte in ihm zum Leben. Es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, nicht einfach das Zimmer zu durchqueren und sie in seine Arme zu reißen. Benommen und mit dem Gefühl, als habe er einen Schlag vor den Kopf bekommen – worüber er nicht glücklich war –, riss Barnaby seinen Blick von Emily los und schaute die zierliche dunkelhaarige Frau an, die neben ihr saß.
    Ihre Augen, sanft und goldbraun wie Stiefmütterchen, blickten freundlich, als sie sagte:
    »Mylord, wir können Ihnen gar nicht genug danken für Ihre Freundlichkeit.«
    Annes Stimme sorgte für Klarheit in seinem Kopf; er schob seine primitive Reaktion auf Emily Townsend beiseite, zwang ein Lächeln auf seine Lippen und kam ins Zimmer. Er hatte sich wieder in der Gewalt – wenigstens hoffte er das – und erwiderte:
    »Ich gehe davon aus, dass meine Dienerschaft Sie zuvorkommend behandelt und sich um Ihre Bedürfnisse gekümmert hat.«
    »Allerdings«, antwortete Anne, »alle waren überaus freundlich.«
    Ohne Emily anzusehen, sich ihrer Anwesenheit aber überdeutlich bewusst, bemerkte er:
    »Aber Sie haben Ihr Essen ja kaum angerührt! Ist es nicht nach Ihrem Geschmack? Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen von der Köchin etwas anderes zubereiten lassen.«
    Emily hörte die Stimmen, aber sie waren mehr wie das Summen von Bienen in ihrem Kopf. Sie wusste, wo sie sich befand, aber die Welt hatte sich in dem Moment auf den Kopf gestellt, als sie Lord Joslyn gesehen hatte. Ihr war schwindelig, und ihre Brust fühlte sich eng an, während sie gegen das unverständliche Verlangen ankämpfte, auf die Füße zu springen und so schnell zu laufen, wie sie nur konnte. Aber in welche Richtung? , fragte sie sich schwach. Zu ihm oder weg von ihm?
    Er war sehr groß, aber viel beeindruckender gebaut, und seine Haut war viel dunkler, als sie sich erinnerte. Als er den Raum betrat, dominierte er ihn sogleich, und sie konnte ihren Blick nicht losreißen von seinem kühn geschnittenen Gesicht und diesen machtvollen Schultern und Armen. Er sah überhaupt nicht wie ein Joslyn aus, überlegte sie leicht benommen. Die Joslyns waren gut aussehende elegante Männer, aber dieses Exemplar hier … Sie schluckte. Dieser Mann sah wie ein Wilder aus, ein Pirat, problemlos dazu imstande, eine Frau in seine Arme zu reißen und sie einfach davonzutragen, um mit ihr zu tun, wie es ihm beliebte. Ein seltsames Gefühl überkam sie, und sie fühlte tief in ihrem Unterleib ein Ziehen bei dem Gedanken, seiner Gnade ausgeliefert zu sein.
    Sie hob ihre Tasse an die Lippen und gönnte sich einen langen Schluck; sie ärgerte sich über ihre Reaktion auf ihn. Gütiger Himmel! Sie mochte ihn ja noch nicht einmal. Unter gesenkten Lidern musterte sie ihn kritisch und versuchte zu entscheiden, was es war, das er an sich hatte, das ihre Welt derart zu erschüttern vermochte. Er sah nicht auf herkömmliche Weise gut aus, befand sie, aber er strahlte unleugbar eine Männlichkeit aus, eine unverwechselbare Anziehungskraft, die viele Frauen unwiderstehlich finden würden. Während sie in sein Gesicht starrte und seinen Mund beobachtete, während er mit Anne sprach und lächelte, durchlief sie ein Schauer.
    Sie hatte Angst vor ihm, erkannte Emily mit einem Mal. Sie wusste instinktiv, dass er weder ein Maulheld oder Tyrann war wie Jeffery noch ein Geck und Angeber wie Ainsworth. Und ebenso wenig war er ein netter, aber

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