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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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wirklich erstaunlich rasch. Nachdem sie ihn einigen Fischern und Arbeitern vorgestellt hatte, die an der langen Theke ihr Ale tranken, brachte Mrs Gilbert ihn mit ausdrucksloser Miene zu einem Tisch, wo ein junger Mann in Militärkleidung saß.
    »Mylord, erlauben Sie mir, Ihnen Leutnant Deering vorzustellen. Er ist unser örtlicher Zolloffizier.« Ihr Lächeln war einen Hauch grimmig.
    »Leutnant Deering ist hergeschickt worden, um all diesen grässlichen Schmugglern hier den Garaus zu machen.«
    Deering wurde rot, und Barnaby hatte Mitleid mit ihm.
    »Bei der Zollbehörde?« fragte er mit freundlicher Stimme, als sich der Leutnant erhob, um ihn zu begrüßen.
    »Ja, Mylord«, antwortete Deering und nahm fast Haltung an.
    Barnaby gefiel sein Aussehen: braunes Haar, von mittlerer Größe und kluge blaue Augen. Seine gepflegte ordentliche Erscheinung zeigte, dass er seine Arbeit ernst nahm und nicht die nachlässige Art angenommen hatte, wie sie bei vielen Männern unter den Zollfahndern zu beklagen war.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
    Erstaunt, derart ausgezeichnet zu werden, stammelte der junge Offizier:
    »W-w-wenn S-sie w-wünschen, Mylord. I-ich w-wäre geehrt.«
    Barnaby setzte sich und trank einen Krug Ale mit dem jungen Mann, allerdings entgingen ihm nicht die misstrauischen Blicke, die er dadurch auf sich zog. Es war keine einfache Aufgabe, vor die sich der Leutnant gestellt sah. Er war gezwungen, genau unter den Leuten zu leben, die er dingfest machen musste, sodass die meisten Bewohner der Gegend ihm vermutlich mit Misstrauen und Argwohn begegneten. Sicherlich hätte sich niemand zu ihm gesetzt, um Ale mit ihm zu trinken.
    »Sie haben da eine selten undankbare Aufgabe«, bemerkte Barnaby.
    Deering nickte.
    »Ich werde nicht so tun, als sei es anders. Oder als ob nicht die Hälfte meiner Männer bestochen werden, in die andere Richtung zu schauen.« Er seufzte.
    »Aber ich habe die Aufgabe übernommen und bin entschlossen, das Gesetz hochzuhalten – selbst wenn es mich hier unbeliebt macht – und meine eigenen Männer mich für einen Narren halten, dass ich versuche, dem Schmuggel Einhalt zu gebieten.«
    Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten länger; nachdem er sein Ale ausgetrunken hatte, erhob Barnaby sich und sagte:
    »Ich beneide Sie nicht, aber ich wünsche Ihnen bei der Erledigung Ihrer Aufgabe viel Glück.« Vorausgesetzt , dachte er bei sich, als er sich entfernte, Sie lassen Mrs Gilbert und Miss Emily in Ruhe.
    Barnaby verabschiedete sich gerade von Mrs Gilbert, als ein älterer Fischer mit grauem zerzausten Haar und einem wettergegerbten Gesicht hereinkam und sich an einen kleinen runden Tisch in der Ecke der Schankstube setzte.
    Mrs Gilbert sah den Neuankömmling und sagte zu Barnaby:
    »Da ist Jeb Brown.«
    »Der Mann, der mich aus dem Wasser gezogen hat?«
    Mrs Gilbert nickte.
    Barnaby ging zu dem Tisch, an dem Jeb Brown saß, und sagte ruhig:
    »Mr Brown, ich bin Lord Joslyn. Mrs Gilbert sagt, Sie hätten mir neulich Nacht das Leben gerettet. Danke.« Er zögerte, dann fügte er hinzu:
    »Ein bloßes Dankeschön scheint mir ein karger Lohn für das, was Sie getan haben. Wenn es irgendetwas gibt, das ich für Sie tun kann …«
    Jeb stand auf und ergriff vorsichtig die Hand, die Barnaby ihm hinhielt.
    »Die Wahrheit ist doch, Mylord, ich dachte, Sie seien tot, als ich Sie an Bord zog«, erklärte er. »Ich bin vor Schreck beinahe aus der Haut gefahren, als Sie gestöhnt haben und ich gemerkt habe, dass Sie noch lebten.« Er betrachtete Barnaby einen langen Augenblick, dann sagte er bedeutungsschwanger:
    »Solange Sie sich als guter Freund von Mrs Gilbert und ihren Mädchen erweisen, ist das Dank genug für mich.«
    Barnaby neigte zustimmend den Kopf. »Niemand von Ihnen hat von mir irgendetwas zu befürchten.« Sein Blick traf Jebs.
    »Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie mich als Freund betrachten, und sollten Sie je ganz praktisch meiner Freundschaft bedürfen, wissen Sie ja, wo Sie mich finden.«
    Scharfe graue Augen betrachteten ihn einen Augenblick länger, dann nickte Jeb.
    »Danke, Mylord. Ich werde es mir merken … und Sie beim Wort nehmen.«
    Blazer folgte ihm an einer Führungsleine hinter seinem Pferd, als Barnaby vom Gasthof fortritt. Das Wetter wurde allmählich schlechter, und ihm fiel auf, dass der Himmel sich in der Zeit, die er im Schankraum verbracht hatte, zu einem bedrohlichen Grau verdunkelt und der Wind zugenommen hatte. Der Geruch von

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