Eine Stuermische Nacht
verstimmt:
»Du weißt doch, dass wir unsere Schwierigkeiten hatten, Cousin, und in einem Augenblick der Verärgerung mag ich es zugelassen haben, dass meine Zunge mit mir durchgegangen ist.« Unter Barnabys ruhigem Blick wurde er fast nervös und fügte hinzu.
»Dafür entschuldige ich mich.«
Emilys Augen glitten von einem Mann zum anderen und suchten nach Familienähnlichkeiten. Sie hatte höchstens den vagen Eindruck, dass Lord Joslyn und Mathew gemeinsame Vorfahren hatten. Lord Joslyn war groß und wirkte hart, seine Züge ließen die griechische Perfektion von Mathews vermissen. Und wie sie es vorhin schon bemerkt hatte, zog Lord Joslyn selbst im Sitzen die Aufmerksamkeit aller im Raum auf sich. Sie biss sich auf die Lippe, um nicht zu lächeln. Verglichen mit Lord Joslyn erinnerte Mathew, der aussah wie ein bekannter Korinther, eher an einen hübschen Gockel. Während Lord Joslyn … Sie schluckte. Lord Joslyn wirkte wie ein träger Tiger, der seine Beute nicht aus den Augen ließ … sehr groß, sehr kräftig und gefährlich …
»Ach, um Himmels willen, steig von deinem hohen Ross herunter! Nehmt euch etwas zu essen und setzt euch an den Tisch«, sagte Barnaby ruhig. »Ich bin sicher, wäre unsere Lage umgekehrt, hätte ich dich mit viel schlimmeren Namen belegt.«
»Nett entschärft«, murmelte Simon halblaut.
»Ja, das war es«, stimmte ihm Barnaby zu. Mit einem Lächeln zu Simon fügte er hinzu:
»Und du musst aufhören, immer wieder den Fuchs in den Hühnerstall zu lassen.«
Simon setzte eine zerknirschte Miene auf.
»Wie sonst soll ich denn meinen Spaß haben?«, erkundigte er sich betrübt, aber seine blauen Augen funkelten übermütig.
»Hör auf, den Hofnarren zu spielen, und benimm dich«, verlangte Thomas, während er zum Sideboard ging. Nachdem er sich Kaffee eingeschenkt hatte, nahm er einen Schluck und verzog das Gesicht.
»Grundgütiger! Der ist ja kälter als Haferschleim von gestern. Läute nach Peckham und bestell uns heißen Kaffee!«
Barnabys Brauen hoben sich, seine Augen ruhten mit einem unergründlichen Ausdruck auf Thomas, aber er sagte nichts. Während die Sekunden verstrichen, färbten sich Thomas’ Wangen tiefrot. Barnaby ließ ihn einen Moment zappeln, dann brach er die wachsende Spannung, indem er leise sagte:
»Du weißt, wo der Klingelzug ist. Zieh nur daran.«
»Ich w-w-wollte nicht u-unhöflich sein«, stotterte Thomas, »es ist nur, dass …«
»Ich weiß«, erwiderte Barnaby müde, »bis vor ein paar Monaten galt dein Bruder als Erbe all dieser Pracht. Und ihr alle wart es gewohnt, zu kommen und zu gehen, wie es euch beliebte, und so zu tun, als gehörte es euch bereits.«
Annes Mitgefühl war geweckt, und sie bemerkte:
»Das muss für Sie alle sehr schwer sein.«
»Nicht für mich«, erklärte Simon unbekümmert und machte es sich neben Emily am Tisch bequem. Er grinste Emily an.
»Ich war nie im Rennen um den Titel.«
Emily lächelte zurück.
»Das weiß ich, du Narr, und alle anderen auch.«
»Narr?« Simon umklammerte seine Brust.
»Holde Jungfer, wie kannst du nur so grausam sein? Deine Worte haben mich tief getroffen. Ich werde mich nie davon erholen.«
Barnabys Augen wurden schmal angesichts der lässigen Vertrautheit zwischen Emily und Simon. Ihm war weder das Lächeln noch das Augenzwinkern zuvor entgangen, als Simon ins Zimmer gekommen war. Er mochte Simon. Daher hoffte er sehr, er würde dem unverschämten Welpen nicht seinen rechten Haken demonstrieren müssen.
Nicht im Geringsten amüsiert von Simons Mätzchen, kniff Mathew die Lippen zusammen.
»Musst du immer alles ins Lächerliche ziehen? Es ist völlig unangebracht.«
»Matt hat recht«, schaltete sich Thomas ein, der wieder zu alter Form auflief, »du solltest deine unberechenbare Zunge besser hüten.«
Simons Belustigung verflog.
»Nun, warum wundert es mich nicht, dass du mit unserem gottgleichen Bruder einer Meinung bist? Sag mir, liebster Bruder, hattest du schon je einmal einen ureigenen Gedanken?«
»Oh, um Himmels willen«, sagte Mathew, »hört mit dem kindischen Gezanke auf.«
Mit Unschuldsmiene erwiderte Simon:
»Nun, ich habe mich nur gewundert. Schließlich plappert er dir alles nach.«
Thomas ballte seine Hände zu Fäusten und machte einen Schritt auf Simon zu.
Simon erhob sich mit freudig erwartungsvoller Miene.
Barnaby, der den Austausch zwischen den Brüdern schon vorher hatte miterleben dürfen, war in Versuchung geführt, es sie einfach austragen zu
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