Eine Stuermische Nacht
lassen, wobei er sein Geld eher darauf setzen würde, dass Simon Thomas zu Boden sandte. Doch er entschied, dass es keine angemessene Unterhaltung für die Damen wäre, wenn Simon mit Thomas den Boden wischte, weswegen er einschritt.
»Äh, das alles mag ja höchst amüsant sein, aber gibt es einen Grund für euren unerwarteten Besuch?«, fragte er.
»Einen anderen als die Sehnsucht nach meiner Gesellschaft?«
Simon grinste ihn an und lehnte sich zurück. Thomas schwang herum und zog mit einem heftigen Ruck an der Klingelschnur aus schwarzem Samt, die neben dem Sideboard hing.
Mathew starrte Simon einen Moment lang an, ehe er sich an Barnaby wandte.
»Genau genommen gibt es den«, begann er. Sein Blick fiel auf Emilys und Annes faszinierte Mienen, und er sagte halblaut:
»Aber das kann warten, bis deine Gäste gegangen sind.«
Peckhams Ankunft bot eine willkommene Unterbrechung. Der Butler lächelte die Brüder erfreut an. Barnaby bestellte frischen Kaffee und mehr Essen. Ehe Peckham sich entfernte, trug er ihm auf:
»Und sorgen Sie bitte dafür, dass für meine Gäste Zimmer vorbereitet werden, und für ihre Diener auch, falls sie welche mitgebracht haben.«
Mathew lächelte Barnaby an, und das Lächeln verwandelte seine arroganten Züge, sodass Barnaby einen Eindruck von dem Charme bekommen konnte, für den sein Cousin berühmt war.
»Ich war nicht sicher, ob du uns erlauben würdest, zu bleiben.«
Barnaby zuckte die Achseln.
»Es ist für uns alle keine gewöhnliche Situation – es gibt keinen Grund, es schlimmer zu machen.« Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
»Ob es dir nun gefällt oder nicht, wir sind nun einmal Familie.«
»Nun!«, rief Anne kurz darauf, als sie und Emily von Windmere in der bequem gefederten Kutsche nach Hause fuhren, die Lord Joslyn ihnen zur Verfügung gestellt hatte.
»Das war höchst interessant, nicht wahr? Ich war sicher, dass Tom und Simon ein Handgemenge beginnen würden.«
»Was für beide nicht ungewöhnlich wäre«, antwortete Emily. »Selbst als Kinder sind sie sich alle ständig in die Haare geraten – besonders Tom und Simon. Ich kann gar nicht zählen, wie oft einer dem anderen eine blutige Nase oder ein blaues Auge verpasst hat.« Sie runzelte die Stirn.
»Aber ich frage mich, was sie nach Windmere bringt.«
»Vielleicht versucht Mathew, freundlich zu sein.«
»Zu dem Mann, der ihm gerade erst den Titel und einen Landsitz wie Windmere vor der Nase weggeschnappt hat?«, fragte Emily mit hochgezogenen Brauen.
»Ich wäre eher geneigt zu glauben, dass er gekommen ist, ihn umzubringen.«
»Emily! Sag so etwas nicht!«, rief Anne schockiert.
»Du vergisst die Umstände, unter denen ich Lord Joslyn beim ersten Mal gesehen habe. Er war mehr tot als lebendig, und du wirst mich nie davon überzeugen, dass sich nicht jemand große Mühe gegeben hat, alles so zu arrangieren, dass er in jener Nacht stirbt. Wenn Jeb ihn nicht zufällig entdeckt hätte, wäre er jetzt tot.«
»Das hatte ich ganz vergessen«, gestand Anne. Unglücklich fügte sie hinzu:
»Und natürlich würde Mathew davon profitieren, wenn Lord Joslyn sterben würde.«
Barnaby war sich sehr wohl bewusst, dass Mathew von allen am meisten durch seinen Tod zu gewinnen hätte, aber er konnte sich ihn nicht wirklich als Mörder vorstellen. Nachdem sie die Damen verabschiedet hatten, begaben sich die vier Herren ins Arbeitszimmer. Barnaby schenkte Brandy ein und betrachtete dabei verstohlen seinen ältesten Cousin. Nein, er konnte ihn immer noch nicht in der Rolle des Mörders sehen.
Sobald alle mit Brandy oder – in Thomas’ Fall – mit Portwein versorgt waren und sich in dem männlich eleganten Raum verteilt hatten, erkundigte sich Barnaby:
»Also, was oder wem verdanke ich diese Ehre?«
»Lord Padgett«, antwortete Simon.
Mathew, der in der Nähe des Kamins aus goldgemasertem schwarzem Marmor stand, warf Simon einen verärgerten Blick zu. Am anderen Ende des Kaminsimses hatte sich Simon lässig in einem schwarzen Ledersessel niedergelassen und grinste seinen Bruder an.
Barnaby zog die Brauen zusammen.
»Lord Padgett? Ich fürchte, ich erkenne den Namen nicht wieder.«
»Ich denke nicht, dass du ihn kennengelernt hast. Er ist ein Freund von mir«, erklärte Thomas, der seitlich von Mathew stand.
»Ich bin Padgett zufällig in London auf der Straße begegnet, und er hat erwähnt, dass er gerade aus Eastbourne zurückgekehrt sei, wo er seine Jacht vor Anker liegen
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