Eine Stuermische Nacht
Idee!«, sagte Jeffery. Mit einem gütigen Lächeln zu Emily bemerkte er:
»Du würdest eine hervorragende Countess abgeben, meine Liebe – und denk nur, wie stolz dein Vater auf diese Ehre gewesen wäre.«
Emily starrte ihn finster an. Sie wusste genau, was er dachte – Anne in eine Ehe mit Ainsworth zwingen und dann irgendwie ihre Hochzeit mit Joslyn in die Wege leiten. Ihr fiel wieder ihre Reaktion auf Lord Joslyn ein, als er vorhin auf Windmere den Morgensalon betreten hatte, und es durchlief sie ein seltsames Gefühl bei dem Gedanken daran, mit ihm verheiratet zu sein. Es war beileibe kein unangenehmes Gefühl, aber ebenso wenig war es angenehm. Vor allem, entschied sie, war es beunruhigend … und vielleicht ein klein bisschen aufregend?
Das Flattern in ihrem Bauch nicht weiter beachtend, sagte Emily:
»Was für ein Blödsinn! Ich wünsche Lord Joslyn alles Gute in Bezug auf seine Ehe, aber ich bin nicht im Rennen.«
Damit erhob sie sich, schüttelte ihre Röcke aus und erklärte:
»Und nun, wenn es niemanden stört, möchte ich ins Bett. Es war ein langer und anstrengender Tag.«
»Allerdings«, stimmte Anne ihr zu, die anmutig auf die Füße kam, Emilys Vorbild folgend. Sie lächelte die Herren an.
»Es ist schon spät, und ich bin sicher, die Herren haben Verständnis.«
Cornelia lachte gackernd.
»Es wäre auch egal, wenn sie es nicht hätten. Townsend-Frauen tun immer, was sie wollen.« Sie stand von ihrem Stuhl auf und humpelte zur Tür, wobei sie bei jedem Schritt mit dem Gehstock dumpf auf den Boden klopfte.
Ehe Jeffery oder Ainsworth Einspruch erheben konnten, hatten die drei Frauen den Raum verlassen.
Allein gelassen schaute Ainsworth Jeffery finster an.
»Ich möchte dich daran erinnern«, erklärte er in kaltem Ton, »dass allmählich die Zeit knapp wird. Wenn ich nicht in weniger als zwei Monaten eine Braut habe, wird mir ein großes Vermögen entgehen. In dem Fall werden deine Schuldscheine fällig, und du verlierst die ansehnliche Summe, die ich dir versprochen habe.« Seine Miene wurde gehässig.
»Meine Zeit hier ist bis jetzt verschwendet gewesen. Ich hätte mich anderswo umtun können und Arrangements mit jemand anderem treffen können, aber du hast mir fest versprochen, dass ich meine Braut bekomme.«
»Es ist ja nicht meine Schuld, dass du die Angelegenheit mit der kleinen Witwe noch nicht geregelt hast«, wandte Jeffery ein.
»Du bist ein Mann von Welt – du kannst ja wohl nicht erwarten, dass ich die Brautwerbung für dich übernehme.«
»Aber ich kann der reizenden Mrs Townsend schwerlich den Hof machen, wenn sie nie da ist«, entgegnete Ainsworth scharf.
»Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber diese lange Else, deine Cousine, oder die alte Hexe sind ständig in ihrer Nähe.« Vorwurfsvoll sagte er:
»Du erzählst mir seit Wochen, dass du alles arrangieren würdest, aber bislang habe ich keinen Fortschritt erkennen können.«
»Ich kann sie ja schwerlich statt deiner verführen.«
»Keine Sorge, das Verführen schaffe ich allein«, antwortete Ainsworth gedehnt, »aber du musst mir die Gelegenheit dazu verschaffen, ihr nahe genug zu kommen, dass ich sie verführen kann.« Er blickte sich im Zimmer um.
»Da hier die Diener jederzeit hereinplatzen und deine weiblichen Verwandten ständig zusammenhocken, ist es höchst unwahrscheinlich, dass es irgendwo in diesem Haus geschehen wird. Ich brauche Zeit allein mit der Dame, um meine … Verführung zu bewerkstelligen.«
Jeffery wich seinem Blick aus, er wusste schließlich genau, dass sie nicht von Verführung sprachen, sondern von Vergewaltigung. Er hatte nicht gewollt, dass es so weit kam, aber Annes hartnäckige Zurückweisung von Ainsworths Avancen ließ keinen Zweifel daran, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Sie ließ ihnen keine andere Wahl.
Gott sei Dank, überlegte Jeffery, dass Ainsworth sich für die Witwe seines Onkels entschieden hatte und nicht für die zänkische Emily. Er wollte sich Emilys Reaktion auf eine erzwungene Verführung lieber nicht vorstellen. Sie würde sich nicht einfach fügen, und Jeffery war sich nicht sicher, ob sie nicht am Ende, selbst wenn ihr Ruin drohte, doch Ainsworths Heiratsantrag ablehnte. Er erschauerte. Bei Emily war es wesentlich wahrscheinlicher, dass sie Ainsworth mit einem Messer angriff, aber Anne …
Anne war ein süßes Ding, und sobald sie von Ainsworth kompromittiert war, stand für Jeffery außer Frage, dass sie ohne großes Theater ihren Verführer
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