Eine Stuermische Nacht
sagte:
»Ich fürchte, Master Jeffery und Mr Ainsworth führen nichts Gutes im Schilde.«
Die paar anderen Dienstboten, die noch in The Birches angestellt waren, hatten sich bereits in ihre Kammern zurückgezogen, sodass sie beide allein in der gemütlichen Küche waren. Sie waren zwar nicht miteinander verwandt, aber die Köchin und der Butler standen seit ihrer Kindheit in Diensten der Familie Townsend, beide hatten inzwischen die Stellung übernommen, die vorher ihre Eltern innehatten.
Weil sie sich so gut kannten, vertrauten sie einander und sprachen offen über alles. Mrs Spalding wischte sich ihre Hände an ihrer mehlbestäubten Schürze ab und blies die Backen auf.
»Wenn du mich fragst, die beiden führen nie etwas Gutes im Schilde! Ein unehrenhafteres Paar habe ich mein Lebtag nicht gesehen. Der alte Squire würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, welchen Unrat sich Master Jeffery dieser Tage hierher einlädt.« Sie schüttelte den Kopf.
»Wir kennen Master Jeffery, seit er ein kleiner Junge war. Ich weiß nicht, wie es bei dir war, aber ich hatte noch nie eine Vorliebe für ihn – und der alte Squire auch nicht. Der Junge war ständig in der Klemme und hat dann immer gejammert und alle anderen beschuldigt, wenn er dabei ertappt wurde, wie er etwas getan hat, was er lieber gelassen hätte.« Ihre Züge wurden weicher.
»Sein jüngerer Bruder hingegen, Master Hugh – die beiden sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht.« Sie seufzte.
»Es ist eine Schande, dass Master Hugh nicht geerbt hat – wie anders wäre hier alles!«
Walker nickte unglücklich.
»Da stimme ich dir zu. Wenn Master Hugh hier wäre, würde der Herr es nicht wagen zuzulassen, dass Ainsworth sich so unverschämt den Damen gegenüber benimmt.«
»Aber er wird nicht kommen. Master Jeffery will ihn nicht hier haben. Unseligerweise gehört ihm The Birches nun einmal, und er kann bestimmen, wer kommt und wer geht.«
Als Walker weiterhin besorgt wirkte, hob Mrs Spalding eine Braue und fragte:
»Gibt es etwas Besonderes, das dir Kummer macht?«
Walker berichtete ihr, was er mit angehört hatte, als er an den beiden Männern vorbeigegangen war.
Die Köchin spitze die Lippen und erklärte:
»Das gefällt mir gar nicht.« Sie räumte ein paar Sachen weg und entschied dann:
»Am besten sprichst du gleich morgen früh mit Miss Emily und Miss Cornelia. Sie werden die Herrin warnen, vorsichtig zu sein, und sie werden alle auf der Hut sein.«
Walker nickte, erleichtert, dass Mrs Spalding seiner Meinung war.
Am nächsten Morgen wartete Walker ungeduldig darauf, dass die Damen ihre Zimmer im ersten Stock verließen und herunterkamen. Er wusste, dass die Herren am Abend vorher den alkoholischen Getränken heftig zugesprochen hatten, wie es ihre Gewohnheit war, und dass sie erst zu Bett gegangen waren, als es vier Uhr schlug. Daher war er überzeugt, dass Mrs Townsend sicher war – für den Moment wenigstens. Dennoch atmete er erleichtert auf, als die drei Damen die Treppe herunterkamen und den inzwischen leicht verwohnt wirkenden, aber wunderbar behaglichen Frühstückssalon betraten.
Er gestattete es den Damen, sich selbst von den Speisen auf der alten Eichenholzanrichte zu bedienen und sich an den Tisch zu setzen, ehe er sprach. Er hüstelte höflich, und als die drei Frauen ihn ansahen, murmelte er:
»Wie Sie wissen, ist es nicht meine Gewohnheit, andere zu belauschen oder Klatsch zu verbreiten, aber gestern Abend habe ich zufällig eine Unterhaltung zwischen den beiden Herren mit angehört, von der ich denke, dass Sie es wissen müssen.«
»Heraus damit«, verlangte Cornelia ohne Umschweife, stellte ihre Kaffeetasse ab und blickte den Butler eindringlich an. Sie kannte Walker sein ganzes Leben und seinen Vater davor und wusste daher, dass etwas Wichtiges geschehen sein musste, dass er sich genötigt sah, derart gegen die Regeln zu verstoßen.
»Was ist los, Walker?«, fragte Emily leise und verspürte Angst.
»Hat es etwas mit unseren … äh, Geschäftsarrangements zu tun? Ist Jeffery dahintergekommen, was wir treiben?«
Walker war einer der Geldgeber ihrer Schmuggeloperation und wusste daher genau, was sie mit »Geschäftsarrangement« meinte. Walker lächelte sie voller Zuneigung an, aber dieses Lächeln verblasste nahezu so schnell, wie es erschienen war. Sein Gesicht war ernst, als er erklärte:
»Nein, Miss. Es hat nichts mit unseren Geschäften zu tun.« Er schaute zu Anne, die ihn ebenso aufmerksam anschaute wie
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