Eine Stuermische Nacht
kindisch hinzu:
»Und du kannst mich nicht dazu zwingen.«
Cornelia fuhr verärgert zu ihr herum und ermahnte sie streng:
»Mädchen, und wenn ich dich höchstpersönlich fesseln und dir einen Schlag auf den Kopf geben muss, ich tue es. Und wenn du dir einbildest, Walker oder der Rest der Dienerschaft würden mir nicht helfen, dann bist du dümmer als ich dachte.« Sie atmete tief durch und fuhr sanfter fort:
»Emily, es ist die einzige Möglichkeit, dass du vor Ainsworth und deinem elenden Cousin sicher bist. Du denkst vielleicht, dass seine Abneigung gegen dich ihn davon abhalten wird, dir etwas zu tun, aber das ist Unsinn. Er will das Vermögen, und du musst es endlich in deinen Kopf bekommen, dass er alles tun wird, um es zu bekommen – und selbst wenn das heißt, eine Frau zu heiraten, die er verabscheut.«
Aufgerüttelt von Cornelias heftigen Worten brach Emilys Gegenwehr in sich zusammen. Unglücklich musste sie einräumen, dass ihre geliebte Großtante offenbar wirklich glaubte, dass sie in Gefahr schwebte. Und sei es auch nur, um Cornelias Angst zu beschwichtigen, sollte sie Lord Joslyns Angebot annehmen.
»Nun gut«, erklärte sie mit leiser Stimme, »dann gehen wir.«
Erleichterter, als sie es sich eingestehen wollte, sagte Cornelia:
»Wir haben keine Zeit, viel zu packen. Nimm nur mit, was du für ein paar Tage brauchst. Der Rest unserer Sachen kann nachkommen.«
»Wenn Jeffery sie nicht aus Wut verbrennt«, gab Emily nicht ganz ernst gemeint zu bedenken. Obwohl sie sich einverstanden erklärt hatte, nach Windmere zu gehen, konnte sie sich die Frage nicht verkneifen:
»Denkst du wirklich, dass Ainsworth mich als Ersatz für Anne nehmen würde?«
Cornelia nickte.
»Er will das Vermögen unbedingt – und um jeden Preis. Wir können von Glück reden, dass Anne schon auf dem Weg nach Parkham ist, und dass Ainsworth und Jeffery noch keine Ahnung davon haben. Noch besser wäre es, wir wären ebenfalls fort, ehe sie heimkommen. Wir können froh sein, dass Jeffery in Newhaven ist und Geld verschwendet, das er nicht hat, auf ein Pferd, das er nicht braucht.«
Jeffery und Ainsworth waren jedoch nicht in Newhaven, und es hatte auch nie ein Pferd dort gegeben, das sie sich anschauen wollten. Den Ausflug nach Newhaven hatten sie sich ausgedacht, damit niemand etwas von ihrem wahren Ziel merkte – dem Bauernhaus, in dem Jeffery sich mit seiner jeweiligen Geliebten traf. Die beiden Männer verbrachten den Tag damit, dafür zu sorgen, dass alles für Annes Entführung und ihre Vergewaltigung vorbereitet war. Unseligerweise war die Neuigkeit, dass Anne ihnen entwischt war, bereits zu ihnen gedrungen …
Kapitel 12
Es war schlichter Zufall, dass Jeffery und Ainsworth von Annes Abreise nach Parkham House erfuhren. Wie sie es häufig tat, besuchte Rosie Perrin, Sallys Schwester, am Donnerstagnachmittag The Birches. Dort saß sie am sauber geschrubbten Küchentisch bei einer Tasse Tee und lachte und scherzte mit Sally und den anderen; und zufällig hörte sie im Vorübergehen mit an, dass Mrs Anne Townsend am Morgen aufgebrochen war, um ein paar Wochen auf Parkham House zu bleiben.
Als sie am späten Nachmittag ins Dorf zurückkehrte, machte sie im Ram’s Head Halt, um nachzusehen, ob sie am Abend zur Arbeit benötigt wurde. Das war nicht der Fall, aber sie entdeckte Kelsey an einem kleinen Tisch in der Ecke und setzte sich zu ihm.
Sie unterhielten sich eine Weile über nichts im Besonderen, ehe Rosie ihren Besuch auf The Birches erwähnte und dass Mrs Anne Townsend abgereist sei, um der Mutter des Squire Gesellschaft zu leisten. Kelsey horchte auf und begann sogleich zu überlegen, wie er die Information, die Rosie ihm so unbeabsichtigt geliefert hatte, zu seinem Vorteil nutzen konnte.
Zwar war er nicht in die Pläne vom Squire und Ainsworth eingeweiht, aber er wusste, dass die beiden nichts Gutes vorhatten und dass es mit Anne Townsend zusammenhing. Da er auch über das Vermögen im Bilde war, das Ainsworth in Aussicht hatte, wenn er eine respektable Braut fand, und da er zudem ähnlich dachte wie der Spieler, hatte er längst erraten, auf welche Weise Ainsworth die Hand der Frau erlangen wollte, die seine Werbung ablehnte.
Kelsey hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, die Gegend, in der er sich länger aufhielt, genau zu erkunden, und kannte daher auch schon seit Monaten das Bauernhaus, das Jeffery für seine heimlichen Verabredungen nutzte. Seit seiner Entlassung und ohne Geld bis auf den Bettel,
Weitere Kostenlose Bücher