Eine Stuermische Nacht
in Jungenkleidern in der Krone war … dem Zentrum des Schmuggelrings.«
»Eine ganz schön gewagte Schlussfolgerung aufgrund eines einzigen Vorfalls.«
Barnaby grinste.
»Stimmt, das will ich zugestehen, aber erklären Sie mir bitte, warum Jeb in dieser Nacht auf dem Ärmelkanal unterwegs war – mitten in einem Unwetter – ein Zeitpunkt und ein Wetter, wie sie, so habe ich erfahren, oft von Schmugglern gewählt werden, um an Land zu gehen. Kein Fischer, den ich je getroffen habe, würde so ein Risiko eingehen, und jeder Fischer, der seinen Beruf versteht, hätte gewusst, dass das Wetter schlecht wird, und wäre längst in den Hafen zurückgekehrt, bevor der Sturm losbrach.«
Cornelia zuckte die Achseln.
»Das mag schon stimmen, aber das heißt nicht, dass er ein Schmuggler ist.«
»Nein, aber ich hätte gerne einen guten Grund gewusst, warum er in jener Nacht nicht gemütlich im Hafen vor Anker lag … zusammen mit den Zöllnern.«
»Woher soll ich das wissen? Ich bin schließlich kein Fischer.«
»Stimmt«, räumte Barnaby ein.
»Es stimmt aber auch, dass Mrs Gilbert nicht wirklich mitteilsam war, als ich das Thema in jener Nacht angeschnitten habe. Es war auch klar, dass sie etwas verborgen hat – alle haben das getan. Sie könnten natürlich auch in etwas anderes verstrickt sein«, fuhr er nachdenklich fort, »aber ich setze mein Geld auf Schmuggel.« Er betrachtete ihre angespannten Züge.
»Ich bin nicht Ihr Feind, Cornelia«, fügte er hinzu, »ich bin auf Ihrer Seite … aber ich kann Ihnen nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was vor sich geht.«
»Stellen Sie sich vor, Sie hätten recht … Warum sollten Sie uns helfen wollen?«, verlangte sie zu wissen.
»Ich denke, Sie kennen die Antwort«, erklärte Barnaby leise. Bei dem zufriedenen Funkeln in ihren Augen lächelte er und sagte:
»Ja, ich möchte sie heiraten – selbst wenn sie die Königin der Schmuggler von Sussex ist.« Er rieb sich die Wange und gestand mit einem Anflug von Selbstironie:
»Ich will nicht leugnen, dass es mir lieber wäre, wenn meine zukünftige Viscountess ihre Karriere als Schmugglerin möglichst bald beendet und wir diesen Teil ihrer Vergangenheit begraben können.«
»Sie wollte es nicht tun«, gestand Cornelia. »Aber Jeffery … Jeffery hat The Birches mit seinen Verlusten beim Glücksspiel und der miserablen Gutsverwaltung an den Rand des Ruins gebracht, sodass sie praktisch keine andere Wahl hatte.« Sie lächelte traurig.
»Ich mochte den Neffen meines Mannes nicht sonderlich, aber Emilys Vater war wesentlich besser als dieser Verschwender Jeffery. Emilys Vater kümmerte sich um seine Leute und das Dorf.« Sie zog die Brauen zusammen.
»Als die Pachthöfe dank Jefferys Praktiken keinen Ertrag mehr brachten, waren viele Bauern und ihre Familien gezwungen, sich woanders ihren Lebensunterhalt zu verdienen – und das hat dem Dorf geschadet. Als das Geld immer knapper wurde, hat Jeffery Diener entlassen – und ihnen einen Bettel gezahlt, nachdem sie uns fast ihr ganzes Leben treu gedient hatten.« Ihre Augen schauten ihn flehend an, mit der Bitte um Verständnis.
»Emily konnte es nicht ertragen. Sie musste etwas tun.«
Barnaby hob ihre Hand an seine Lippen. Lächelnd erklärte er:
»Ich hätte nichts anderes von ihr erwartet.«
Cornelias Finger fassten seine fester.
»Und Sie wollen sie heiraten?«, fragte sie drängend.
»Sie können gerne versuchen, mich davon abzuhalten«, erwiderte er und schenkte ihr ein schiefes Lächeln.
Mit neuer Energie erfüllt nahm Cornelia ihre Hand aus seiner und setzte sich aufrechter hin, dann schaute sie sich um.
»Was braucht das Kind nur so lange?«, wollte sie leicht verstimmt wissen.
»Die Kutsche muss jede Minute da sein.« Sie machte eine Handbewegung zu Barnaby. »Gehen Sie lieber rasch nachsehen, was da los ist.«
Froh, etwas zu tun zu haben, verließ Barnaby das Zimmer. Als er die Küche betrat und kein Anzeichen von Emily oder Jeb entdecken konnte, erfasste ihn ein ungutes Gefühl.
Verwundert über sein plötzliches Auftauchen in ihrer Küche schaute Mrs Spalding von dem Topf auf, den sie umrührte, und rief:
»Lord Joslyn! Was bringt Sie her?«
Walker, der an dem Tisch gesessen und eine Tasse Tee getrunken hatte, sprang auf.
»Mylord!«, entfuhr es ihm, »ist etwas nicht in Ordnung?«
»Wo ist sie?«, fragte Barnaby und schaute Walker eindringlich an. »Und lügen Sie mich nicht an.«
Walker schluckte.
»Äh, ich glaube, sie ist zu den Ställen
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