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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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oder wenn wir ihn in Schutzhaft nehmen müßten. Sehen Sie sich doch den Jungen an … wissen Sie, was er jetzt macht, wenn wir ihn freilassen? Er geht auf geradestem Weg zu Dahlmann und dreht ihm den Hals um! Ob berechtigt oder nicht, das steht nicht zur Debatte. Uns genügt ein Mord! Seien wir also Gentlemen, machen wir einen stillen Pakt, etwas außerhalb der Legalität, und lassen wir den Dichterknaben im Knast. Bis wir Dahlmann soweit haben … ich ahne da Schreckliches.«
    »Ich auch …« Dr. Kutschers Stimme war plötzlich sehr klein. Mein Gott, dachte er nur. Mein Gott. Wenn Dahlmann seine Schwägerin …
    »Kommen Sie.« Faber fegte die Eierschalen zu einem Häufchen auf die Mitte des Tisches. »Der Wachtmeister wird sich freuen. – Noch etwas, Doktor … Hat Frau Dahlmann nie etwas geäußert?«
    »Nie. Sie wollte sogar ein Testament zum Nutzen ihres Mannes aufsetzen.«
    »Sapperment! Dann heißt es handeln! Männer, die in Hormonen schwimmen, entwickeln die Phantasie von Superirren. Gehen wir –«
    Der Justizwachtmeister, der die Eierschalen wegbringen mußte, freute sich nicht … er fluchte über das »verfressene dicke Luder von Kriminalkommissar«. Er konnte es, denn er war allein im Zimmer.
    *
    Der Peterwagen kam fast zur gleichen Zeit an der Mohren-Apotheke an, wie Robert Sanden mit Luise Dahlmann. Beide Wagen bremsten, und der Polizist überlegte, ob er die Nachricht von dem Unfall auf der Straße berichten sollte oder erst in der Wohnung. Er entschloß sich, zu warten, bis Luise Dahlmann im Hause war, und ging ihr dann nach.
    Im Treppenhaus wartete er, bis er die Tür der Wohnung zuklappen hörte, stapfte dann hinauf und schellte. Robert Sanden öffnete. Er hatte den Polizisten schon auf der Straße gesehen, aber nicht daran gedacht, daß er zu Dahlmann kommen könnte.
    »Ja? Bitte?« fragte er deshalb und blieb in der Tür stehen. Im Wohnzimmer hatte sich Luise in ihren ›Blindensessel‹ fallen lassen, jenen Sessel, in dem sie ein Jahr lang gesessen und auf das Radio gehört hatte, Blindenschrift übte und das Tonband bediente. Er würde wieder ihr Sessel werden, wenn Professor Siri die Schultern hob und sagen würde: »Es ist nichts mehr zu machen …« Sie wußte, daß Siri so ehrlich war, es ihr zu sagen. Sie wußte aber auch, daß er damit ein Urteil aussprach, dem sie entgegenkommen wollte.
    Der Polizist sah an Sanden vorbei in die Diele. »Ich möchte Frau Dahlmann sprechen …«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Was geht das Sie an?!«
    »Frau Dahlmann ist erkrankt. Ich habe sie hierhergebracht. Wenn es etwas Unangenehmes ist, bitte ich um Schonung. Sie können es mir sagen … ich werde es ihr weitergeben …«
    Der Polizist zögerte. Dann berichtete er von dem Unfall, kurz und knapp, ohne Umschweife. Robert Sanden nagte an der Unterlippe.
    »Danke, Herr Wachtmeister«, sagte er dann. »Wir werden sofort in das Krankenhaus fahren …«
    Zuerst brachte er Luise etwas zu trinken. Else, die sich mit dem Mittagessen Mühe gegeben hatte, saß schmollend in der Küche und aß allein den schönen Blumenkohl und ein Kalbsschnitzel. Herr Dahlmann war nicht gekommen, die gnädige Frau hatte keinen Hunger, die Schnitzel verbruzzelten in der Pfanne … es war schon ein Jammer.
    »Wer hat da geklingelt?« fragte Luise, als sie zwei Schluck getrunken hatte.
    »Die Polizei …«
    »Die …?« Luise sprang auf. Sanden drückte sie sanft in den Sessel zurück. Unwillkürlich hatte sie die Augen aufgerissen … das Licht blendete sie, die Augen begannen sofort zu tränen … sie drückte ein Taschentuch dagegen und senkte den Kopf.
    »Dein Mann ist vorhin mit dem Wagen verunglückt …«, sagte Sanden leise. Luises Körper bebte etwas.
    »Tot?« Ihre Stimme klang ganz klar.
    »Nein. Der Polizist ist gleich nach der Einlieferung ins Krankenhaus zu uns gekommen. Wir sollen anrufen.«
    »Dann tu das, bitte …«
    Sie hob den Kopf, drückte aber das Taschentuch noch gegen die geschlossenen Augen.
    »Wir können morgen schon nach Bologna fahren … jetzt ist alles so einfach geworden …«
    Sanden nickte. Woran sie denkt, wenn sie so eine Nachricht bekommt, empfand er. Wie groß muß ihr Haß sein, daß nicht einmal die menschliche Seite – das Unglück – sie berührt.
    Er ging zum Telefon und rief das Krankenhaus an. Dahlmann lag schon auf seinem Zimmer. Es war kein Schädelbasisbruch … er hatte Quetschungen im Brustkorb, drei Rippenbrüche und einen Bruch des linken Unterarmes. Keine Verletzung war

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