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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Emma, die Grüngefleckte, kann jetzt schon auf einem Bein stehen …«
    Die Wachtmeister vom Gefängnis grinsten. Sie kannten den dicken Faber … wenn er Witze riß, war er besonders gefährlich. Je dümmer der Witz, um so härter die Schläge, die später kamen … das war Fabers Lebensart. Auch Dr. Kutscher wußte es … er blieb ernst.
    »Emma kann auch mit den Ohren wackeln«, sagte er.
    Der dicke Faber staunte ehrlich. »Aber wieso?! Kanarienvögel haben doch keine Ohrläppchen.«
    »Eben drum! Emma schafft es auch so …«
    Sie sahen sich an, und beide wußten, daß der Kampf um Julius Salzer bereits eröffnet war. Als man ihn dann vorführte, wurde es ganz ernst, denn Dr. Kutscher sagte: »Salzer, Sie brauchen auf Fragen, die Sie belasten, keine Antwort zu geben … Die Polizei vergißt meist diesen Hinweis.«
    »Das war nicht nötig«, sagte der dicke Faber beleidigt. »Ich frage nie Dinge, die zur Selbstschlinge werden.«
    »Wir werden sehen.« Dr. Kutscher lehnte sich auf dem harten Gefängnisbesucherstuhl zurück. »Zunächst eine Bemerkung, die bestimmt nicht ins Protokoll kommt: Die Inhaftierung meines Mandanten ist ein idiotischer Akt.«
    »Danke.« Faber lächelte sauer. »Wenn Sie's nicht wären, Doktor, wäre die Unterhaltung jetzt schon am Ende. Aber lassen wir die Bomben losgehen. Nummer 1 – bumm! – was ist das?!«
    Er legte den Briefstapel von Dahlmanns Briefen und Monikas Antworten auf den Tisch. Salzer sah sie uninteressiert an. Der dicke Faber beobachtete ihn wie eine Schlange das Kaninchen.
    »Kennen Sie nicht, was?«
    »Nein.«
    »Dachte ich mir's doch. Das sind Liebesbriefe.«
    »Seit wann sind Sie Fetischist?« fragte Dr. Kutscher lässig. Der dicke Faber zog den Kopf etwas ein.
    »Doktor … das hier ist ein Belastungsmaterial, wie es sich ein Kriminalbeamter im Traum wünscht. Es beweist, daß Monika Horten die Geliebte Ernst Dahlmanns war …«
    »Was?!« Dr. Kutscher zuckte hoch. Faber lächelte mokant. Der Schlag hatte gesessen. Dr. Kutscher sah reichlich verwirrt aus und strich sich nervös über die Haare.
    »Das kann ein Irrtum sein …«, sagte er unsicher.
    »Vielleicht. Gibt es in der Familie Dahlmann zwei, die sich Ernsti nennen?«
    Dr. Kutscher schwieg. Dahlmann und seine Schwägerin, dachte er und es überlief ihn eiskalt. Faber hat die Beweise. Darum die Jagd nach dem Geld, die Entmündigung, die Apparate zum Wahnsinnigmachen. Der erwachte Jugendtrieb eines alternden Mannes macht ihn zum Satan. Monika Horten … und jetzt weiß keiner, wo sie ist … vielleicht nur Dahlmann … nur er allein …
    »Was soll das alles mit meinem Mandanten?« fragte Dr. Kutscher nach der ersten Schrecksekunde.
    »Nichts.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich wollte nur wissen, ob Herr Salzer die Briefe kennt. Er sagt nein … ich glaube es ihm.« Er wandte sich an Salzer, der weiß wie ein Leinentuch auf seinem Stuhl hockte. »Wußten Sie von dem Verhältnis Ihrer Braut zu Herrn Dahlmann?«
    Salzer schüttelte den Kopf. Er konnte nicht mehr sprechen. Dr. Kutscher antwortete an seiner Statt.
    »Nein.«
    »Sie hat nie mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Nein –«
    »Keinerlei Andeutungen?«
    »Nein!«
    »Und Dahlmann selbst?«
    Dr. Kutscher blickte zu Salzer. Dieser schüttelte stumm den Kopf. Faber steckte die Briefe wieder in seine Aktenmappe.
    »Das wäre alles«, sagte er. Dr. Kutscher beugte sich vor.
    »Und wozu dieses ganze Theater?!«
    »Das werden Sie noch sehen.«
    »Sie sollten Dahlmann fragen!«
    »Für diesen bisher noch nicht in Betracht gezogenen, fast abwegigen Hinweis schulde ich Ihnen höchsten Dank«, sagte Faber bissig. »Sie sind ein Genie, Doktor.«
    »Das weiß ich«, antwortete Dr. Kutscher schlicht.
    Salzer wurde wieder hinausgeführt. Faber und Dr. Kutscher standen sich wie zwei Boxer gegenüber, die auch nach dem Schlußgong noch aufeinander eindreschen wollen.
    »Ich verlange sofortige Haftentlassung meines Mandanten«, sagte Dr. Kutscher laut. »Es besteht kein Verdacht mehr …«
    »Doch –« Der dicke Faber suchte in seiner Aktentasche. Er fand noch ein Ei, hart gekocht, klopfte es auf, entpellte es und steckte es in den Mund. Kauend nickte er dem verblüfften Rechtsanwalt zu. »Jetzt gerade …«
    »Ich begreife nicht, wie …«
    »Doktor … machen wir uns keine Schwierigkeiten. Lassen wir den Salzer noch ein paar Tage im Knast als Verdächtigen. Es ist schlimmer, wenn er jetzt freigelassen und am nächsten Tag als richtiger Mörder wieder eingeliefert wird …

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