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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Scheinwerfer gesehen habe, mitten in der Nacht und mitten im unwegsamen Moor. Der Polizeiposten von Hetzwege habe Onno Lütje, der als Quartalssäufer bekannt sei, zwar hinausgeworfen, aber er, der Postinspektor, messe dieser Beobachtung eine gewisse Bedeutung bei.
    Der Leiter der Soltauer Polizei fügte diesem Bericht hinzu, daß er diese Beobachtung weitergebe, weil aufgrund der Fahndung nach einer gewissen Monika Horten vielleicht hier ein Anhaltspunkt vorhanden sei. Außerdem sei er aufgefordert, jede nicht alltägliche Beobachtung nach Hannover zu melden.
    »Ein schöner Mist!« sagte der dicke Faber und biß in ein Schinkenbrot. »Das fehlt uns noch. Eine Leiche im Moor … Man sollte umsatteln und Gemüse verkaufen …«
    Immerhin hielt er die Meldung für so wichtig, daß er mit seiner Kommission nach Soltau und von dort nach Hetzwege fuhr, um Onno Lütje zu befragen. Auf der Polizeistation hatte er erfahren, daß man auf die Spökenkiekereien Lütjes keinen Wert legen dürfe. »Der Mann ist immer im Tran, Herr Kommissar«, sagte der Feldgendarm in strammer Haltung. Es war das erste Mal, daß die Mordkommission in Hetzwege auftauchte. Ein solcher Besuch nötigte Achtung ab.
    Das Verhör gestaltete sich auch schwierig, wie vorausgesagt. Onno Lütje hatte sich Mut angetrunken. Der dicke Faber saß in einer Wolke von Alkoholdunst, als er endlich den Zeugen soweit hatte, nicht immer zu sagen: »Es wor d'Düwel, Herr Kommissar … d'Düwel …« Erst nach langen Vorhaltungen, ob es auch zwei Scheinwerfer hätten sein können, räumte Onno Lütje ein, daß dies möglich sei. Aber dann schüttelte er wieder den Kopf. Im Moor des Hermes-Fiedje gab es keinen Weg, wenigstens keinen, der Unbekannten ohne weiteres zugänglich war. Nur Einheimische kannten die schmalen, festen Moorpfade. Nicht einmal auf Spezialkarten waren sie zu finden.
    »Sehen wir uns den Mist mal an!« sagte der dicke Faber.
    Im Moorstück des Fiedje Hermes gab es keine Spuren mehr. Selbst der Platz, auf dem Dahlmann sein Auto geparkt hatte, war wie reingefegt. Es hatte zweimal geregnet, der weiche Boden war glatt wie eine Kinderhaut. Der dicke Faber, der Feldgendarm, der Leiter der Soltauer Polizei, Onno Lütje und der so unverhofft zum Mittelpunkt gewordene Fiedje Hermes, ein Kerl wie ein Bär, standen am Rand des geheimnisvollen Moores.
    »Wo ist der Weg?« fragte Faber.
    »Geradeaus. Er endet nach ungefähr fünfzig Metern.«
    »Und dann?«
    »Moor –«
    »Da kann keiner weitergehen?«
    Hermes-Fiedje lächelte breit. »Versuchen Sie's mal, Herr Kommissar.«
    »Un hier war d'Düwel!« sagte Onno Lütje wieder. »Genau hier …«
    Der dicke Faber wölbte die Lippen vor, als wolle er pfeifen. Ein Moor absuchen ist eine große Schweinerei, er kannte es von einem Fall her, wo ein Mörder tatsächlich sein Opfer darin hatte verschwinden lassen. Man mußte mit flachen Moorrutschern über die trügerische Fläche gleiten und mit langen Stangen im Erdbrei herumstochern. Die Erfolgsaussichten waren dabei gleich Null, denn man wußte nie, wie tief ein Körper versinken kann, bis das Moor ihn festhält und mumifiziert.
    Zunächst fuhr die Mordkommission nach Hannover zurück. Ein enttäuschter Postinspektor blieb zurück, und an den Stammtischen zwischen Soltau und Hetzwege hatte man Gesprächsstoff genug. Es ist unerschöpflich, auf die Polizei zu schimpfen.
    »Irgend etwas ist dran!« sagte der dicke Faber, je länger er über den Spuk im Moor nachdachte. »Es waren Autolichter, so wahr ich hier sitze! Wir werden nicht drum herumkommen und das Moor absuchen müssen! Ich sage ja, ein schöner Mist!«
    Noch einmal las Faber alle Aussagen durch, die er in den vergangenen Tagen gesammelt hatte. Dabei stieß er auf eine interessante Bemerkung. Das Hausmädchen von Ernst Dahlmann hatte ausgesagt, daß ihr Chef an dem Abend, als Monika Horten zum letztenmal gesehen wurde, noch einmal mit dem Auto wegfuhr. Er war erst spät wiedergekommen … wann, das wußte sie nicht. Sie hatte schon geschlafen. Von Dahlmann wiederum lag über diese Nacht keinerlei Aussage vor.
    Der dicke Faber klappte den Aktendeckel zu und griff zur Bierflasche. Ihm war plötzlich heiß geworden.
    *
    Im Krankenzimmer roch es nach Sagrotan und Apfelsinen. Dahlmann saß etwas aufgerichtet und mit drei Kissen im Kreuz im Bett und las in der Zeitung. Er blickte verwundert hoch, als es kurz und militärisch klopfte und der dicke Faber hereinkam. Er war allein, die Stationsschwester hatte Auftrag,

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