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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einmal der Sinn ihres Lebens gewesen war, gab es nicht mehr, und sie war in diesem Stadium ihres Lebens noch zu schwach, einen neuen Zweck des Daseins zu suchen oder zu erkennen. Nur die Enttäuschung war da, riesengroß, allmächtig, und der Haß war da, ebenso gewaltig … aber es waren zwei Dinge, die ein Leben zwar zerstören, aber nicht wiederaufbauen können.
    In dieser Nacht schlief sie nicht. Sie lag im Bett, umklammerte den Brustbeutel und hatte den Wunsch, jetzt sterben zu können. Einschlafen … und nicht mehr aufwachen … wie herrlich mußte das sein … Und man würde Ruhe haben … endlich Ruhe … köstliche Ruhe vor den Menschen –
    Als um halb acht Uhr morgens Fräulein Pleschke kam, hatte Luise nicht eine Stunde geschlafen. Aber sie war sich einer Erkenntnis sicher geworden: Sie hielt die nervliche Belastung des grausamen Spieles nicht länger mehr aus –
    ***
    Das Verhör durch den dicken Faber hatte Dahlmann mit neuer Energie geladen. Er wußte, daß die Kriminalpolizei jetzt die Jagdhütte Meter um Meter untersuchen würde, aber er war sich sicher, daß er keinerlei Spuren hinterlassen hatte. Nicht einmal Fingerabdrücke … er hatte alles am Bett, was mit Monika in Berührung gekommen war, mit einem nassen Tuch abgewischt. Sie würden nichts finden, aber ebenso sicher war es, daß er in den Kreis der Verdächtigen einbezogen war. Die Zeit war also kostbar … er mußte ihr entgegenlaufen, um nicht von ihr überrollt zu werden.
    In der Nacht nach dem Besuch des dicken Faber im Krankenhaus erlebte die Nachtschwester einen kleinen Schock.
    Bei der Kontrolle der Zimmer fand sie das Bett des Herrn Dahlmann leer. Statt seines Kopfes, der um diese Zeit Schnarchlaute von sich geben mußte, lag ein Zettel auf dem Kissen, dessen Text durchaus nicht zur Beruhigung der Nachtschwester beitrug:
    »Liebe Schwester Innozenzia, keine Sorge, ich bin nicht weg, ich mache nur einen kleinen Ausflug und bin am Morgen wieder da. Bitte, schlagen Sie keinen Lärm … mir geschieht nichts.
    Ihr Dahlmann.«
    Schwester Innozenzia nahm den Zettel und rannte mit fliegenden Kleidern und wehender Haube zum Zimmer des diensttuenden Arztes. In dieser Nacht hatte ein junger Stationsarzt Dienst, der ungehalten über die Klopferei an der Tür lange brauchte, bis er endlich durch einen Türspalt hinaus auf den Flur spähte. Weiter konnte er die Tür nicht öffnen, denn er war nicht allein. Die Schwesternhelferin Marianne brachte ihn menschenfreundlich über die langen Nachtstunden.
    Der junge Arzt nahm den Zettel, las ihn, lachte und gab ihn an die entsetzte Schwester Innozenzia zurück.
    »Seien Sie ruhig, Schwester«, sagte er voll Verständnis. »Der Dahlmann ist einen saufen gegangen. Kein Grund zur Aufregung –«
    »Aber mit seinen Rippenbrüchen –«
    »Er hat Bandagen um, und wer weiß, wie Durst schmerzen kann.« Der junge Arzt grinste. »Schwester Innozenzia … je weniger Sie darüber sprechen, um so besser! Sie haben einfach nichts gesehen. Gute Nacht …«
    Er schloß die Tür, reckte sich, gähnte und setzte die vergnügliche Nachtwache mit Marianne fort. Schwester Innozenzia aber gehorchte dem Rat der Vernunft, zerriß den Zettel Dahlmanns, spülte ihn im Klo weg und nahm sich vor, wirklich nichts gesehen zu haben.
    Sauflöcher, diese Männer, dachte sie bloß. Selbst gebrochene Rippen halten sie nicht von der Theke ab –
    Um diese Zeit befand sich Ernst Dahlmann bereits in seinem Haus. Nachdem er aus seinem Parterrefenster geklettert und durch den Krankenhausgarten geschlichen war, hatte er ein Taxi genommen und sich geradewegs zur Mohren-Apotheke fahren lassen. Der Taxifahrer, an vieles gewöhnt, übersah, daß sein Fahrgast im Schlafanzug und mit einem Bademantel darüber eingestiegen war … es gab so viele Situationen, die es erforderten, in ausgefallenen Bekleidungen ein Taxi zu nehmen. Auch daß er vor dem Haus warten sollte, verwunderte ihn nicht; ein alter Taxifahrer ist ein Lexikon an Lebenserfahrung.
    Ernst Dahlmann stand vor der Wohnungstür und lauschte. Das Problem, ohne Schlüssel in die Wohnung zu kommen, gab es für ihn nicht. Im Labor hing in einem Schlüsselkasten für alle Schlösser der Reserveschlüssel, säuberlich beschriftet, wie es eine mustergültige Ordnung erfordert. Der Hofeingang war immer unverschlossen … vom Hof ging man in einen Zwischenflur, von dem Apotheke und Wohnhaus getrennt wurden.
    Dahlmann wartete im Hof und sah durch die Fenster in den Waschraum der Apotheke. Der

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