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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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damit gewonnen?«
    »Ich hätte Ruhe, endlich Ruhe! Ruhe vor dir und Ruhe vor meinem Gewissen!«
    Ernst Dahlmann blieb an der Tür stehen. Er wußte, daß jeder Schritt vorwärts eine Katastrophe auslösen würde. Monika war in einer seelischen Verfassung, in der sie nicht mehr klar überblickte, was sie tat. Ihre herrlichen blauen Augen waren starr und gläsern.
    »Moni –«, sagte er mit aller Zärtlichkeit. »Moni … wir lieben uns doch –«
    »Es ist Schuftigkeit … Es ist … ist … mein Gott, dafür gibt es gar kein Wort –«
    »Können wir es ändern?« Er sah sie groß an, und es waren seine Augen, die sie beruhigten und die wieder in sie das Gefühl pflanzten, nicht von ihm loszukommen. »Wie können wir dagegen an, Moni? Mit Vernunft? Wo ist Vernunft, wenn man sich wirklich liebt? Mit Reue? Kann man Liebe bereuen? Mit Moral? Kann Liebe jemals moralisch sein? Mit Skrupeln? Ist eine große Liebe nicht skrupellos? Was bleibt einem Menschen denn an Hindernissen übrig, wenn er wirklich liebt? Nichts … gar nichts! Wir sind dann nur noch eine Flamme, die brennen muß … und immer brennen … brennen … solange uns Blut durch die Adern rinnt Wir können nicht dagegen an … niemand kann es –« Er schloß die Tür wieder auf und sah sie mit seinen großen, braunen Augen an. »Sei vernünftig, Moni … pack wieder aus … wir können nicht vor uns fliehen –«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, verließ er das Zimmer. Mit seinem Weggehen verließ Monika alle Kraft … sie fiel über das Bett und weinte wild mit trommelnden Fäusten.
    Im Wohnzimmer las Luise noch immer und entzifferte neue Sätze der Blindenschrift. »Hast du sie beruhigt, Ernst?« fragte sie, als sie Dahlmann hereinkommen hörte.
    »Ja, Luiserl …«, antwortete er fest.
    »Und was macht sie jetzt?«
    »Ich glaube, sie will bügeln. Soll ich dir eine Tasse Kaffee holen, Luiserl …?«
    *
    Als es wärmer wurde und Luise sich wünschte, viel spazierenzugehen, stellte Dahlmann eine Krankenpflegerin ein.
    »Sieh mal, Luiserl«, sagte er mit überzeugendem Ton, »ich muß ja in der Apotheke sein, damit alles gut läuft, Monika hat neue Aufträge für Modehäuser angenommen und zeichnet die Plakate für die Herbstmoden und einige Ausstellungen. Sie will nicht nur unser Gast sein, sie will sich ihr Geld allein verdienen. Sie wollte es dir nie selbst sagen, aber ich halte es für besser, wenn du es weißt. Und im Grunde genommen hat sie ja auch recht. Sie ist kein Mädchen, das jahrelang nur die Hand offenhält und sich damit zufriedengibt. Bisher hat sie bis tief in die Nacht hinein in ihrem Atelier gesessen. Sie wäre bereit, mit dir spazierenzugehen, aber das habe ich strikt abgelehnt. Was kommt dabei heraus, wenn Monika auch eines Tages krank wird?«
    »Du bist wie immer der nüchterne Rechner.« Luise lächelte zustimmend. »Gut, Ernst. Nehmen wir eine Pflegerin. Aber eine junge, hörst du. Ich will sie lachen und nicht immer brummen hören –«
    So kam eines Tages Fräulein Erna Pleschke ins Haus Dahlmann. Sie war 24 Jahre alt, hatte ihr Examen als Krankenpflegerin gemacht und trat bei Luise ihre erste selbständige Stelle an. Dr. Ronnefeld hatte sie vermittelt auf Empfehlung von Professor Bohne, und was Dr. Ronnefeld empfahl, war von Beginn an gut.
    Jeden Tag gingen sie nun spazieren … im Stadtpark, am Leinefluß, in den herrlichen Gärten des Schlosses Herrenhausen. Luise nahm alles in sich auf, was sie mit dem Gehör empfangen konnte, und setzte es im Inneren in Bilder um … sie wußte, wie die Allee aussah, die sie jetzt hinabgingen, sie sah die Wasserspiele, wenn sie das Plätschern und Zischen der Springbrunnen hörte, und sie weidete sich an dem Panorama von Schloßpark und Fasanerie, wenn Fräulein Pleschke sagte: »Wir sitzen jetzt auf der Bank am Rande des hinteren Parks, auf der linken Seite.«
    Es blieb nicht aus, daß Erna Pleschke bei diesen Spaziergängen immer wieder einen jungen Mann traf, der sich eines Tages vorstellte und Student der pädagogischen Akademie war. Er wollte einmal Lehrer werden, war aber in Wahrheit ein verhinderter Mediziner. »Das Studium kostet zuviel«, sagte er, »und mein Vater als kleiner Justizbeamter ist froh, wenn ich bald in einem anständigen Beruf mein regelmäßiges, wenn auch mäßiges Auskommen habe –«
    So ergab es sich von Spaziergang zu Spaziergang, daß Fräulein Pleschke zu genau verabredeten Zeiten in den Parks erschien, Luise Dahlmann zu einer sonnigen Bank führte und dann für

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