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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gleichfalls.
    »Was die jungen Fante probieren, gehörte bei uns zur Erziehung von klein auf. Sie sehen gut aus, Luise. Sie sind wie aufgeblüht.« Er hielt ihre Hand fest und drückte sie. »Der alte Ronnefeld ist ein Querkopp, das weiß man. Aber um es gleich zu sagen: Ich habe noch nicht aufgegeben, daß Sie wieder sehen werden. Ein Jahr ist nun rum nach der Operation in Münster … und ich weiß: Professor Bohne will es noch einmal versuchen! Und es gelingt!«
    »Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen, Doktor.« Luise lehnte sich weit zurück. »Ich brauche Ihren Rat … und Ihren Schutz. Vor allem Ihren Schutz –«
    »Stimmt etwas zu Hause nicht?« fragte Dr. Ronnefeld ahnungsvoll.
    Luise schüttelte den Kopf. Und plötzlich weinte sie, lehnte sich an seine Schulter und verbarg das Gesicht an seiner Hemdbrust.
    *
    Am Abend dieses Tages spielte das Schicksal va banque. Es schuf eine jener Situationen, bei deren Betrachtung eine Gänsehaut über den Rücken läuft.
    Ernst Dahlmann hatte seine Gänge zur Zufriedenheit erledigt. Der Nervenarzt Dr. Vierweg hielt sich bereit, bei einem neuerlichen Anfall Frau Dahlmanns sofort zu kommen und eine Beruhigungsinjektion zu geben. »Dieses Ticken- und Tropfenhören ist typisch für eine Psychose«, sagte er. »Sie kann durch den Explosionsschock ausgelöst worden sein. Man weiß ja in der Psychiatrie selten, woher die Erkrankungen kommen, wenn keine organischen oder durch Infektionen herbeigeführten Veränderungen vorliegen. So ein Irresein ist plötzlich da.«
    Ernst Dahlmann war mit dieser Auskunft sehr zufrieden. Sie zeigte, daß Dr. Vierweg keinerlei Verdacht schöpfte, sondern Luise als erkrankt im psychiatrischen Sinne ansah.
    Mit dieser Meldung erstaunte er Dr. Kutscher, den Rechtsanwalt. »Das haben Sie ja wundervoll hingefingert«, sagte er mit seinem Sarkasmus. »Wie kann man das so schnell machen? Verraten Sie mir mal den Trick.«
    »Trick? Meine Frau wird wirklich gemütskrank.«
    »Ach nee! Und das wissen Sie ein paar Wochen im voraus.«
    »Die ersten Anzeichen –«
    »Mein Lieber, ich bin ja kein Säugling, und selbst der schmeckt den Unterschied zwischen Muttermilch und Trockenmilch. Ich will's auch gar nicht wissen … nur, ob ich diesen sehr dubiosen Fall übernehme, das weiß ich noch nicht.«
    »Sie können Ihr Honorar verdreifachen.«
    »In diesem Falle stinkt auch Geld!«
    »Ein bekannter Nervenarzt wird die Krankheit attestieren.«
    »Das ist es ja, was mich umhaut!« Dr. Kutscher brannte sich eine Zigarette an. »Was Sie da ausgeknobelt haben, muß schon genial sein, um die Medizin derart täuschen zu können –«
    Alles in allem: Ernst Dahlmann war mit dem Tag zufrieden und genehmigte sich einen Kognak. Luise war noch im Schlafzimmer, sie zog sich nach dem Ausflug nach Herrenhausen um. Das konnte sie schon allein, ohne Hilfe. Ihr Tastsinn war ungemein ausgeprägt.
    In diesen Minuten hielt das Schicksal den Atem an.
    Monika trat in das Schlafzimmer, um Luise zum Abendessen abzuholen und zu sehen, wie weit sie mit dem Anziehen war.
    Luise war nicht im Schlafzimmer. Die Tür zum Badezimmer war angelehnt, aus dem Türspalt glitzerte Licht in das dunkle Schlafzimmer.
    Monika ging weiter, öffnete den Spalt etwas und sah ins Badezimmer.
    Vor dem großen Spiegel über den beiden Waschbecken stand Luise und kämmte sich die Haare. Sicher, schnell, mit genauen Strichen. Ihre Augen verfolgten dabei die Arbeit des Kammes, die Finger ordneten da eine Strähne, schoben dort eine Locke weg.
    Monikas Herz setzte einen Schlag lang aus. Dann löste sie sich von der Tür und rannte aus dem Zimmer. Mit einem Schrei stürzte sie in den Wohnraum und scheuchte Ernst Dahlmann auf, der gerade die Regionalnachrichten des Fernsehens ansah.
    »Sie kann sehen …«, stammelte sie nach dem Schrei und schlug beide Hände vors Gesicht. Dahlmann fing sie auf, sonst wäre sie, gelähmt vor Entsetzen, zu Boden gestürzt. »Sie kann sehen … sie steht vor einem Spiegel und kämmt sich …«
    Auch bei Ernst Dahlmann setzte einen Augenblick der Herzschlag aus. Dann schüttelte er den Kopf, ließ Monika auf das Sofa gleiten und strich die Haare aus der Stirn.
    »Dummheit –«, sagte er, aber es klang nicht so sicher, wie es sein sollte. »Du siehst Gespenster, Moni! Bitte, werde jetzt nicht hysterisch. Allein der Gedanke, Luise könnte sehen … absurd direkt! Wodurch denn? Durch ein Wunder? Mein Süßes, Wunder gibt's nicht mehr … und selbst Wunder können verätzte Hornhäute

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