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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pleschke. Sie wohnte in einem möblierten Zimmer in der Nähe des Messegeländes und war nicht zu Hause. Die Wirtin wußte auch nicht, wohin sie gegangen war. »Sie hat von ihrer Chefin ein paar Tage freibekommen, das hat sie mir gesagt«, erzählte sie. »Und einen Freund hat sie auch. Vielleicht machen sie einen Ausflug …«
    Dahlmann fuhr weiter. Er besuchte den Nervenarzt Dr. Vierweg und wurde gleich vorgelassen. Das Wartezimmer war leer, Dr. Vierweg schien wenig Patienten zu haben.
    »Vorweg, Doktor – was kann man tun?« fragte Dahlmann und machte den Eindruck eines sehr erschütterten Ehemannes. »Wenn sich diese Wahrnehmungen verstärken, wenn sie Tag und Nacht Ticken oder Klopfen hört … was kann man machen?«
    »Ich würde dann auf jeden Fall die Einweisung in eine psychiatrische Klinik anraten.« Dr. Vierweg hob bedauernd die Schultern, als Dahlmann ein entsetztes Gesicht aufzog. »Leider, es gibt keine andere Wahl. Stationär haben sie dort die Möglichkeit, durch Medikamente und Schocks diese Psychosen einzudämmen oder sogar zum Verschwinden zu bringen. Das geht aber nur unter ständiger ärztlicher Beobachtung.«
    »Und wie lange kann das dauern?«
    »Das ist nie im voraus zu sagen.«
    »Monate?«
    »Möglich.«
    »Vielleicht Jahre –«
    »Das wollen wir nicht hoffen.«
    »Und das Geschäft? Die Apotheke?« Dahlmann raufte sich wie verzweifelt die Haare. »Meine Frau hat alleinige Vollmachten. Ich habe nur das kleine Zeichnungsrecht …«
    Dr. Vierweg zögerte. Ihm tat der gebrochene Mann leid, der zu dem Schicksalsschlag der Blindheit nun auch noch den beginnenden Wahn seiner Frau durchstehen mußte. »Im Falle einer Geschäftsunfähigkeit Ihrer Frau könnte man die Entmündigung beantragen.«
    »Das geht?« fragte Dahlmann naiv.
    »Ja. Aufgrund der ärztlichen Atteste spricht ein Gericht die Entmündigung aus. Es wird ein Vormund bestellt … im speziellen Falle wären Sie das, Herr Dahlmann …«
    »Wie schrecklich.« Dahlmann erhob sich. Seine Hand bebte, als er sie Dr. Vierweg reichte. »Es ist furchtbar, an so etwas zu denken. Ich liebe meine Frau –«
    Dr. Vierweg war nach dem Weggang Dahlmanns überzeugt, dem Beginn einer kleinen bürgerlichen Tragödie beigewohnt zu haben. Nur sah er das grausame Spiel anders, als es Dahlmann inszenierte.
    Nach diesem letzten Besuch machte sich Dahlmann auf eine Rundreise. Er besuchte alle ihm bekannten Kunden Monikas, denen sie Entwürfe, Plakate, Werbespots und Zeichnungen eingereicht hatte. Bis gegen Mittag fuhr er kreuz und quer durch Hannover. Erst der letzte Auftraggeber, eine Weberei, hatte vor einer Stunde einen Anruf von Monika Horten bekommen. Aus der Lüneburger Heide. Aus Soltau.
    Dahlmann bedankte sich mit aller Herzlichkeit. »Sie müssen wissen, daß ich einen Auftrag für Fräulein Horten habe. Eine ganz nette Sache. Ich vertrete die Chemischen Werke Helmstedt, und es ist unser Anliegen, gerade jungen, begabten Künstlern den Weg in die Öffentlichkeit zu ebnen.«
    Erst eine Stunde später überlegte der Werbeleiter der Weberei, was ihm dieser seltsame Besucher gesagt hatte. Er schlug im deutschen Branchenverzeichnis nach und fand seinen Verdacht bestätigt. In Helmstedt gab es gar keine Chemischen Werke.
    Man soll sich nicht in Dinge hängen, die einen nichts angehen, dachte er. Aber andererseits war Monika Horten ein lieber Kerl, ein aufgewecktes, begabtes Mädel.
    Er griff zum Telefon und rief in Soltau an. Gasthof ›Grüner Krug‹.
    Mit bleichem, verweintem Gesicht hörte sich Monika an, was der Werbeleiter aus Hannover zu berichten wußte.
    *
    »Heute machen wir einen Ausflug!« war das erste, was Ernst Dahlmann rief, als er nach Hause kam. Luise saß wie immer am Blumenfenster und übte sich in der Blindenschrift. Dahlmann blieb neben ihr stehen und beobachtete sie. Verrückt, dachte er. Wie sie dasitzt, wie sie die Pünktchen abtastet, wie sie die Lippen dabei bewegt, wie ihr Blick starr geradeaus ist, als seien die Augen aus Glas … so kann sich kein Mensch verstellen, der sehen kann!
    Er sah auf die Uhr. In zwei Stunden wußte man es. In zwei Stunden würde es sich entscheiden, wie das Leben des Apothekers Ernst Dahlmann weiterging.
    »Ich denke, der Doktor kommt?« fragte Luise und unterbrach ihr Lesen.
    »Ich habe ihn für morgen umbestellt. Draußen ist ein so herrlicher Tag … das sollte man ausnutzen.«
    »Und wohin fahren wir?«
    »Ich schlage vor: ans Steinhuder Meer.«
    »Das ist schön, Ernsti.«
    »Ist das eine

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