Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
hatte er scherzhaft gerufen. »Und genau dagegen brauch' ich eine!« hatte Blondie schlagfertig geantwortet. Blondie war eben ein kluges Kind.
    »Sie kennen den Herrn?« fragte Dahlmann. Die Mädchen schüttelten die hübschen Puppenköpfchen.
    »Nein«, sagte Irma. »Er kam zwar oft zu uns, aber wie sollen wir seinen Namen kennen?«
    »Wie sah er denn aus?«
    »Nett.« Es war Blondie, die diese Feststellung traf.
    »So? Nett?! Und wie alt?«
    »Jünger als Sie –«
    Solche Sätze hörte Dahlmann nicht gern. Er schluckte seinen Ärger hinunter. »Wie alt ungefähr?« fragte er.
    »Mitte Dreißig.«
    »Ich bin zweiundvierzig! So viel jünger ist er also auch nicht.«
    Blondie kicherte keck. »In diesem Alter machen ein paar Jahre bei einem Mann allerhand aus.«
    »Sie müssen's ja wissen!« Dahlmann bemühte sich, Haltung zu bewahren. Das Kichern ging ihm auf die Nerven. Ein junger Mann, dachte er. Ein netter Mann. »Wie sieht er denn aus?« fragte er wieder. »Ist er groß, breit …«
    »Mittelgroß, aber nicht so dürr, wie die Motorradjünglinge. Und immer elegant im Zeug. Übrigens ist der Frau Dahlmann da ein Pech passiert …«
    Dahlmann horchte auf. »Pech? Was denn?«
    »Sie hat ihre Tasse Kakao über den hellen Anzug des Herrn geschüttet. Der sah vielleicht aus! Aber der Herr hat sich gar nichts daraus gemacht … er ist mit ihr fortgegangen, als ob gar nichts passiert wäre! Jeder andere hätte geschimpft oder sich mit den großen Kakaoflecken geniert … der nicht! Der ist ein Weltmann!«
    »Und im übrigen muß ich den schon mal gesehen haben!« Irma schob die Unterlippe nachdenklich vor. Ihr Gesicht bekam dadurch den Ausdruck eines satten Schafes. »Irgendwo in der Zeitung, in einer Illustrierten … jedenfalls gedruckt. Das ist bestimmt kein Unbekannter –«
    »Danke.« Dahlmann sah ein, daß er mehr nicht erfahren konnte. Er bezahlte sein Bier, ärgerte sich über die verlorenen vierzig Mark, denn die Auskunft, die er erhalten hatte, war diese Summe nicht wert, und verließ das Schloßcafé. Mißmutig fuhr er zurück nach Hannover. Ein bekannter Mann, dachte er immer wieder. Der in der Zeitung abgebildet wurde. Mit Kakaoflecken auf einem hellen Anzug. Man konnte doch nicht alle Reinigungen Hannovers abfragen: Hat bei Ihnen ein Mann einen hellen Anzug abgegeben, auf dem Kakao verschüttet war …? Und wenn er gar nicht in Hannover wohnte?
    Dahlmann fuhr bei der Polizei vor, um das Protokoll über die Rückkehr seiner Frau aufnehmen zu lassen.
    Die Beamten lächelten höflich, als Dahlmann sich setzte. Sie lächeln hämisch, dachte er. Sie lächeln wie dumme Jungen, die einen Streich gemacht haben. Sie grinsen vor Schadenfreude.
    »Unsere Ermittlungen, die ja bereits angelaufen waren, haben ergeben, daß Ihre Mitteilung richtig war. Ihre Frau ist wieder da, sie hatte lediglich woanders übernachtet.«
    Dahlmann empfand, daß der Beamte das Wort woanders besonders genußvoll aussprach. Er preßte die Lippen aufeinander.
    »Ja, bei oder mit ihrem Geliebten!« zischte er. Der Beamte senkte diskret den Blick.
    »Das ist eine Privatangelegenheit. Uns ist lediglich wichtig, daß keinerlei Entführung oder Erpressung vorliegt, sondern nur eine außerhäusige Übernachtung. Das gehört in den Zivilsektor … wir sind nur für Strafsachen zuständig. Wenn Sie unterschreiben, können wir die Akte schließen. Auch Herr Sanden hat bewiesen, daß keinerlei verbrecherische Absicht vorlag …«
    Ernst Dahlmann beherrschte sich in diesem Augenblick vollendet. Er zuckte weder zusammen, noch zeigte sein Gesicht eine Regung. Er nickte nur, unterschrieb den Protokollbogen, ohne den Text durchzulesen, und verließ schnell das Zimmer.
    Robert Sanden! Der Schauspieler Robert Sanden!
    Ein Komödiant.
    Dahlmann blieb auf der Straße vor dem Polizeipräsidium stehen. Ihm war plötzlich leicht ums Herz. Er hätte lachen können, wenn es nicht zu blöd vor all den Passanten gewesen wäre.
    Er hatte mit einem harten, erbarmungslosen Gegner gerechnet. Mit einem Kampf, der keine Gnade kannte. Und nun war es nur der Bonvivant des Stadttheaters, ein Mann, der vom Anschwärmen lebte und vom Applaus, und von einem Gehalt, das die Mohren-Apotheke als Wechselgeld in der Kasse hatte.
    Das ist kein Gegner, dachte Dahlmann. Eine Riesenlast fiel von ihm ab wie ein kalbender Gletscher. Man kann alles auf der Welt kaufen, es ist nur eine Preisfrage. Der Preis des Herrn Robert Sanden würde zu bezahlen sein, dessen war sich Dahlmann in diesem

Weitere Kostenlose Bücher