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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie?« sagte der Anwalt und blies den Zigarrenrauch gegen die Decke. Er verzichtete auf seine kunstvollen Ringe; die Mitteilung hatte ihn ebenso schockiert wie Dahlmann. »Sind Sie sicher?«
    »Sie war doch die Nacht über bei ihm!« Dahlmann trank in hastigen, kleinen Schlucken einen doppelten Kognak. »Wo soll sie sonst gewesen sein?«
    »Ja, wo? In einem Hotel?«
    »Allein? Als Blinde? Wer hat sie dorthin gebracht? Das ist doch Dummheit!«
    »Im Leben ist nichts dumm genug, als daß es nicht geschehen könnte. Aber in diesem Falle gebe ich Ihnen recht: Warum soll sie in ein Hotel gehen!«
    »Na also!«
    »Und?«
    »Und! Und! Ihre Weisheit ist sehr beschränkt, Doktor. Vielleicht wäre es Ihnen möglich, den Namen dieses Mannes aus ihr herauszubekommen.«
    »Schon möglich.« Dr. Kutscher lächelte mokant. »Nur würde ich ihn Ihnen nicht sagen.«
    »Aber –«
    »Bedenken Sie, ich bin der Anwalt Ihrer Frau, nicht mehr Ihrer! Was sie mir also mitteilt, fällt unter Berufsgeheimnis!«
    »Aber Sie könnten mit diesem Kerl sprechen!«
    »Das werde ich auch!«
    »Und ihm die Leviten lesen.«
    »Das kommt darauf an, wer und was er ist! Objektiv betrachtet, könnte sich Ihre Frau überhaupt nicht verschlechtern –«
    Dahlmann verließ wütend das Büro Dr. Kutschers. Er warf sich in seinen Wagen und raste hinaus nach Schloß Herrenhausen.
    Dr. Kutscher blieb ehrlich beunruhigt zurück. Er konnte sich aus diesem Vorfall keinen Vers machen. Es war nicht die Art Luise Dahlmanns, so zu handeln. Wer sie kannte, hielt solche pikanten Dinge für unmöglich. Es mußte auch anders sein, als es Dahlmann schilderte, das war für Dr. Kutscher fast sicher. Nur scheute er, Luise selbst anzurufen. Es war ein Zögern, in dem die Möglichkeit, daß alles doch wahr sein könnte, versteckt lag. Ein Mißtrauen, das aus Kutschers Stellung zur Weiblichkeit erklärbar war. Er war der Ansicht, daß siebzig Prozent des Bösen in der Welt durch direkten oder indirekten Einfluß der Frau veranlaßt wurde. Auch einer Luise Dahlmann konnte man nur vor das schöne Gesicht sehen …
    Dr. Kutscher versuchte es mit der alten und bewährten Methode, nach der die Kriminalpolizei aller Länder arbeitet. Er kümmerte sich um die Routinefragen, so absurd sie auch waren.
    Er führte an diesem Vormittag genau sechsundfünfzig Telefonate.
    Dann wußte er alles.
    Er kannte den Namen des Mannes, der der Geliebte Luises sein sollte.
    Er wußte, wo Luise die vergangene Nacht verbracht hatte.
    Und dann setzte er sich in seinen ledernen Sessel, nahm eine Brasil und blies zum eigenen Vergnügen kunstvolle Ringe ins Zimmer. Er hatte es sich verdient, eine halbe Stunde zu verspielen. Er war mit sich selbst sehr zufrieden …
    *
    Die beiden Serviererinnen vom Schloßcafé machten große Augen, als Ernst Dahlmann jeder von ihnen einen Zwanzigmark-Schein in die weiße Schürzentasche steckte.
    »Ich bin von der Versicherung«, sagte er. »Ich habe den blödsinnigen Auftrag, Frau Dahlmann zu beobachten. Sie wissen … wenn ihr was passiert, dann müssen wir zahlen. Und wenn wir immer zahlen müssen, womit sollen wir dann die schönen Versicherungspaläste bauen? Es ist doch so … den Wiederaufbau der deutschen Städte verdanken wir den Versicherungen und Banken.«
    Die Mädchen kicherten. Ein Witzbold, dachten sie. Aber was will er wirklich? Was ist mit der armen, blinden Frau Dahlmann.
    »Sie kennen doch Frau Dahlmann?«
    »Aber ja.« Das Mädchen, das sich Irma nannte, nickte heftig. »Ist ja unser Stammgast.«
    »Sie hat gestern mit einem Mann hier gesessen?«
    »Ja.«
    »Und ist mit ihm weggegangen?«
    »Ja.« Irma wurde verschlossener. »Warum?«
    »Wieso warum?«
    »Was geht Sie das an? Solche Fragen hat die Polizei auch gestellt.«
    »Die Polizei? War die denn hier?«
    »Ist denn was passiert?« fragte das Mädchen, das sich Blondie nannte. Dahlmann schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein! Uns interessiert nur der Mann. Wir vermuten, daß er von der Konkurrenz war und Frau Dahlmann beschwatzen will, die Versicherung zu wechseln. Sie glauben nicht, meine Damen, wie hart der Kampf in unserer Branche ist.«
    Die Damen lächelten wissend. Blondie hatte es sogar erlebt. Jemand wollte sie dagegen versichern, daß sie Kaffee auf die Kleider der Gäste goß. Dabei war der Chef in der Haftpflicht. Aber der Werber hatte ihr einen langen Vortrag über Zusatzversicherungen und andere Dinge gehalten und sie am Ende in den Hintern gekniffen. »Dagegen gibt es keine Versicherung!«

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