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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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überhaupt gibt, wenn es nicht von Luise ein Bluff ist. Aber warum soll sie dieses Theater spielen, und wo hat sie die vergangene Nacht verbracht? Er blieb stehen und sah seine Frau wieder an. Er begriff es einfach nicht. Es paßte nicht zum Charakterbild der sittenstrengen Luise, daß sie als Blinde sich einem Mann in die Arme warf, den sie gerade kennengelernt haben mußte, von dem sie nichts wußte, den sie nicht sehen konnte, dessen Stimme ihr nur greifbar war und das, was diese Stimme ihr erzählte. Das alles war so ungeheuerlich, so absurd, so makaber, daß Dahlmann immer wieder Luise anstarrte, den Kopf schüttelte und seinen Rundgang durch das Zimmer wieder aufnahm.
    »Was willst du tun, Ernst?« fragte Luise mit ruhiger Stimme.
    »Nichts!«
    »Das ist sehr wenig.« Sie beugte sich etwas vor, um ihren Worten den nötigen Nachdruck zu geben. »Ich muß dir gestehen, daß ich von diesem Mann nicht wieder loskomme.«
    »Luiserl, das ist doch Verblendung!«
    »Vielleicht. Aber ich bin auch nur ein schwacher Mensch, und jetzt besonders schwach. Ich liebe … da bleibt für die Vernunft kein Platz mehr. Kannst du das nicht nachempfinden?«
    Dahlmann konnte es. Er dachte an seine Monate mit Monika, an die Himmel, die er herunterreißen wollte, an die vielen, vielen Worte, die man gesprochen hatte und deren Sinn die Sinnlosigkeit war.
    »Nein!« sagte er hart. »Dafür fehlt mir jedes Verständnis! Das einzige, was ich sehe, ist, daß ich mich um dich anscheinend noch zu wenig gekümmert habe. Ich habe auf die Verläßlichkeit fremder Menschen, wie Fräulein Pleschke, gebaut. Es war eine Fehlspekulation! Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Zu spät.«
    »Was heißt zu spät?!«
    Dahlmann begriff die Gefahr, in der er sich befand. Alles, was er in mühsamer Kleinarbeit mit Lumpereien und Betrug aufgebaut hatte, wurde in dem Augenblick zerstört, in dem Luise sich von ihm trennte und zu dem anderen Mann ging. Das zu verhindern, war jetzt das einzige, was Dahlmann tun konnte. Die Vorbedingung war, daß er erfuhr, wer der Unbekannte war. Nach seiner Meinung konnte es sich nur um einen noch größeren Lumpen als ihn handeln, der für das sichere Leben eine blinde Frau in Kauf nahm.
    Luise beobachtete ihn hinter den dunklen Brillengläsern mit der stillen Freude erfüllter Rache. Robert Sanden hatte ihr Mut gegeben. Er hatte gesagt: Du brauchst keine Angst vor deinem Mann zu haben. Er wird dir nie etwas antun. Eine tote Luise nutzt ihm nichts … nur die lebende Luise ist für ihn wertvoll, und das auch nur so lange, bis er die Schenkung und Überschreibung in der Tasche hat … oder bis es ihm gelungen ist, dich entmündigen zu lassen. – Jetzt sah sie, daß Sanden recht gehabt hatte. Dahlmann nahm alles hin, auch einen Ehebruch, einen Geliebten, alles … er klammerte sich an Luise oder vielmehr an die Aussicht, doch noch einen Teil des Hortenschen Vermögens zu bekommen.
    Luise legte die Hände auf die Sessellehne. So hatte sie fast zwei Jahre dagesessen, in die Dunkelheit lauschend, an die Liebe und Fürsorge ihres Mannes glaubend.
    »Warum sagst du nicht, wer dieser andere Mann ist?« fragte Dahlmann heiser vor Erregung. Luise schüttelte den Kopf.
    »Es ist noch zu früh.«
    »Warum bist du zurückgekommen, wenn du nicht mehr mit mir weiterleben willst?« schrie Dahlmann außer sich.
    »Um es dir zu sagen, Ernst.« Sie sprach ganz ruhig. Er wird mir nie etwas tun, ich bin ihm als Lebende viel zu wertvoll. »Ich will ehrlich zu dir sein … so, wie du auch immer zu mir ehrlich warst.«
    »Und das ist dann der Dank für meine Korrektheit!«
    »Die Welt ist eben schlecht, Ernst.«
    »Wenn du mir versprichst, dich von diesem Kerl zu lösen, will ich alles vergessen.«
    »Das kann ich dir nicht versprechen …«
    Sie stand auf, tastete sich aus dem Zimmer und ging ins Schlafzimmer. Dahlmann hörte, wie sie hinter sich die Tür abschloß. Das Gespräch war beendet.
    Er stand wie betäubt da und empfand eine wilde Wut über seine Untätigkeit. Auf der Couch röchelte und schnarchte noch immer Julius Salzer. Er sah grün im Gesicht aus, als habe er eine Alkoholvergiftung.
    Nach Herrenhausen, dachte Dahlmann. Das war der einzige Punkt, wo man eine Nachforschung ansetzen konnte. Von der Terrasse des Schloßcafés aus war Luise mit dem Mann weggegangen. Vielleicht war es möglich, von dort eine Spur aufzunehmen.
    Er rannte hinaus, nahm seinen Mantel und fuhr weg.
    Zuerst aber fuhr er zu Dr. Kutscher.
    *
    »Einen Geliebten hat

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