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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war, vom Standesrechtlichen aus gesehen, überhaupt eine Unerhörtheit, daß er die Mandantschaft Luises angenommen hatte. Er hätte sie strikt ablehnen müssen. Aber Luise hatte sein volles Mitleid. Aus ihm heraus allein hatte Dr. Kutscher sich über standesethische Bedenken hinweggesetzt. Es war ihm unmöglich, zusehen zu müssen, wie Luises Blindheit zu Schuftereien solchen Ausmaßes ausgenutzt wurde.
    »Ich möchte Ihnen einen Rat geben, gnädige Frau.«
    »Ich höre.«
    »Reichen Sie die Scheidung ein.«
    »Das habe ich Ernst bereits vorgeschlagen.«
    Dr. Kutschers Kopf zuckte vor. Dahlmann hatte ihm das verschwiegen. »Und wie steht er dazu?«
    »Er weicht aus. Er will nicht. Er ist bereit, zu verzeihen.«
    »Und genau das wollen Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Ich stehe vor einem Rätsel.« Dr. Kutscher ging im Zimmer auf und ab. Es scheint eine naturgegebene Unart der Männer zu sein, bei Erregungen hin und her zu laufen. Es ist, als ob ihr Gehirn durch die Bewegung durchgeschüttelt werden müßte.
    »Sie waren doch bereit, Ihrem Mann für seine Treue und Liebe allen Besitz der Hortens zu schenken?!«
    »Ja.«
    »Verzeihung, aber hier versagt meine Logik.«
    »Das glaube ich.« Luise lächelte nachsichtig. »Es hat sich in wenigen Stunden vieles geändert. Pläne macht man, um sie gegen bessere einzutauschen … das habe ich jetzt gesehen. Man muß flexibel sein.«
    »Gnädige Frau sollten Politikerin werden!« sagte Dr. Kutscher giftig. »Sie würden eine rasante Karriere haben.«
    »Warum so sarkastisch, Doktor?«
    »Ich komme nicht mehr mit. Bisher glaubte ich immer, kein Dussel zu sein. Anscheinend bin ich einer.«
    »Wenn Sie etwas wüßten, was bisher nur eine Handvoll Menschen weiß, und von ihnen ist einer sogar unsicher, ob es wahr ist, würden Sie alles verstehen.«
    »Dann weihen Sie mich ein, gnädige Frau.«
    »Vielleicht in Kürze.« Luise hob die Hand. »Nein, sprechen Sie nicht, Doktor. Das ist kein Mangel an Vertrauen … und das wollten Sie mir gerade vorwerfen, nicht wahr? … aber als ehemaligem Anwalt meines Mannes würde Ihnen das Wissen wenig nützen, weil Sie trotzdem schweigen müßten! Sie stehen außerhalb, notgedrungen … ich werde es mit Herrn Sanden allein schaffen …«
    »Schaffen? Was schaffen?« Dr. Kutscher starrte Luise an. Was weiß sie?, dachte er plötzlich. Das klingt so, als wenn sie alles wüßte. Hatte Dr. Ronnefeld etwas verlauten lassen? Dr. Kutscher versuchte es mit einem Test. »Sie sollten sich das alles reiflich überlegen«, sagte er langsam und betont. »Schließlich haben Sie einen Mann, der Sie umhegt und der Sie wahrhaftig liebt …«
    Gespannt wartete er auf ihre Reaktion. Luise blieb ganz ruhig. Sie nickte sogar.
    »Ja«, antwortete sie. »Ich habe einen solchen Mann.«
    Dr. Kutscher verließ seufzend die Wohnung. Ich gebe es auf, die weibliche Psyche zu verstehen, dachte er. In diesem Dahlmannschen Konflikt ist überhaupt keine Logik mehr.
    Er ahnte nicht, daß gerade das der große Trumpf in Luises Hand war.
    *
    Am Nachmittag fuhr Dahlmann zunächst den noch immer schlafenden Julius Salzer aus dem Haus. Er schaffte ihn in eine billige Pension, bezahlte den doppelten Preis, falls Salzer – was die Wirtin befürchtete – die Bettwäsche vollkotzen würde, wenn er aufwachte, steckte ihm einen Zettel in die Rocktasche mit der Aufschrift: »Monika befindet sich in Köln. Warum, das weiß ich nicht, sie hat vorhin aus Köln angerufen«, und bezahlte auch noch einen starken Kaffee.
    »Gewalttätig ist er nicht«, sagte er auf die diesbezügliche Frage der erfahrenen Wirtin. »Ganz im Gegenteil … er wird sich wie ein Säugling benehmen.«
    »Er ist doch nicht etwa ein Bettnässer?« rief die Wirtin entsetzt. »Ich habe erst vor einem Jahr die Matratzen erneuert!«
    »Keine Sorge. Er ist nur ein geistiger Bettnässer.« Dahlmann überließ Salzer seinem weiteren Schicksal und fuhr zur Wohnung des Schauspielers Robert Sanden.
    Mit einer Erklärung, wer Julius Salzer war, hatte Dahlmann keinerlei Schwierigkeiten. »Er ist ein alter Studienkollege, Luiserl!« hatte er gesagt. »Gestern abend stand er plötzlich vor der Tür, blau wie eine Feldhaubitze von 1870. Er ist Ingenieur, und irgendwie muß er auf der Messe etwas vorbereiten. So ganz klug bin ich aus seinem Gelalle nicht geworden. Dann hat er noch meinen Whisky zu dem anderen Alkohol gekippt und lag parterre. Ist sonst ein lieber Kerl, der Friedrich. War unser Primus auf der Schule.«
    »Und wo kommt er

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