Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Hals. Der Atem stockte ihm.
    »Wo … wo warst du, Luiserl …?«
    »Bei einem Mann.« Ihr Kopf hob sich, ihre Stimme war klar und fest. »Ich habe einen Geliebten –«
    Diese Mitteilung war so ungeheuerlich, daß Ernst Dahlmann zunächst nichts mehr sagen konnte. Er sah Luise nur aus ungläubigweiten Augen an, so wie man eine Naturkatastrophe anstarrt, von der man nicht begreifen kann, wie sie geschehen konnte. Luise beobachtete ihren Mann sehr aufmerksam. Sie war sich klar darüber, daß Dahlmann jetzt etwas tun mußte … nicht an ihr, denn für ihn war sie ja bares Geld, ob mit oder ohne Geliebten. Sie war in jedem Falle sicher, solange sie noch nicht die Überschreibungen ausgeführt hatte. Mit Robert Sanden hatte sie alles genau durchgesprochen. Der beste Schutz war jetzt die Aussicht Dahlmanns, Alleinerbe zu werden. Luise war bereit, dieses ungeheuer schwere Spiel von Blindheit und Bereitwilligkeit so lange noch zu spielen, bis man handfeste Beweise gegen Dahlmann hatte. Zur Zeit gab es diese nicht … Alles, was geschehen war und geschah, vollzog sich unter vier Augen, im sicheren Schutz der eigenen Wohnung. Allein Monika konnte als dritte Auskunft geben, aber mit ihrer Schwester als Hilfe rechnete Luise nicht mehr.
    Dahlmann tat zunächst das Wichtigste, als sich seine Erstarrung löste. Er ging zum Telefon und rief die Polizei an.
    »Ja, meine Frau ist wieder hier«, sagte er. »Bitte, blasen Sie alles ab. Sie hat … hat bei Bekannten übernachtet. Nein, die hatten kein Telefon. Ich weiß, daß diese Sache blöd ist, aber es war ja auch das erste Mal, daß sie so etwas … Ja, danke. Natürlich komme ich 'rüber und gebe alles zu Protokoll. Ich danke Ihnen vielmals.«
    Er legte auf und sah Luise wieder an. Das ist doch nicht wahr, dachte er. Das kann einfach nicht wahr sein.
    »Du hattest die Polizei benachrichtigt?« fragte Luise.
    »Natürlich!«
    »Warum?«
    »Erlaube mal! Wenn du mittags weggehst und bist am Abend noch nicht da. Und die ganze Nacht über … Ich habe alles mobil gemacht, was nur geht. Auch Dr. Kutscher ist in Fahrt –«
    »Ruf ihn bitte auch an und sage ihm, daß ich hier bin.«
    »Das hat Zeit.« Dahlmann wanderte unruhig im Zimmer auf und ab. Er blieb ein paarmal vor Luise stehen, sah sie stumm an, schüttelte den Kopf und ging dann weiter.
    »Sag, daß das alles ein fataler Scherz ist …«, meinte er.
    »Was?«
    »Das mit dem Geliebten.«
    »Nein. Es stimmt.«
    »Ja, bist du denn verrückt?!«
    »Nein. Ich bin ein durch und durch normaler Mensch. Das habe ich gestern gemerkt. Darf ein Mensch nicht einmal schwach werden?«
    »Nein!«
    »Du bist nie schwach geworden?«
    »Nein!«
    »Du hast mich nie betrogen?«
    »Luiserl! Du weißt, daß ich nie …«
    »Gut! Dann habe ich gestern eine Sünde zuviel getan.« Sie hob den Kopf wie ein witterndes Tier. »Es steht dir frei, die Konsequenzen zu ziehen und dich scheiden zu lassen …«
    Dahlmann kaute an der Unterlippe. Weniger die Enttäuschung, daß Luise sich einem anderen Mann zugewendet hatte, erregte ihn, als vielmehr der Gedanke, daß der andere, der noch unbekannte, in den Genuß des Vermögens kommen könnte, um das er mit einer verzweifelten Gemeinheit kämpfte. Luise sah diesen Zwiespalt, es war ihr eine tiefe Befriedigung, die Wunde weiter aufzureißen.
    »Er ist auch bereit, mich zu heiraten.«
    Dahlmann hob die Schultern. »Wer ist es?«
    »Das ist uninteressant.«
    »Ich will wissen, wer das Schwein ist, das sich an eine blinde Frau heranmacht und auf die gemeinste Art versucht, sich einen lukrativen Lebensabend zu sichern! Etwas anderes ist es nicht! Eine ganz billige, hundsföttische Erbschleicherei –«
    »Es ist Liebe …«, sagte Luise still.
    »Liebe!« Dahlmann zuckte hoch wie unter einem elektrischen Schlag. »Du kannst ja nicht sehen, wer es ist, ob er ein Scheusal ist, ob er –«
    »Er hat eine Seele. Sie kann man nicht sehen, sondern nur fühlen. Der Wert eines Menschen ist nicht am Gesicht oder an seiner Figur ablesbar.«
    »Und er hat Seele, was?« schrie Dahlmann.
    »Ja –«
    »Und das sagst du so dahin? Das soll ich einfach schlucken?! Ich soll mich damit abfinden, daß die einzige Frau, die ich liebe und je geliebt habe, daß meine Frau einen Geliebten hat!«
    »Es verlangt keiner von dir. Laß dich scheiden. Ich mache es dir einfach … Ich liefere dir sogar den Scheidungsgrund.«
    Ernst Dahlmann wanderte wieder im Zimmer auf und ab. Man müßte diesen Mann ausfindig machen, dachte er. Wenn es ihn

Weitere Kostenlose Bücher