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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Augenblick völlig sicher.
    *
    In den Stunden der Dahlmannschen Nachforschungen war Dr. Kutscher in der Mohren-Apotheke erschienen. Er traf Luise dabei an, wie sie dem noch immer vom Alkohol betäubten Julius Salzer kalte Kompressen auf die Stirn legte.
    »Wer ist denn dieser alkoholgewässerte Knabe?« fragte Dr. Kutscher. Er wunderte sich dabei, wie sicher Luise die Kompressen auflegte, für eine Blinde eine wahrhaft beachtliche Tastleistung. Luise hob beide Hände.
    »Keine Ahnung. Ich hörte ein Schnarchen und Röcheln, ging dem Geräusch nach und fand einen Mann hier liegen. Ich rieche, daß er total betrunken ist. Mein Mann muß ihn mitgebracht haben …« Sie setzte sich und sah Dr. Kutscher an. Der Anwalt hatte sich über Salzer gebeugt und suchte in dessen Rocktasche nach einem Ausweis. Er fand eine Kennkarte und las sie.
    »Der junge Säufer heißt Julius Salzer, ist in Bremen geboren und hat als letzten Wohnsitz Lüneburg im Ausweis stehen. Hat Ihr Mann Bekannte in Lüneburg?«
    »Ich weiß nicht. Ich kenne keinen.«
    Dr. Kutscher steckte die Kennkarte wieder in Salzers Rocktasche. Er drehte den Kopf Salzers hin und her, klopfte gegen seine Backen, schob ein Augenlid herunter und schüttelte ihn an der Schulter.
    »Der Kerl ist total besoffen. Es riecht nach Whisky. Trinkt Ihr Mann Whisky?«
    »Ja. Ab und zu.«
    »Sie ahnen, warum ich hier bin?«
    »Nein –« Luises durch die dunklen Gläser geschützte Augen wurden lauernd.
    »Ihr Mann war vor einer Stunde bei mir.«
    »Ach –«
    »Er hat mir da eine Räuberpistole erzählt, was Sie alles angestellt haben sollen.«
    Luise schwieg. Dr. Kutscher lächelte mokant und setzte sich vor sie in den Sessel.
    »Ihr Mann befindet sich in einer Art Aufregung, die es physikalisch möglich machen würde, ihn als Treibsatz einer Rakete zu benutzen.«
    Luise schwieg. Sie wußte nicht, was Dr. Kutscher wollte, sie wußte vor allem nicht, warum er lächelte. Da auch er annahm, daß sie blind war, brauchte er sein Mienenspiel nicht zu beherrschen.
    »Er sagt, Sie hätten ihn betrogen. Sie hätten einen Geliebten.«
    »Ja –«
    Dr. Kutschers Lächeln wurde breiter. »Warum lügen Sie?«
    »Ich lüge nicht!«
    »Ihrem Mann können Sie dieses Märchen von der gestrauchelten Prinzessin vorspielen, aber nicht mir, Ihrem Anwalt.«
    Luise spürte, daß sie rot wurde. Sie kämpfte dagegen an, aber noch keinem ist es gelungen, das Blut aus dem Kopf zurückzudrängen, wenn es einmal emporsteigt. Dr. Kutscher betrachtete sie mit einem Blick, der mehr Fragen enthielt als Feststellungen.
    »Soll ich Ihnen sagen, was ich weiß?«
    »Bitte.«
    »Sie hatten eine Begegnung mit dem Schauspieler Robert Sanden. Übrigens ein netter Kerl. Dem haben Sie Kakao über den Anzug gegossen. Dann sind Sie mit ihm zurück nach Hannover gefahren und waren bis zum Abend bei ihm in der Wohnung. Aber in allen Ehren. Dort haben Sie mit ihm besprochen, daß Ihr Mann erschreckt werden sollte. Herr Sanden brachte Sie um 22.17 Uhr in das Hotel ›Atlantic‹, dort bezogen Sie das Einzelzimmer Nr. 285 im zweiten Stock, Herr Sanden fuhr ab, und Sie wurden nicht mehr gesehen. Sie gingen brav, wie es sich gehört, schlafen. Und während Sie schliefen, saß Ihr Mann hier am Telefon und machte Polizei und alle Krankenhäuser verrückt. Stimmt's?«
    Luise nickte stumm. Dr. Kutscher atmete hörbar auf.
    »Und nun die unvermeidliche Frage: Warum?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Eine andere, sehr indiskrete Frage, nach der Sie mich hinauswerfen können: Sind Sie die Geliebte Sandens geworden?«
    »Nein –«, sagte Luise leise.
    »Aber Sie lieben ihn, heimlich?«
    »Ja.«
    »Er weiß nichts davon?«
    »Er darf es vorläufig nicht erfahren.«
    »Was heißt vorläufig?«
    »Darüber möchte ich nicht sprechen.«
    »Sie haben etwas vor?«
    »Nein.«
    »Sie lügen wieder.«
    Luise schwieg. Dr. Kutscher sprang auf. »Zu seinem Anwalt sollte man Vertrauen haben und ihm die Wahrheit sagen!« rief er. »Wie soll ich Ihnen helfen, wenn Sie einsame Entschlüsse treffen, die vielleicht völlig dumm sind? Ich würde wesentlich klarer sehen, wenn Sie mir erklärten, warum Sie Ihrem Mann diese Farce mit dem Geliebten vorspielen.«
    »Dazu habe ich meine Gründe.«
    Dr. Kutscher kratzte sich über den Nasenrücken. Wie kann man ihr sagen, daß Ernst Dahlmann ein Lump ist, grübelte er. Es gibt da viele Möglichkeiten, aber jede würde die Schweigepflicht verletzen, an die er als ehemaliger Anwalt Dahlmanns gebunden war. Es

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