Eine Sündige Nacht
Schreibtisch und sagte mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Erzähl mir davon.«
»Einige von Lancaster Gins treuesten Kunden haben letztes Jahr ihre Baumwolle zu anderen Anlagen gebracht, die Gebühr für das Entkörnen dort bezahlt und dann direkt an die Händler verkauft.«
Sie rutschte ungemütlich auf dem Lederstuhl hin und her, während er sie durchbohrend ansah. »Also nehmen sie lieber
die ganze Mühe auf sich, anstatt dass wir ihre Ernte kaufen, sie entkörnen, zu Ballen verarbeiten und sie an die Händler verkaufen.« Sie nickte, und er sprach aus, was sie beide dachten. »Sie schlagen mehr Profit dabei heraus, als wenn sie uns die Baumwolle verarbeiten lassen, weil wir sie für eine schlechtere Qualität bezahlen.«
»Ich nehme an, das ist die Überlegung, die dahintersteckt.«
Er stand auf und ging zum Fenster. Dort drehte er seine Handflächen nach außen und ließ die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans gleiten. Er erweckte den Anschein, als ob er die Landschaft betrachtete, aber Caroline wusste es besser.
»Du wusstest davon, stimmt’s? Stimmt’s?«, wiederholte er sich und wirbelte zu ihr herum, weil sie ihm nicht gleich antwortete.
»Ja.«
»Aber du hast nichts dagegen unternommen.«
»Was kann ich schon tun, Rink? Anfangs war ich bloß die Buchhalterin. Wie die Cotton Gin-Maschinen arbeiten und wie der Markt funktioniert, habe ich erst nach und nach gelernt, indem ich zugehört habe, gelesen habe und den Arbeitern auf die Nerven gegangen bin. Ich treffe hier keine betrieblichen Entscheidungen.«
»Du bist seine Frau! Gibt dir das nicht ein Verfügungsrecht hier?« Er hob beide Hände. »Das nehme ich zurück. Die Ehefrauen von Roscoe Lancaster kritisieren weder ihn selbst noch was er tut, sie stehen ihm nur widerspruchslos auf sein Zeichen hin zur Verfügung und bieten … ehefrauliche Annehmlichkeiten.«
Sie hob ihr Kinn, ballte ihre Hände zu Fäusten und verschränkte
ihre Arme in Taillenhöhe. »Ich habe dir bereits gesagt, dass ich mein Privatleben mit Roscoe nicht mit dir besprechen werde.«
»Und ich habe dir bereits gesagt, dass es mich nicht interessiert, was ihr in seinem Bett getrieben habt.«
Sie wussten beide, dass das nicht stimmte. Rink sah peinlich berührt aus, weil er eine so offensichtliche Lüge erzählt hatte. Caroline war weise genug, ihn nicht darauf hinzuweisen. »Wenn deine Hilfe nur daraus besteht, mich zu beleidigen, dann lass es bleiben.«
Er stieß ein Schimpfwort aus und fuhr sich frustriert mit den Fingern durch die Haare. Beide starrten sich feinselig an, bis sie stillschweigend einen Waffenstillstand beschlossen.
»Ich werde so gut helfen, wie ich kann«, grummelte er.
Sie schob ihren Stolz beiseite und fragte: »Kannst du die Maschine reparieren?«
»Ich brauche einiges an Werkzeugen, aber ich schätze, ich werde es schon hinbekommen. Ich bin schon mit Flugzeugmotoren zurechtgekommen, die ich auseinander- und wieder zusammengebaut habe. Eure Maschine ist sicherlich nicht komplizierter als das. Aber versprechen kann ich dir gar nichts, Caroline. Welche Reparaturen ich auch immer hier anbringe, sie können nicht die Antwort auf eure Probleme sein.«
»Das verstehe ich.« Sie entspannte sich und ihre steife Haltung wurde weicher, als sie entschuldigend und ein wenig schüchtern lächelte. »Ich freue mich über jede Hilfe von dir.«
Diesmal war sein Fluch sogar noch anstößiger, aber stumm. Und er war gegen sich selbst gerichtet. Alles, was er in diesem Moment wollte, war, sie in den Arm zu nehmen,
sie zu beschützen, seine Lippen mit ihren verschmelzen zu lassen, seinen Körper an ihren zu pressen. Was für ein verdammter Idiot er war! Die Vorstellung, wie ihr Körper mit dem seines Vaters verschlungen dalag, brachte ihn zur Weißglut. Gott! Manchmal glaubte er, der Gedanke daran würde ihn in den Wahnsinn treiben.
Und dennoch konnte er sie nicht verachten, sosehr er es wollte. Jedes Mal, wenn er sie ansah, wurde sein Verlangen stärker. Er sollte fortgehen. Sofort. Bevor er etwas tat, was ihn in eine peinliche Situation bringen konnte. Aber auch das konnte er aus vielerlei Gründen nicht tun. Wegen Laura Jane. Wegen seinem Vater. Aber am meisten wegen Caroline. Dieses Wiedersehen nach zwölf Jahren hielt ihn davon ab, freiwillig so schnell wieder zu verschwinden.
»Du weißt, wo du mich finden kannst«, sagte er und verließ das Zimmer.
Caroline kümmerte sich im Büro um den Papierkram, während Rink die Arbeiter für die
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