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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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freundlich. »Wenn ich es mir erlauben darf zu sagen: Sie sehen selbst ziemlich angeschlagen aus. Warum gehen Sie nicht ein wenig nach Hause?«
    »Ja, ja«, sagte Caroline und versuchte, sich in den Griff zu bekommen. Ihr Herz raste. Sie zitterte vor Angst. Warum fürchtete sie sich auf einmal vor ihrem eigenen Ehemann? »Ich glaube, das wird das Beste sein.«
     
    Granger verließ den Fahrstuhl, als sie zusteigen wollte. »Caroline, ist etwas geschehen?« Ihr Zustand ängstigte ihn.
    »Nein, nein. Ich muss zur Fabrik zurück. Es gibt Ärger dort, aber bitte erwähne es nicht Roscoe gegenüber. Er ist so aufgebracht.« Jetzt atmete sie stoßweise und lehnte sich an die Fahrstuhlwand, als ob sie sich dort vor einem unaussprechlichen Schrecken, der sie verfolgte, verstecken könne.
    »Kann ich dir helfen?«
    »Nein«, sagte sie und schüttelte heftig den Kopf, als die Fahrstuhltür langsam zuging. »Das wird schon wieder. Geh nur zu Roscoe. Er braucht dich.«
    Die Türen schlossen sich. Sie legte eine Hand auf ihren Mund, um die Schluchzer zu unterdrücken, die ihren Weg durch ihre Kehle bahnten.

    »Gott, oh Gott«, wiederholte sie und fragte sich, wie er es geschafft hatte, sie derart in Angst zu versetzen. Ihr Magen bäumte sich auf. Ihren Körper durchlief es heiß und kalt.
    Sie zwang sich dazu, die Eingangshalle des Krankenhauses zu durchqueren, ohne sich ihre Verzweiflung im Geringsten anmerken zu lassen. Als sie bei ihrem Auto ankam, hatte das schlimmste Zittern bereits aufgehört. Sie ließ die Fensterscheibe herunter und verließ die Stadt auf der Straße am Fluss entlang. Der Wind wehte durch ihr Haar und zog all die Düfte des Sommers hinter sich her. Der Verkehr war übersichtlich, und sie fuhr schnell, um ihren Kopf von den Ängsten zu befreien, die sie gerade in ihren Klauen hatten.
    Sie hatte es zugelassen, dass ihre Fantasie mit ihr durchging. Roscoe konnte einfach nichts über Rink und sie und ihren gemeinsamen Sommer wissen. Rink hätte es ihm niemals erzählt. Und sie hatte es ganz sicher auch nicht getan. Niemand hatte sie jemals zusammen gesehen, andernfalls wären sie das Stadtgespräch gewesen. Nein, es war unmöglich, dass Roscoe etwas wusste. Genauso wenig würde er vermuten, dass sie beide aufeinander eine große Anziehungskraft ausübten. Er ging davon aus, dass sie sich erst vor wenigen Tagen getroffen hatten.
    Seine verschleierten Drohungen und Warnungen waren Produkte ihrer Vorstellungskraft und ihres schlechten Gewissens. Vielleicht waren seine sorgfältig ausgewählten Worte gar nicht als Drohungen zu verstehen gewesen? Nein, sie schüttelte den Kopf. Es waren Drohungen gewesen, so gern sie sich selbst von etwas anderem überzeugen würde. Aber warum hatte Roscoe sie ausgestoßen?
    Welche andere Beschäftigung blieb ihm denn noch? Ihm blieb ja nichts anderes zu tun, als zu denken, zu spekulieren
und dabei paranoid und misstrauisch zu werden. Ein Mann, der über die Gehirnleistung eines Roscoe Lancasters verfügte, musste es einfach hassen, den ganzen Tag im Bett zu liegen. Er verachtete diese Art der Handlungsunfähigkeit. So war alles, was ihm blieb, seine mentale Kraft, und sein Verstand musste den Ausfall seines dahinsiechenden Körpers kompensieren, indem er Überstunden machte.
    Schmerz und Qual gaben allem, was ihm durch den Kopf ging, mehr Gewicht, und so kam ihm alles schlimmer vor, als es in Wirklichkeit war. Er hatte eine Ehefrau, die mehr als dreißig Jahre jünger war als er. Er hatte einen starken, gut aussehenden, vor Vitalität strotzenden Sohn. Und zurzeit lebten beide im selben Haus. Er hatte die Tatsachen derart kombiniert, dass sie zu einem schrecklichen Verdacht führten.
    Er irrte sich. Sie hatte nichts getan, was sich für eine Ehefrau nicht schickte.
    Andererseits hatte er auch recht. An Sex mit Rink zu denken, war eine ebenso große Sünde, wie es wirklich zu tun. Und sie hörte nie auf, daran zu denken.
    Sie musste sich von diesem Gedanken befreien. Wenn sie ihn eher als einen Freund behandelte, so grotesk das auch schien, eher wie eine freundliche Stiefmutter den Frieden innerhalb der Familie aufrechterhalten wollte, würden die Erinnerungen an frühere Zeiten vielleicht verblassen. Sie musste die Dinge in ein anderes Licht rücken, ins Hier und Jetzt und alles, was früher geschehen war, vergessen.
    Als sie zur Gin zurückkehrte, warf die Nachmittagssonne durch die hoch angebrachten Fenster ihre schrägen Strahlen auf den Boden der Fabrik. Sie sah sich

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