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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Nähe gezogen - zu nah. Sogar, wenn sein Kopf in der Maschine steckte und er sie gar nicht ansah, war er sich ständig ihrer Gegenwart bewusst. Ihr Duft war so durchdringend wie die Nachmittagshitze. Unter seiner Kleidung machten sich Schweißperlen breit, bildeten kleine Pfützen und kitzelten ihn, als sie in kleinen Rinnsalen seinen Rücken herunterliefen. Als er aber einmal aus Versehen ihre Hand berührte, fand er sie kühl und trocken. Er hätte sie gern an sein Gesicht, seinen Hals, seine Brust gedrückt.
    Er verfluchte seine Erinnerungen an den Nachmittag und trank noch einen Schluck. Das war nur der Anfang dessen gewesen, wo er ihre Hände noch überall gerne gehabt hätte.
    Auf dem Nachhauseweg war sie gesprächig gewesen. Gleich als sie das Haus durch die Vordertür betreten hatten, drehte sie sich zu ihm um: »Lass dir nur Zeit beim Duschen. Ich werde Mrs. Haney sagen, dass sie mit dem Abendessen
warten soll, bis du Gelegenheit hattest, dich abzukühlen und zu entspannen. Ich mach dir einen Drink, den kannst du mit hochnehmen. Was hättest du gerne?«
    Was er gerne gehabt hätte, war eine Erklärung für ihre freundliche, kameradschaftliche Art und was sie damit bezwecken wollte. Hatte Roscoe sie dazu angestiftet? Oder hatte sie sich das selbst ausgedacht? Warum benahm sie sich plötzlich wie die neue Stiefmutter, die ihrem Stiefkind unbedingt gefallen wollte?
    Na, egal, was sie vorhatte, es würde so nicht funktionieren, dachte er bei sich, als er unter die Dusche stieg. Er würde nie als Stiefmutter an sie denken, und wenn sie etwas anderes dachte, musste sie wohl alles vergessen haben, was sich damals im Sommer zugetragen hatte. Ihr Sommer. Der entfernteste Gedanke daran ließ sein Herz schon höher schlagen.
    Er schnaubte verächtlich. Zwölf Jahre später, und er führte sich noch immer wie ein vernarrter Trottel auf. Hey, Rink Lancaster, Herzensbrecher. Ha! Er hatte niemals zuvor Probleme mit Frauen gehabt, außer sie wieder loszuwerden, wenn er ihrer überdrüssig geworden war. War es denn da ein Wunder gewesen, dass ihn seine Gefühle für Caroline in eine emotionale Zwickmühle gebracht hatten?
     
    Der Sommer damals war konfliktgeladen. Er war glücklicher und gleichzeitig trauriger als jemals zuvor gewesen. Wenn er nicht bei Caroline war, zählte er die Minuten, bis er sie wiedersehen würde. Wenn sie zusammen waren, kostete er jeden Augenblick aus, aber fürchtete sich bereits vor dem Moment, an dem sie sich würden verabschieden müssen. Er war frustriert, weil er sie nicht wie bei einer normalen Verabredung
irgendwo mit hinnehmen konnte, und hatte gleichzeitig große Angst, sie könnten zusammen gesehen werden. Er hatte die ganze Zeit furchtbaren Hunger, wollte aber nichts essen. Er lief in einem ständigen Zustand sexueller Erregung herum, aber sein Verlangen wurde nicht gestillt. Er würde nicht mit Caroline schlafen, und er wollte kein anderes Mädchen als Lückenbüßer.
    Er wollte Caroline Dawson. Und konnte sie nicht haben.
    Tag und Nacht haderte er mit sich selbst. Sie ist ein kleines Mädchen, um Gottes Willen. Fünfzehn! Das gibt großen Ärger, Lancaster. Richtig großen Ärger.
    Und an jedem neuen Tag wartete er wieder im Wald auf sie und wagte kaum zu atmen, aus Angst, sie würde nicht kommen. Sein beklemmendes Gefühl würde ihn erst verlassen, wenn er sie - im Sonnenlicht gebadet - zwischen den Bäumen entdeckte.
    Aber an einem Tag, dem letzten Tag, schien die Sonne nicht. Es regnete …
     
    Es war noch sonnig gewesen, als er das Haus verließ. An diesem Tag war er sogar noch begieriger gewesen, sie zu sehen, als sonst. Er hatte am Morgen mit seinem Vater gestritten. Roscoe verstieß gegen die Regeln des Baumwollbörsenhandels. Was er tat, war zwar nicht ungesetzlich, aber unethisch. Als Rink ihn vorsichtig darauf hingewiesen hatte, war Roscoe rasend vor Wut geworden. Wie konnte es sein Sohn, der noch immer nicht trocken hinter den Ohren war, wagen, ihm vorschreiben zu wollen, wie er sein Unternehmen zu führen hatte oder sein Leben zu gestalten? Er hatte Lancaster Gin nicht zu dem gemacht, was es heute war, indem er alle Leute nett behandelte.

    Rinks Herz war schwer wegen der Veränderungen, die er mit ansehen musste, aber nicht aufhalten konnte. Er musste mit Caroline sprechen. Sie hörte ihm immer zu.
    Sie war schon am Treffpunkt, lehnte sitzend an einem Baum und hatte ihre Beine sittsam unter sich verschränkt. Ihr Gesicht leuchtete auf, als sie ihn auf sich zulaufen sah.

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