Eine Sündige Nacht
Mittag sind Sie verschwunden.«
»Er bleibt.« Caroline drehte Steve ihren Rücken zu und sah Rink entschlossen an. »Er bleibt, bis ich ihn entlasse. Roscoe hat mir gesagt, ich könne ihn einstellen, also bin ich auch die Einzige, die ihn feuern kann. Zumindest bis das Testament verlesen ist und du Besitz von The Retreat nimmst. In der Zwischenzeit treffe ich als Roscoes Witwe die Entscheidungen, die den Besitz betreffen.«
»Zum Teufel, das tust du nicht«, knurrte Rink. »Das hier hat mit Laura Jane zu tun, nicht mit The Retreat . Sie mag ja deine Stieftochter sein, aber sie ist meine Schwester.«
»Ich stimme dir voll und ganz zu. Hier geht es ausschließlich um Laura Jane.« Carolines Brust hob und senkte sich heftig vor Aufgewühltheit und Anstrengung. Sie sah ihn zwar herausfordernd an, doch sie liebte ihn gleichzeitig so sehr und wollte seine blutenden Wunden versorgen. Aber sie war von ihrem Standpunkt nicht abzubringen. »Steve hat sie nicht ausgenutzt. Er liebt sie, Rink. Sie wollte es so.«
»Sie weiß nicht, was sie tut.«
»Oh doch, das weiß sie. Sie liebt ihn. Bist du so hartherzig und blind gegenüber menschlichen Gefühlen, dass du nicht erkennst, was so deutlich zu sehen ist? Wenn du Steve fortschickst, was glaubst du, hält sie dann von dir? Du bist ihr Gott. Sie betet dich förmlich an. Es wird sie zerstören, wenn du damit ihr Herz brichst. Ich bitte dich, lass es. Bitte.«
»Es ist zu ihrem eigenen Besten.«
»Woher weißt du, was das Beste für sie ist?«
»Ich weiß es eben.«
»So, wie Roscoe wusste, was das Beste für dich war? Würdest du die beiden genauso voneinander trennen, wie er das mit uns getan hat?«
Rink reagierte auf ihre Worte, als ob sie ihm einen Schlag versetzt hatte, der besser platziert und kraftvoller war als alle, die Steve ihm versetzt hatte. Seine Augen bohrten sich in ihre, aber sie blieb standhaft. Schließlich sah er zu Steve, der unbewusst sein schmerzendes Bein rieb. Rink starrte ihn an, sagte aber nichts und verließ den Stall.
In dem Moment sackte Caroline innerlich in sich zusammen, alle ihre Lebensgeister hatte sie verlassen. Sie stand eine lange Zeit so und starrte mit verschwommenem Blick auf das Heu am Boden. Sie hatte Rink in die Ecke gedrängt, und er hasste sie bestimmt dafür. Sie seufzte, hob ihren Kopf und wandte sich Steve zu. Sein Gesicht war durch die Schwellungen entstellt.
»Kommen Sie zurecht?«
Er nickte und tupfte mit einem Taschentuch auf seine unförmige Lippe.
»Mir ging es schon schlechter.« Er versuchte zu lächeln, aber es wurde eine schmerzhafte Grimasse daraus.
»Ich werde Mrs. Haney zu Ihnen schicken, damit sie sich um Sie kümmert.«
Er nickte wieder, und Caroline drehte sich um. Als sie bei der Boxentür angelangt war, rief er sie.
»Mrs. Lancaster.« Sie sah ihn an, und er machte zwei humpelnde Schritte auf sie zu. »Danke. Egal, wie das hier ausgeht, ich danke Ihnen dafür, dass Sie für mich eingetreten sind.«
Sie lächelte flüchtig und machte sich auf den Weg ins Haus. Als sie widerstrebend durch die Hintertür eintrat, saß Rink am Küchentisch und Laura Jane auf seinem Schoß. Ihr Gesicht war an seinem Hals gepresst, und sie weinte hemmungslos.
»Du bist böse auf mich. Ich weiß es.«
»Nein«, sagte er sanft und streichelte ihren Rücken. »Ich bin nicht böse. Ich möchte nur nicht, dass dir irgendetwas Böses zustößt.«
»Was Steve getan hat, war nicht böse. Ich liebe ihn.«
Rinks Augen trafen Carolines über den Kopf seiner Schwester hinweg. »Ich glaube, du weißt nicht, was es bedeutet, einen Mann zu lieben, Laura Jane. Oder was es bedeutet, dass er dich liebt.«
»Doch, weiß ich! Ich liebe Steve, und er liebt mich. Er würde nie etwas tun, das mir wehtut.«
Rink wollte nicht zugeben, dass er sich geirrt hatte. »Wir reden später darüber. Es tut mir leid, dass ich die Beherrschung verloren habe.«
Aber Laura Jane ließ sich nicht ohne Weiteres besänftigen. Sie hob ihren Kopf und packte Rinks Hemd an der Brust. »Du wirst dich nie wieder mit Steve prügeln. Versprich mir das.«
Rink schaffte es nicht, seine Überraschung zu verbergen. Er blickte in die entschlossenen Augen seiner Schwester und sagte schließlich: »Ich verspreche, dass ich mich nicht mehr mit ihm prügeln werde.«
Langsam löste sie ihre Hände von seinem Hemd und küsste ihn auf die Wange.
»Ich werde Mrs. Haney helfen, die Pflaster zu suchen.« Für Laura Jane war damit die Krise überwunden. Sie verließ die
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