Eine Sündige Nacht
Küche und hüpfte die Stufen hoch.
»Ich werde heute doch noch nicht abfahren«, sagte Rink bestimmt, als sie allein waren.
Carolines Herz machte vor Freude einen Sprung, aber es war nur eine vorübergehende Reaktion. Trotzig hob sie das Kinn. »Warum hast du deine Meinung geändert? Hast du Angst, dass ich in deiner Abwesenheit deine Schwester verderbe und den Ruf der Familie ruiniere?«
Er betrachtete sie herablassend, bevor er sagte: »So was in der Art.«
Sie zwang sich, nicht in Tränen auszubrechen, so sehr litt sie unter seinem Verhalten. Er wusste genau, wie er sie verletzen konnte. »Für dich bin ich immer noch das Mädchen aus der Gosse, nicht wahr? Gut genug zum Küssen, wenn dir danach ist, aber nicht gut genug, ein Teil deiner Familie zu sein.«
»Ich gehe nicht.«
Mehr sagte er nicht, bevor er aus dem Zimmer schlenderte.
9
G uten Morgen, Mrs. Lancaster.«
»Schöner Tag heute, Mrs. Lancaster.«
Caroline erwiderte die Begrüßungen, die ihr zugerufen wurden, als sie die Fabrik betrat. Die Erntezeit hatte begonnen. Bereits jetzt waren Überstunden nötig, um die ersten Ernten zu verarbeiten. Die Arbeitsstunden waren lang, die Schichten anstrengend, es war staubig, heiß und laut. Trotzdem war unter den Arbeitern ein Stolz zu spüren, der einige Jahre gefehlt hatte. Und es war kein Geheimnis, wer die Ursache dieses Stolzes war.
Rink.
Die Maschinen liefen tadellos, nachdem sie kürzlich alle überholt worden waren. Einige Farmer, die in den letzten Jahren ihre Baumwolle zu einer anderen Entkörnungsanlage gebracht hatten, kehrten wieder zur Lancaster Gin zurück. Auch der Grund dafür war kein Geheimnis.
Rink.
In den wenigen Wochen, in denen er sich um die Gin gekümmert hatte, hatte er radikale Änderungen eingeführt. Die meisten Angestellten hatten seine Rückkehr sehr begrüßt. Diejenigen, die wirklich hart arbeiten wollten, hatten eine Lohnerhöhung bekommen. Die Arbeiter, die ständig zu spät kamen oder öfter gar nicht erschienen, wurden gefeuert.
Caroline erkannte, dass die Entlassenen zu den Männern gehörten, die Roscoe für besondere Aufgaben angeheuert hatte, Aufgaben, von denen sie auch jetzt lieber nichts wissen wollte. Das einzige Mal, als sie versucht hatte, Roscoe davon zu überzeugen, einen bestimmten Mann zu entlassen, hatte sie gelehrt, sich nicht in Roscoes Angelegenheiten einzumischen.
»Er ist ein Unruhestifter«, hatte sie ihm gesagt.
Roscoe hatte vielsagend gelächelt. »Er erledigt für mich gewisse … Besorgungen, Caroline. Wenn er sich mit einem Arbeiter anlegt, tu mir den Gefallen und sieh einfach weg.«
»Aber er ist selbst ein Gin-Arbeiter.«
»So soll es jedenfalls aussehen.« Als sie ihn ungläubig ansah, fügte er diplomatisch hinzu: »Ich werde mit ihm reden, wenn er dir noch mal Ärger macht.«
Jetzt wurde ihr klar, dass es genau so ein Mann gewesen sein musste, der damals Rink nachspioniert hatte.
Mit ihrer Genehmigung hatte Rink nicht eine Minute gezögert, diesen menschlichen Ballast über Bord zu werfen und die Löhne der vertrauenswürdigen, loyalen Mitarbeiter zu erhöhen. Sie respektierten ihn. Für seinen Vater hatten sie aus Furcht gearbeitet, jetzt blieben sie, weil sie Rink mochten. Er hatte ein Händchen dafür, sie zu motivieren. Seine Kritik war immer konstruktiv. Er lobte, wo es angebracht war. Er arbeitete und schwitzte Seite an Seite mit ihnen. Caroline erstaunte es nicht, dass er ein erfolgreicher Unternehmer geworden war.
Zehn Tage waren vergangen seit der Auseinandersetzung zwischen Steve und Rink im Stall. Rink verbrachte die meiste Zeit in der Fabrik. Caroline genoss seine Anwesenheit dort. Er gab ihr Selbstsicherheit. Sie wusste, dass einige der
Männer gefeuert worden waren, weil sie an ihr herumgemeckert hatten.
Obwohl sie die Regeln dafür nicht festgelegt hatte, herrschte zwischen ihnen beiden Waffenstillstand.
Als sie eines Morgens die schier endlose Flut von Geschäftsbriefen bearbeitete, betrat er ohne zu klopfen ihr Büro. »Caroline, hier ist jemand, den ich dir gerne vorstellen möchte, wenn du nicht zu beschäftigt bist.«
Sie lächelte ihn an und breitete ihre Arme weit über den Bergen auf ihrem Schreibtisch aus. »Nein, nein, ich habe gerade nichts zu tun.«
Er grinste schief. »Es ist wichtig, sonst hätte ich dich nicht gestört.«
Sie stand auf und fragte neugierig. »Wer ist es denn?«
»Eine Überraschung.«
Er legte seine rechte Hand leicht auf den unteren Teil ihres Rückens und schob sie durch
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