Eine süße Versuchung für Marcy
merken, wie heiß die Sommer in Davis waren. Hoffentlich besaß er Shorts. Bestimmt hatte er fantastische Beine. Und Schultern und …
„Ich habe ihn eben durch die Hintertür verschwinden hören. Guten Morgen.“
„Morgen. Frühstück ist fertig.“
„Danke. Das ist eine nette Überraschung.“ Er setzte sich auf einen Stuhl. „Haben Sie gut geschlafen?“
„Wie ein Stein. Und Sie?“
„Nur wie ein Steinchen.“ Er grinste. „Mir ist so viel durch den Kopf gegangen.“
Als sie seinen Teller auf den Tisch stellte, spürte sie seinen Blick auf ihrem Körper. Sie war es gewohnt, dass Männer sie anstarrten – vor allem in ihrer knappen Kellnerinnenuniform. Auch Eric sah sie an … aber anders als sonst fühlte sie sich geschmeichelt. Könnte sie ihn doch auch nur so unverhohlen betrachten!
Sie riss sich zusammen. „Kaffee?“
Er ließ sich ein paar Sekunden mit der Antwort Zeit. „Ja, bitte. Schwarz.“ Sein Blick wanderte zur Küchentheke. Eric lehnte sich zurück, griff nach der Plastikdose mit den Schokoladenkeksen und schüttelte sie. Leer. „Offenbar findet er nichts dabei, alles aufzuessen und abzuhauen.“
Marcy bekam eine Gänsehaut. „Es ist schon ein bisschen unheimlich, wenn jemand ins Haus kommt und wieder verschwindet, während man schläft.“
„Überlebensinstinkt. Er hat bestimmt gelernt, sich geräuschlos zu bewegen.“
„Wollen Sie Anzeige erstatten?“
„Nein.“
„Gut.“ Über den Rand ihres Bechers hinweg beobachtete sie Eric, während sie einen Schluck nahm. Er sieht verdammt gut aus, dachte sie wieder. Sie öffnete ein Notizbuch, das sie mit heruntergebracht hatte. „Hier ist eine Liste von den Dingen, die bereits erledigt sind und die noch getan werden müssen. Adressen und Telefonnummern von Handwerkern. Die Rechnungen habe ich gebündelt und hinter die letzte Seite gelegt.“
„Sie sind sehr gründlich. Ich weiß wirklich zu schätzen, was Sie geleistet haben. Inklusive Frühstück.“ Er steckte sich ein Stück Omelette, in den Mund.
„Wenn Sie sonst noch etwas benötigen, bevor ich gehe, lassen Sie es mich wissen.“ Atemlos wartete sie darauf, dass er sie bat zu bleiben.
„Haben Sie einen neuen Auftrag?“, erkundigte er sich, während er ein paar Trauben nahm.
„Hätte ich, aber er hat sich zerschlagen.“
Er steckte sich eine Traube in den Mund und sah sie nachdenklich an. „Wohnen Sie in Davis?“
„Davis, Sacramento, Folsom, Roseville … Ich wohne überall und nirgends.“
„Was heißt das? Sind Sie obdachlos?“ Er sah fast schockiert aus.
„Gewissermaßen. Aber ich habe es mir ja so ausgesucht. Wenn ich nicht gerade ein Haus hüten muss, schlafe ich bei einer Freundin in Sacramento. Ich finde fast immer irgendwo eine Unterkunft.“
„Und heute gehen Sie zu ihr?“
„Nein. Da wir glaubten, dass ich auf das Haus aufpassen muss, hat sie ihre Eltern für eine Woche eingeladen …“
Es läutete, und sie unterbrach sich. Hoffentlich hatte sie nicht zu selbstmitleidig geklungen.
„Das ist vermutlich der Handwerker für das Fenster!“, rief sie Eric nach, der mit dem Toast in der Hand aufgestanden war. Es war jedoch nicht der Handwerker.
„Ich habe mich ausgeschlossen.“ Dylan stand auf der Veranda, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er starrte auf seine Füße.
„Schau mir in die Augen, Dylan“, forderte Eric ihn auf. „Rede mit mir wie ein Mann.“
Der Junge kämpfte ein paar Sekunden mit sich. Dann straffte er die Schultern und hob den Kopf. „Ich wollte Sie nicht aufwecken. Deshalb bin ich ein bisschen mit dem Rad durch die Gegend gefahren, um die Zeit totzuschlagen. Ich hatte nicht vor abzuhauen.“
„Hast du Hunger?“, fragte Eric.
Der Junge nickte.
„Selbst nach einem Dutzend Schokoladenkekse?“ Eric trat beiseite, um Dylan ins Haus zu lassen.
„Drei Dutzend“, verbesserte Marcy ihn. Sollte sie den Jungen ohrfeigen oder umarmen?
„Sie waren lecker.“ Dylan grinste schwach. „Die Besten, die ich jemals gegessen habe.“
Sie seufzte. „Magst du Omelett?“
„Klar.“
„Geh und wasch dich.“ Sie ging in die Küche zurück, aß die Reste von ihrem Teller und trat an den Herd. Die beiden unterhielten sich im Wohnzimmer, aber sie konnte kein Wort verstehen. Kurz darauf kam Eric in die Küche zurück und beendete sein Frühstück.
„Sie schienen gar nicht überrascht zu sein, ihn zu sehen“, meinte Marcy.
„Menschenkenntnis. Bleibt nicht aus, wenn man Lehrer ist. Außerdem habe ich meine vier
Weitere Kostenlose Bücher