Eine süße Versuchung für Marcy
Worten. „Wir sollten vernünftig sein. Du bist elf Jahre älter als ich und hast deinen Platz im Leben gefunden. Ich dagegen weiß noch gar nicht, wo ich eines Tages landen werde. Aber ich habe ein Ziel, und das will ich erreichen …“
„Und mit mir zu schlafen würde deine Pläne zunichtemachen?“
Marcy hörte einen Ton von Verzweiflung in seiner Stimme. Wann hatte sie zuletzt ein Mann so begehrt wie er? Sie konnte sich nicht erinnern. Es lag wohl nicht nur daran, dass sie in den letzten Tagen unter demselben Dach gelebt hatten. Vermutlich hätte er sie auch attraktiv gefunden, wenn er sie unter anderen Umständen kennengelernt hätte.
Lust auf den ersten Blick.
Mit einem zärtlichen Kuss brachte er ihren Entschluss ins Wanken. „Heute Abend?“, flüsterte er, die Lippen an ihrem Mund.
Dylan polterte auf der Treppe. Wieder im falschen Moment!
Eric trat einen Schritt zurück. Er zwinkerte ihr fröhlich zu. Offenbar nahm er die Unterbrechung mit Humor.
„Die Frage kann man einfach mit Ja oder Nein beantworten, Marcy.“
„Vielleicht.“
Er lachte.
Neugierig blickte Dylan von Marcy zu Eric und zurück. „Wie soll ich mir die Haare denn schneiden lassen?“, fragte er sie. „Ich meine, wenn ich mich irgendwo vorstellen will …“
„Ganz wie du willst. Hauptsache, sie sehen ordentlich aus.“
„Gehen wir“, sagte Eric.
Dylan verabschiedete sich und verschwand durch die Küchentür. Eric folgte ihm langsam, blieb aber noch einmal stehen. „Denk an mich.“
„Ich lese lieber noch mal das Kapitel Sexuelle Hörigkeit in meinem Psychologiebuch.“
Er warf ihr ein verführerisches Lächeln zu. „Hörigkeit bedeutet, dass man seinen Willen nicht mehr kontrollieren kann. Insofern stimmt die Definition, was mich betrifft. Aber nur, wenn ich in deiner Nähe bin. So, darüber kannst du dir jetzt mal Gedanken machen. Schönen Tag noch.“
Marcy wartete, bis der Wagen aus der Einfahrt gerollt war. Dann ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. Oje. Dieser Mann war eine einzige Versuchung. Wer hätte gedacht, dass Mathematikprofessoren so romantisch sein konnten! Er wusste ganz genau, welche Knöpfe er bei ihr drücken musste. Die richtigen Worte im richtigen Moment, und ihr Puls begann zu rasen!
8. KAPITEL
Kaum eine Minute nachdem Eric und Dylan weggefahren waren, klingelte es an der Tür. Marcy lugte durch den Spion und entdeckte Annie mit Lucy auf dem Arm. Sie öffnete die Tür.
„Ich weiß, es klingt ziemlich abgedroschen“, entschuldigte Annie sich. Sie hielt einen Messbecher in der Hand. „Könnte ich mir etwas Zucker borgen?“
„Natürlich. Kommen Sie rein.“ Sie gingen in die Küche. „Und wie geht’s dir, Miss Lucy?“
Die Kleine steckte den Finger in den Mund und lächelte Marcy an.
„Was backen Sie denn?“, wollte Marcy wissen.
„Pfirsichtorte.“ Sie schaute sich in der leeren Küche um. „Eric und Dylan sind fortgefahren? Ich hab’s zufällig durchs Fenster mitbekommen. Wohin denn?“
„Sie machen eine Kneipentour.“
Missbilligend runzelte Annie die Stirn. Fast wäre Marcy in schallendes Gelächter ausgebrochen. Die Frau hatte keinen Funken Humor. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, worüber Annie und Eric sich eigentlich unterhielten, wenn sie allein waren.
„War nur ein Witz“, beruhigte Marcy sie, während sie nach der Zuckerdose griff. „Eric hat ihn mit zur Uni genommen, damit er sich dort ein bisschen umsehen kann. Dylan weiß nicht so recht, was er mit sich anfangen soll. Höchste Zeit, dass sein Arm verheilt.“
„Er wird also noch eine Weile bleiben?“ Beiläufig schlenderte Annie zum Küchenfenster.
„Eric möchte, dass er den Garten auf Vordermann bringt.“
„Und was ist mit Ihnen? Bleiben Sie auch?“
Aha. Das also war der wahre Grund, warum Annie gekommen war. „Morgen ist mein letzter Tag.“
Annie drehte sich zu ihr um. „Ich werde Sie vermissen.“
Aber sicher. Ohne Lucy im Arm hätte Annie sich vermutlich vor lauter Vorfreude, Eric bald für sich allein zu haben, die Hände gerieben. Das Dumme war: Marcy mochte die Frau. Unter anderen Umständen hätten sie vielleicht Freundinnen werden können.
„Na ja, ganz werden Sie mich nicht los“, schränkte Marcy ein. „Hin und wieder wird er meine Dienste wohl in Anspruch nehmen.“
„Seine neuen Nachbarn sind auch sehr hilfsbereit“, entgegnete Annie rasch. „Wenn Not am Mann ist, sind sie zur Stelle.“
Marcy reichte ihr den bis zum Rand mit Zucker gefüllten Becher. „Das ist
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