Eine süße Versuchung für Marcy
im Badezimmer wurde abgestellt. Dylan würde also in wenigen Minuten bei ihnen sein. Es gab noch so viel zu besprechen – die vergangene Nacht, sein Verhalten heute Morgen … Sie hatte das Gefühl, Eric Kontra bieten zu müssen. Wenn sie es nicht tat, würde er glauben, dass er ihr gegenüber stets seinen Willen durchsetzen konnte.
„Vergangene Nacht war ein Fehler“, erwiderte sie. „Das darf nicht noch einmal passieren.“
„Warum nicht?“
„Weil ich im Moment keine Zeit für eine Beziehung habe.“
„Ist es denn schon eine Beziehung, wenn man einmal miteinander schläft?“
Warum ärgerte sie sich über seine Bemerkung? „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Tatsache ist, es ist nicht passiert. Ich weiß, dass du nicht an Zeichen glaubst, Eric, aber ich tue es. Und für mich war die Unterbrechung ein unmissverständliches Zeichen.“
Die Zeitschaltuhr am Herd klingelte. Marcy musste den Käse über ihr Omelett streuen.
„Du denkst nicht logisch“, warf er ihr vor. „Du …“
„Du meinst, ich denke nicht mit der gleichen Logik wie du. Soll ich dir mal was sagen? Ich halte mich an meine eigene Logik, und bei der geht es nicht nur um Fakten, sondern auch um Gefühle. Ich kenne mich und weiß, wie lange ich brauche, um mich von …“ einem gebrochenen Herzen „… einer Enttäuschung zu erholen. In ein paar Tagen bin ich weg. Bleiben wir bis dahin auf Distanz, ja? Ich habe niemals bestritten, dass wir uns körperlich zueinander hingezogen fühlen, aber es kommt darauf an, wie wir damit umgehen.“
Sie wusste, dass sie ihn mit jedem ihrer Worte mehr in Annies Arme trieb, aber Marcy musste sich selbst treu bleiben. Sie durfte ihre Ziele nicht aus dem Auge verlieren.
Dem hatte Eric nichts entgegenzusetzen. Deshalb nahm er seinen Becher mit auf die hintere Veranda und setzte sich in einen der neuen Liegestühle. Seit dem Aufstehen heute Morgen hatte er unentwegt an Marcy denken müssen. Er selbst wunderte sich am meisten darüber; ja, er war geradezu erschrocken. Andererseits fand er auch Gefallen an der Situation.
Marcy war so erfrischend anders als die anderen Frauen, die er kannte. Sie hatte keine Angst vor ihm und nahm kein Blatt vor den Mund … Sie war zweifellos hart im Nehmen, aber sie hatte auch eine weiche, empfindliche Seite. Etwas durch und durch Mütterliches. Wenn sie sich zusammentaten, könnten sie ein interessantes Team werden …
Er hörte Dylans Stimme aus der Küche. Kurz darauf betrat er die Veranda.
„Frühstück ist fertig.“
„Prima. Komm doch mal gerade her.“
Dylan steckte die Hände in die Tasche und trat näher.
„Hättest du Lust, heute mit mir zur Arbeit zu fahren?“, fragte Eric ihn.
„Was soll ich denn da?“
„Mal sehen, wie es so an einer Uni läuft. Hör dir doch mal meine Vorlesung an – auch wenn dich das Thema vermutlich nicht sonderlich interessiert. Danach könntest du dir den Campus anschauen.“
„Ja, warum nicht?“
Eric erhob sich.
„Machen Sie sich aber keine falschen Hoffnungen“, warnte Dylan ihn. „College ist nicht mein Ding.“
„Warum nicht?“
„Ich möchte Mechaniker werden. Irgendwann will ich meine eigene Autowerkstatt haben.“
Aha. Endlich einmal eine Information. Zwar nicht viel, aber immerhin ein Anfang. „Schön zu hören, dass du ein Ziel hast.“
„Das wollte ich schon als Kind“, entgegnete Dylan mit ernster Miene.
Eric nickte. „Verstehe. Ich wollte immer unterrichten. Wenn man eine Leidenschaft für etwas hat, fällt es einem auch nicht schwer, sein Ziel zu erreichen.“
Marcy wartete bereits am Frühstückstisch auf die beiden.
„Ich fahre heute mit Eric zum College“, verkündete Dylan.
„Schön.“ Sie verteilte Ketchup auf ihr Omelett.
„Du kannst mitkommen, wenn du Lust hast“, bot Eric an. „Vielleicht gefällt dir Davis’ College so gut, dass du wechseln möchtest.“
„Ich habe mich schon an der Uni von Sacramento beworben.“
„Was studierst du denn?“
Eric war gespannt. Wenn sie ihm die Frage schon nicht beantwortet hatte, würde sie Dylan die Antwort wohl kaum verweigern.
Sie unterdrückte einen Seufzer. „Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Marketing.“
„Wirklich?“ Eric war überrascht, klappte jedoch den Mund zu, als sie ihn wütend anfunkelte.
„Hast du ein Problem damit?“
Ehe er etwas erwidern konnte, fragte Dylan: „Was willst du denn damit machen?“
„Weiß noch nicht. Ich hoffe, dass mir das im Lauf des Studiums klar wird.“
„Es gibt
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