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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Radio verschleiern. Und wie wir uns hier im Studio treffen, sehe ich, dass Sie zwei Neugeborene im Fell haben. Sagen Sie, mein Herr, gibt es irgendeine Grenze für das Böse, was sie zu tun gedenken?«
    »Dame Pedure, welches Böse, welcher Schaden? Unser Publikum hört dem einen oder anderen von meinen Kindern seit über zwei Jahren zu. Sie haben Jirlib und Brent und Viki und Gokna als wirkliche und liebenswerte Leute kennen gelernt. Sie sehen Klein Hrunk und Rhapsa über meine Schultern lugen…« Trixia machte eine Pause, als wolle sie ihrem Gegenüber Zeit zum Schauen geben. »Ich weiß, dass es Ihnen missfällt, Babies so lange vor den Jahren des Schwindens zu sehen. Aber in ein, zwei Jahren werden sie alt genug sein, um sprechen zu können, und es ist durchaus meine Absicht, an der ›Kinderstunde der Wissenschaft‹ meine Kinder aller Altersstufen mitwirken zu lassen. Von Sendung zu Sendung werden unsere Zuhörer feststellen, dass diese kleinen Kupplis ebenso viel wert sind wie diejenigen, die gegen Ende der Jahre des Schwindens geboren werden.«
    »Absurd! Ihr Plan funktioniert nur, wenn Sie sich Schritt für Schritt an anständige Leute heranpirschen, sie dazu bringen, erst diese Abkehr von der Moral zu akzeptieren und dann jene, bis…«
    »Bis was?«, fragte Trixia und lächelte wohlwollend.
    »Bis… bis…« Ezr sah, dass Xopi hinter ihrer halbdurchsichtigen Datenbrille wild dreinstarrte. »Bis anständige Leute dieses unzeitige Gewürm anhimmeln, das Sie da auf dem Rücken tragen!« Sie war aufgesprungen und fuchtelte mit den Armen in Trixias Richtung.
    Trixia lächelte weiter. »In einem Wort, meine liebe Pedure: Ja. Selbst Sie sehen, dass Akzeptanz möglich ist. Aber Unzeit-Kinder sind kein Gewürm. Sie brauchen kein Erstes Dunkel, um eine Seele zu bekommen. Sie sind Wesen, aus denen aus eigenem Recht liebenswerte Spinnen werden können. Im Laufe der Jahre wird die ›Kinderstunde‹ das jedem deutlich machen, vielleicht sogar Ihnen.«
    Xopi setzte sich. Sie sah ganz wie ein Teilnehmer an einer Debatte aus, der übertrumpft worden ist und sich jetzt nach einer anderen Angriffstaktik umschaut. »Ich sehe, es nützt bei Ihnen nichts, an den Anstand zu appellieren, Herr Unterberg. Und vielleicht gibt es unter den Zuhörern schwache Leute, die unter ihrem Druck allmählich der Perversion anheimfallen. Jeder hat unmoralische Neigungen, darin stimmen wir überein. Doch wir haben auch durchaus moralische, die uns angeboren sind. Die Tradition weist uns den Weg zwischen diesen und jenen… Aber ich sehe, dass bei Leuten wie Ihnen die Tradition wenig Gewicht hat. Sie sind Wissenschaftler, nicht wahr?«
    »Hm, ja.«
    »Und einer der vier Dunkelschreiter?«
    »… Ja.«
    »Unser Publikum ist sich vielleicht nicht bewusst, dass eine derart ausgezeichnete Person hinter der ›Kinderstunde‹ steht. Sie sind einer von vier, die tatsächlich das Tiefste Dunkel erblickt haben. Nichts ist für Sie geheimnisvoll.« Trixia setzte zur Antwort an, doch Xopi als Pedure überrollte ihre Worte einfach. »Ich wage zu behaupten, dass das einen großen Teil Ihres Irrtums erklärt. Sie sind blind für das Streben früherer Generationen und wie sie langsam gelernt haben, was in den Dingen der Spinnheit tödlich und was sicher ist. Es gibt Gründe für das Moralgesetz, mein Herr! Ohne Moralgesetz werden diejenigen, die fleißig Vorräte angelegt haben, am Ende der Jahre des Schwindens von den Faulen ausgeraubt. Ohne Moralgesetz werden Unschuldige in ihren Tiefen von denen massakriert, die als Erste aufwachen. Wir alle wollen viele Dinge, doch manche davon sind für alle Wünsche von Grund auf zerstörerisch.«
    »Das Letztere ist wahr, Dame Pedure. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich will darauf hinaus, dass es Gründe für Regeln gibt, insbesondere für die Regeln gegen Unzeitlinge. Als Dunkelschreiter glauben Sie über den Dingen zu stehen, doch selbst Sie müssen wissen, dass das Dunkel der große Erneuerer ist. Ich habe Ihren Kindern zugehört. Ich habe sie im Kontrollraum des Toningenieurs beobachtet. In ihrem Geheimnis ist ein Skandal verborgen, wenn auch keine Überraschung. Mindestens eins von Ihren Kindern – es heißt Brent? – ist ein Kretin, nicht wahr?«
    Xopi hörte zu reden auf, doch Trixia antwortete nicht. Ihr Blick war stetig; sie hatte keine Mühe, mit den Zwischenschichten-Daten Schritt zu halten. Und plötzlich empfand Ezr einen überaus seltsamen Wechsel der Perspektive, wie einen Wechsel des angenommenen

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