Eine Tiefe Am Himmel
Helligkeitsänderung viel geringer. Man brauchte keine Tiefen und keinen Kälteschlaf. In dem Maße, wie der Zyklus von Licht und Dunkelheit länger und extremer wurde, passten sich alle Lebewesen an. Ich stelle mir vor, dass es ein sehr harter Prozess war. Viele große Veränderungen waren notwendig. Und jetzt…«
Xopi schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. Erfand sie derlei, oder ging es irgendwie aus der Sendung der Spinnen hervor? »Wenn es kein Hirngespinst ist, so ist es jedenfalls noch unbewiesen. Mein Herr, ich gedenke nicht, mit Ihnen über Evolution zu diskutieren. Es gibt anständige Leute, die das glauben, doch es sind Spekulationen – keine Grundlage für Entscheidungen über Leben und Tod.«
»Ha! Punkt für Papa!« Von ihren Sitzgittern oberhalb von Brent und Jirlib tauschten die Mädchen leise Randbemerkungen aus. Wo es Didire nicht sehen konnten, machten sie auch Schlundgesten in Richtung auf die Geehrte Pedure. Nach jener ersten Zehn hatte es keine sichtliche Reaktion gegeben, doch es war ein gutes Gefühl, dieser Kupp gezeigt zu haben, was sie von ihr hielten.
»Mach dir keine Sorgen, Brent, Papa wird es dieser Pedure zeigen.«
Brent war sogar noch schweigsamer als üblich gewesen. »Ich wusste, dass das passieren würde. Es war schon schwierig genug. Jetzt muss Papa auch noch das mit mir erklären.«
Tatsächlich hatte Papa fast verloren, als Pedure Brent einen Kretin genannt hatte. Viki hatte ihn noch nie so verstört gesehen. Doch jetzt gewann er Boden zurück. Viki hatte geglaubt, Pedure sei eine Ignorantin, doch sie schien mit einigem von dem, was ihr Papa vorwarf, vertraut zu sein. Es spielte keine Rolle. Die Geehrte Pedure war nicht gar so kenntnisreich; außerdem hatte Papa Recht.
Und jetzt war er wirklich im Angriff: »Seltsam, dass die Tradition nicht mehr Interesse für die früheste Vergangenheit aufbringen sollte, Dame Pedure. Doch egal. Die Veränderungen, die die Wissenschaft in dieser gegenwärtigen Generation bewirkt, werden so groß sein, dass ich mich zur Illustration vielleicht lieber auf sie beziehen sollte. Die Natur hat bestimmte Strategien erzwungen – der Zyklus der Generationen ist einer davon, da stimme ich zu. Ohne diesen Zwang würden wir wahrscheinlich nicht existieren. Doch bedenken Sie die Verschwendung, meine Dame. Alle unsere Kinder sind jedes Jahr im selben Lebensstadium. Wenn dieses Stadium erst einmal vorbei ist, müssen die Mittel für ihren Unterricht bis zur nächsten Generation nutzlos warten. Für derlei Verschwendung gibt es keine Notwendigkeit mehr. Mit der Wissenschaft…«
Die Geehrte Pedure stieß ein pfeifendes Lachen aus, voll Sarkasmus und Überraschung. »Sie gestehen es also ein! Sie wollen, dass Unzeit zu einer Lebensweise wird, statt Ihre vereinzelte Sünde zu sein.«
»Natürlich!« Papa setzte nach. »Ich möchte, dass die Leute wissen: Wir leben in einem Zeitalter, das anders ist. Ich möchte, dass die Leute in jeder Phase der Sonne Kinder haben können, wenn sie es möchten.«
»Ja. Sie haben vor, uns übrige zu vereinnahmen. Sagen Sie, Unterberg, haben Sie schon geheime Schulen für Unzeitlinge? Gibt es Hunderte oder Tausende wie Ihre sechs, die nur darauf warten, von uns akzeptiert zu werden?«
»Äh… nein. Bisher haben wir für meine Kinder keine Spielgefährten gefunden.«
Die ganzen Jahre über hatten sie alle sich Spielgefährten gewünscht. Mutter hatte nach welchen gesucht, bisher ohne Erfolg. Gokna und Viki folgerten daraus, dass andere Unzeitlinge sehr gut versteckt sein mussten… oder sehr selten. Manchmal fragte sich Viki, ob sie vielleicht wirklich verdammt waren; es war so schwer, andere zu finden.
Die Geehrte Pedure lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und lächelte fast freundlich. »Das ist mir ein Trost, Meister Unterberg. Sogar in unserer Zeit sind die meisten Leute anständig und Ihre Perversionen selten. Nichtsdestoweniger ist die ›Kinderstunde‹ weiterhin beliebt, obwohl die Rechtzeit-Generation jetzt über zwanzig ist. Ihr Programm ist eine Verlockung, die es zuvor nicht gab. Und daher ist unser Austausch von Standpunkten schrecklich wichtig.«
»Ja, wirklich. Das glaube ich auch.«
Die Geehrte Pedure schob den Kopf vor. So ein Pech. Die Kupp hatte erkannt, dass Papa es ernst meinte. Wenn sie Papa zum Spekulieren brachte…, dann konnte es sehr eng werden. Pedures nächste Frage kam im beiläufigen Ton aufrichtiger Neugier. »Ich habe den Eindruck, Meister Unterberg, dass Sie das Moralgesetz
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