Eine Tiefe Am Himmel
besiedeln, liegt gewiss jenseits der Zeit der gegenwärtigen Generation.«
Papa winkte ab. »Mag sein, aber…«
Die Geehrte Pedure fuhr fort, die Stimme akademisch und interessiert: »Die große Veränderung während unserer Zeit ist also einfach die Eroberung des nächsten Dunkels, desjenigen, welches den gegenwärtigen Sonnenzyklus beendet?«
»Korrekt. Wir – alle, die wir diese Rundfunksendung hören – werden keine Tiefen brauchen. Das ist das Versprechen der Kernkraft. Alle großen Städte werden genug Energie haben, um für mehr als zwei Jahrhunderte warm zu bleiben – das ganze bevorstehende Dunkel hindurch. Sodass…«
»Ich verstehe, also müssen sehr große Bauvorhaben stattfinden, um die Städte einzuschließen?«
»Ja, und die Farmen. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass…«
»Und das ist dann auch der Grund, warum Sie eine zusätzliche Generation von Erwachsenen wollen. Deswegen wollen Sie Unzeit-Geburten durchdrücken.«
»Oh, nicht direkt. Das ist einfach eine Eigenschaft der neuen Situ…«
»De facto wird also der Goknische Einklang mit Hunderten von Millionen Dunkelschreitern in das kommende Dunkel eintreten. Was ist mit dem Rest der Welt?«
Papa schien zu erfassen, dass er in Schwierigkeiten kam. »Äh… aber andere technisch fortgeschrittene Länder können dasselbe tun. Die ärmeren Länder werden ihre herkömmlichen Tiefen haben, und sie werden später erwachen.«
Nun klang Stahl in Pedures Stimme, eine Falle, die endlich zuschnappte: »›Sie werden später erwachen.‹ Während des Großen Krieges haben vier Dunkelschreiter den mächtigsten Staat der Welt zu Fall gebracht. Im nächsten Dunkel werdet ihr Millionen Dunkelschreiter sein. Das sieht ganz so aus, wie die Vorbereitungen zu den größten Tiefen-Massakern in der Weltgeschichte.«
»Nein, so ist das überhaupt nicht. Wir würden nie…«
»Tut mir Leid, meine Dame, mein Herr, unsere Zeit ist um.«
»Aber…«
Grabber überging Papas Einwände. »Ich möchte Ihnen beiden danken, dass Sie heute bei uns waren und…« Bla bla bla.
Im Aufnahmeraum stand Pedure sofort auf, als Grabber mit seinem Spruch fertig war. Die Mikrofone waren jetzt abgeschaltet, und Viki konnte nicht hören, was gesagt wurde. Die Klerikerin wechselte offensichtlich Nettigkeiten mit dem Moderator. Auf der anderen Seite der Aufnahmebühne sah Papa sehr verblüfft aus. Als die Geehrte Pedure an ihm vorbeirauschte, stand Papa auf und folgte ihr hinaus, wobei er sehr lebhaft sprach. Sie hatte für ihn nur ein herablassendes kleines Lächeln.
Hinter Viki hantierte Didi Ultmot mit Reglern und steuerte den wichtigsten Teil der Sendung, die Werbung. Schließlich wandte sie sich vom Pult ab. Sie wirkte ein wenig benommen. »… Also wisst ihr, euer Papa hat ein paar wirklich… sonderbare… Ideen.«
Es schloss sich eine Folge von Akkorden an, die vielleicht Musik waren, und die Worte »Geschärfte Hand ist glückliche Hand. Bräm den Zinnfall mit fronendem Band…«
Spinnenwerbung war manchmal der Höhepunkt der Programme von Radio Weißenberg. Häutungsauffrischer, Augenpolitur, Beinkleider – viele von den Erzeugnissen ergaben einigermaßen Sinn, auch wenn es die Verkaufspointen nicht taten. Andere Produkte waren einfach sinnlose Wörter, vor allem, wenn es sich um ein zuvor unbekanntes Produkt handelte und um Übersetzer aus der zweiten Reihe.
Heute waren es die aus der zweiten Reihe. Reung, Broute und Trixia saßen unruhig da, vom Signalstrom abgeschnitten. Ihre Führer kamen schon herein, um sie von der Bühne zu holen. Heute ignorierte auch die Menge in Bennys Salon die Werbung weitgehend: »Nicht so lustig, als wenn die Kinder dran sind, aber…«
»Hast du das mit der Raumfahrt mitgekriegt? Ich frage mich, wie sich das auf den Zeitplan auswirkt. Wenn…«
Ezr hörte nicht hin. Sein Blick blieb auf die Wand gerichtet, und das ganze Geplapper war nur ein fernes Summen. Trixia sah schlechter aus als sonst. Das Flackern ihres Blicks kam Ezr verzweifelt vor. Er dachte das oft, und ein Dutzend Mal hatte Anne Reynolt behauptet, es sei nichts als Eifer, wieder an die Arbeit zu gehen.
»Ezr?« Eine Hand strich sacht über seinen Ärmel. Es war Qiwi. Irgendwann während des Programms war sie in den Salon geschlüpft. Sie hatte das auch früher schon gemacht, still dagesessen und die Vorstellung betrachtet. Jetzt hatte sie die Stirn, sich wie ein Freund zu benehmen. »Ezr, ich…«
»Spar dir das.« Ezr wandte sich von ihr ab.
Und so schaute
Weitere Kostenlose Bücher