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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein Gutteil davon war später aufgegeben worden.
    Das Problem war, dass sich Blitzköpfe nicht leicht taten, Fixierungen aufzugeben.
    Es fehlte nicht mehr viel, und Trixia wäre wirklich verärgert gewesen. Die Anzeichen waren nicht extrem. Sie runzelte oft die Stirn, wenngleich nicht gar so heftig. Und selbst wenn sie schwieg, waren beide Hände unablässig auf der Tastatur beschäftigt. Doch diesmal wurde die Analyse, die zu ihr zurückkam, von ihrer Datenbrille über die Wände ausgebreitet. Ihr Atem ging schneller, während sie die Kritik in ihrem Geist und dem angeschlossenen Datennetz hin und her drehte. Sie hatte keine Gegenerklärung.
    Ezr streckte die Hand aus, berührte ihre Schulter. »Zusatzfrage, Trixia. Ich habe mit Kakto einige Zeit über diese Sache mit dem ›Kunter‹ gesprochen.« In Wahrheit hatte Ezr dem Mann ziemlich zugesetzt. Oft war das die einzige Möglichkeit, mit einem fokussierten Spezialisten zu arbeiten: sich auf das Fachgebiet des Blitzkopfes zu konzentrieren und seine Frage immer wieder auf verschiedene Art zu stellen. Ohne Geschick und eine Portion Glück kam man mit dieser Technik rasch an ein Ende der Kommunikation. Selbst nach sieben Jahren Wache war Ezr kein Experte, doch in diesem Fall war Norm Kakto schließlich dazu gebracht worden, Alternativen zu entwerfen: »Wir haben uns gefragt, ob nicht vielleicht die Spinnen einen solchen Überschuss an visuellen Methoden besitzen, dass das Spinnenhirn vielfachen Zugang hat – weißt du, einen Bruchteil einer Sekunde in einer Spektralregion wahrnehmen, einen Bruchteil einer Sekunde in einer anderen. Die Spinnen könnten – ich weiß nicht, eine Art Kräuseleffekt wahrnehmen.«
    Eigentlich hatte Kakto die Idee als absurd verworfen und gesagt, dass selbst dann, wenn das Spinnenhirn seine visuellen Sinne in Zeitscheiben einsetze, die Wahrnehmung auf der Ebene des Bewusstseins dennoch ein zusammenhängendes Ganzes bilden würde.
    Während er diese Worte sprach, erstarrte Trixia beinahe, nur ihre Finger bewegten sich weiter. Ihr ständig wandernder Blick blieb eine Sekunde lang auf eine Stelle fixiert – direkt auf Ezrs Augen. Er sagte etwas, das nichttrivial war und nahe am Zentrum ihres Fokus lag. Dann schaute sie weg, murmelte in ihr Stimmeingabegerät und hämmerte noch furioser auf die Tasten. Ein paar Sekunden vergingen, und ihr Blick begann im Zimmer umherzuschießen, verfolgte Phantome, die nur in ihrer Datenbrille zu sehen waren. Dann, abrupt: »Ja! Das ist die Erklärung. Ich habe bisher nie wirklich daran gedacht – es war nur der Kontext, der mich auf das Wort brachte, aber…« Daten und Adressen breiteten sich über die Wände aus, wo sie sie beide sehen konnten. Ezr versuchte Schritt zu halten, doch seine Datenbrille war noch immer vom Hammerfest-Netz ausgesperrt; er musste sich auf Trixias vage Gesten verlassen, um die Ereignisse zu erkennen, die sie zitierte.
    Ezr grinste. Jetzt eben kam Trixia der Normalität ungefähr so nahe, wie nur eben möglich, selbst wenn es eine Art frenetischer Triumph war… »Schau! Außer in einem Fall von Überlastung durch Schmerz gehören zu jeder Verwendung von ›Kunter‹ geringer Dunst, geringe Luftfeuchtigkeit und ein breites Spektrum von Helligkeit. In diesen Situationen ist die ganze Farbe… die Vetmut3… « Sie fiel in den internen Jargon, das unergründliche Zeug, das unter fokussierten Übersetzern im Schwange war. »Der Modus der Sprache ist verändert. Ich brauchte ein besonderes Wort, und ›Kunter‹ ist gut genug.«
    Er hörte zu und beobachtete. Fast sah er, wie die Erkenntnis in Trixias Geist entsprang, neue Verbindungen herstellte, zweifellos alle künftigen Übersetzungen verbesserte. Ja, es wirkte real. Die Betonköpfe konnten sich über die Farbe »Runter« nicht beklagen.
    Alles in allem war es eine gute Sitzung. Und was Trixia dann tat, war eine wunderbare Überraschung. Fast ohne ihren Redefluss zu unterbrechen, nahm sie eine Hand von der Tastatur und langte seitwärts nach der Delitesse. Sie löste das Törtchen von seinem Halt und starrte in den duftenden Schaum – als erkenne sie plötzlich, was ein Törtchen war und welches Vergnügen es bereitete, solche Dinge zu essen. Dann steckte sie sich das Ding mit einer heftigen Bewegung in den Mund, und der leichte Zuckerguss spritzte in bunten Tropfen über ihre Lippen. Einen Augenblick lang glaubte er, sie würge, aber es war nur ein glückliches Lachen. Sie kaute, schluckte… und dann seufzte sie ganz und gar

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