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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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meine ganz trockene professionelle Einschätzung sagen: Ihr Kinder könnt die Besten sein. Wir wollten den Start für euch noch ein paar Jahre hinausschieben, aber das hat sich nun geändert. Wenn die Zeiten kommen, die ich befürchte, möchte ich, dass ihr fünf wisst, was vor sich geht. Wenn nötig, möchte ich, dass ihr fünf agieren könnt, selbst wenn alles andere drunter und drüber geht.«
    Viktoria junior war längst alt genug, um über Diensteide und Befehlsketten Bescheid zu wissen. »Alles? Ich…« Sie zeigte auf die Schulterstücke ihrer Mutter.
    »Ja, mein Leben ist meine Loyalität für die Krone. Ich sage, dass vielleicht Zeiten kommen werden, wenn – zeitweise – der Krone zu dienen heißt, Dinge außerhalb der sichtbaren Befehlskette zu tun.« Sie lächelte ihre Tochter an. »Manche von den Abenteuerromanen haben Recht, Viki. Die Chefin des Geheimdienstes vom Einklang hat wirklich ihre eigene besondere Befehlsgewalt… Huch, ich habe meine anderen Besprechungen lange genug verschoben. Wir werden wieder reden, sehr bald, wir alle.«
    Nachdem die Generalin fort war, ging Viki in ihrem kleinen Schlafzimmer ganz oben auf dem Hügel hin und her. Sie war noch benommen, empfand aber kein unbewältigtes Entsetzen mehr. Es gab auch Erstaunliches und Hoffnungsvolles. Sie und Gokna hatten immer Spionage gespielt. Doch Mutter redete nicht von dem, was sie tat, und sie stand so hoch über dem gewöhnlichen Militär, dass es ein törichter Traum schien, in ihre Fußstapfen treten zu wollen. Kommerzieller Sicherheitsdienst, vielleicht bei Unternehmen, wie Hrunkner Unnerbei sie gegründet hatte, wirkte realistischer. Jetzt aber…
    Viki spielte einen Augenblick lang mit Goknas kleinem Puppenhaus. Sie und Gokna würden nie über diese Pläne diskutieren können. Mutters Team hatte den ersten Verlust erlitten. Doch jetzt wussten sie, dass sie ein Team waren: Jirlib und Brent, Rhapsa, Klein Hrunk, Viki, Viktoria und Scherkaner. Sie würden lernen, ihr Bestes zu geben. Und am Ende wird das genügen.

 
     
DREIUNDDREISSIG
     
    Für Ezr Vinh vergingen die Jahre schnell, und das nicht nur wegen seines Viertelzeit-Wachzyklus. Die Zeit seit dem Überfall und den Morden machte fast ein Drittel seines Lebens aus. Es waren die Jahre, die er, wie sein inneres Ich versprochen hatte, mit unbeirrbarer Geduld durchzustehen gewillt war, ohne jemals das Bestreben aufzugeben, Tomas Nau zu vernichten und alles, was noch zu retten war, zurückzugewinnen. Es war eine Zeit, die sich, wie er geglaubt hatte, zu endloser Folter dehnen würde.
    Ja. Er hatte mit unbeirrbarer Geduld gespielt. Und es hatte ihm Schmerz eingebracht… und Schande. Doch seine Furcht war die meiste Zeit etwas Fernes. Und obwohl er noch keine Einzelheiten kannte, verlieh allein schon das Wissen, für Pham Nuwen zu arbeiten, das sichere Gefühl, dass sie am Ende triumphieren würden. Doch zu seiner größten Überraschung sprang etwas immer wieder in den Vordergrund und forderte zu unbehaglicher Selbstbetrachtung heraus: In mancher Hinsicht waren diese Jahre befriedigender als jede Zeit seit der frühen Kindheit. Wie kam das?
     
    Hülsenmeister Nau machte sparsamen Gebrauch von der verbliebenen medizinischen Automatik und hielt kritische ›Funktionen‹ wie Übersetzer die meiste Zeit auf Wache. Trixia war jetzt in den Vierzigern. Ezr sah sie fast jeden Tag, wenn er auf Wache war, und die kleinen Veränderungen in ihrem Gesicht schmerzten ihn.
    Doch es gab auch andere Veränderungen bei Trixia, Veränderungen, die ihn glauben machten, seine Gegenwart und die verstreichenden Jahre würden sie ihm allmählich zurückbringen.
    Wenn er zu früh in ihre winzige Zelle im Obergeschoss von Hammerfest kam, ignorierte sie ihn weiterhin. Doch dann traf er einmal hundert Sekunden nach der üblichen Zeit ein. Trixia saß da, das Gesicht zur Tür gekehrt. »Du kommst zu spät«, sagte sie. In ihrer Stimme klang dieselbe tonlose Ungeduld, wie sie bei Anne Reynolt vorkommen konnte. Alle Fokussierten waren berüchtigt für ihren Pünktlichkeitsfimmel. Trotzdem. Trixia hatte seine Abwesenheit bemerkt.
    Und er bemerkte, dass Trixia jetzt selbst etwas auf ihr Äußeres achtete und sich pflegte. Ihr Haar war zurückgekämmt, fast hübsch, wenn er zu ihren Treffen kam. Jetzt waren ihre Gespräche öfters nicht mehr völlig einseitig… zumindest, wenn er sorgfältig auf die Themen achtete.
    Heute betrat Ezr ihre Zelle rechtzeitig, aber mit etwas Schmuggelgut – zwei kleinen

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