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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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seine Schnüffler bei einem gründlichen, mehrtägigen Durchkämmen sämtlicher Teile von Hammerfest und dann der Sternenschiffe und der Lagerhaus-Wolke. Er brach sogar mit der Tradition und ließ die Orter hundert Kilosekunden lang im Arsenalbunker bei L1-A laufen. Es war, als leuchte man mit einem Scheinwerfer in dunkle Ecken. Sie fanden und bereinigten Dutzende von Sicherheitsmängeln – und stießen auf keine einzige Spur von Subversion. Alles in allem stärkte die Erfahrung auf wunderbare Weise das Selbstvertrauen, wie wenn man im Haus nach Ungeziefer sucht, keins findet, aber auch sieht, wo man Gift und Barrieren gegen künftigen Befall anbringen muss.
    Und jetzt besaß Tomas Nau mehr Wissen über seine eigene Domäne als je ein Hülsenmeister in der Geschichte der Aufsteiger.
    Ritsers Schnüffler konnten mit Hilfe der Orter Nau den Aufenthaltsort und Gefühlszustand – sogar den kognitiven Zustand – von jedem in Hammerfest liefern. Nach einer Weile wurde ihm klar, dass es Experimente gab, die er schon längst hätte durchführen sollen.
    Ezr Vinh. Vielleicht war mit ihm etwas mehr zu machen. Nau studierte abermals den Lebenslauf des Burschen. Bei der nächsten Besprechung war er bereit. Das war Vinhs Standard-Versammlungszeit. Es waren nur sie beide, doch inzwischen hatte sich der Krämer sehr an den Austausch gewöhnt. Vinh erschien in Naus Büro, um seine Zusammenfassungen für die letzten zehn Tage durchzusprechen, die Fortschritte, die er bei den Blitzkopf-Gruppen in ihrem Verständnis der Spinnenwelt sah.
    Tomas ließ den Krämer sein Zeug herunterrasseln. Er hörte zu, nickte, fragte die plausiblen Fragen… und beobachtete die Analyse in seiner Datenbrille. Herrgott. Die Orter in der Luft, auf Vinhs Sessel, sogar auf seiner Haut sendeten Meldungen an die Unsichtbare Hand, wo Programme die Analysen durchführten und die Ergebnisse zurück an Naus Datenbrille schickten, Vinhs Haut färbten und galvanische Reaktion, Hauttemperatur, Schweißabsonderung zeigten. Standardgraphiken rund um das Gesicht zeigten den Puls und andere innere Vorgänge. Ein eingefügtes Fenster gab wieder, was Vinh von seinem Platz auf der anderen Seite des Schreibtisches sah, und stellte jede seiner Augenbewegungen mit roten Spuren dar. Zwei von Brughels Schnüfflern waren für dieses Gespräch eingesetzt, und ihre Analyse war ein rollender Text am oberen Rand von Naus Gesichtsfeld. Subjekt ist auf zehn Prozent des normalen Gesprächsniveaus entspannt. Subjekt ist selbstsicher, aber wachsam, ohne Sympathie für den Hülsenmeister. Subjekt versucht gegenwärtig nicht, explizite Gedankengänge zu unterdrücken.
    Es war mehr oder weniger das, was Nau vermutet hätte, doch mit einem Reichtum an beigefügten Einzelheiten, besser als ein gewaltfreies Verhör mit noch so guter Technik, da es für das Subjekt unsichtbar war.
    »Die strategische Politik ist also jetzt viel klarer«, schloss Vinh ohne jede Ahnung von der dualen Natur des Gesprächs. »Pedure und die Sinnesgleichen haben einen gewissen Vorsprung bei Raketen und Kernwaffen, aber sie sind bei Datenverarbeitung und Netzwerken merklich hinter dem Einklang zurückgeblieben.«
    Nau zuckte die Achseln. »Die Sinnesgleichen sind eine strikte Diktatur. Haben Sie mir nicht erzählt, dass die Tyranneien im Zeitalter der Morgenröte nicht mit Computernetzen zurechtkamen?«
    »Ja.« Subjekt unterdrückt wahrscheinliche Empfindung von Ironie. »Das gehört dazu. Wir wissen, dass sie einen Erstschlag einige Zeit nach dem Erlöschen der Sonne planen, das erklärt also ihre überhöhten Militärausgaben. Und auf Seiten des Einklangs ist Scherkaner Unterberg so begeistert von Automatik, dass Pedure nicht Schritt halten kann. Offen gesagt, ich glaube, dass wir auf einen kritischen Punkt zusteuern, Hülsenmeister.« Subjekt meint diese Aussage aufrichtig. »Die Spinnenzivilisation hat das Gesetz der reziprok quadratischen Abhängigkeit erst vor ein paar Generationen entdeckt; entsprechend war ihre Mathematik hinter unserem Zeitalter der Morgenröte im Rückstand. Aber die Sinnesgleichen haben solide Fortschritte bei der Raketentechnik gemacht. Wenn sie auch nur ein Zehntel von Scherkaner Unterbergs Neugier entwickeln, werden sie uns in weniger als zehn Jahren entdecken.«
    »Bevor wir ihre Netze vollständig kontrollieren können?«
    »Ja, Herr Hülsenmeister.«
    Dasselbe hatte Jau Xin wiederholt gesagt, ausgehend von seinen Piloten-Blitzköpfen. Schade. Aber zumindest wurde allmählich klar,

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